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Die Bedeutung von berufspraktischen Vorqualifikationen und Interessenorientierungen für die Präferenz einer landärztlichen Tätigkeit sowie für verschiedene Facharztweiterbildungen
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Veröffentlicht: | 30. Juli 2024 |
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Zielsetzung: In Deutschland besteht seit einigen Jahren ein Mangel an Ärzt*innen in ländlichen Regionen. Die Einführung der Landarztquote stellt in diesem Zusammenhang eine Möglichkeit dar, dem Problem der Unterversorgung auf dem Land bereits über die Zulassung entgegenzuwirken. Um die Versorgung langfristig sicherzustellen, kann eine Untersuchung der Faktoren, die unabhängig von der Landarztquote das Interesse an einer Tätigkeit auf dem Land zu erhöhen, einen wichtigen Beitrag leisten. Zu solchen Faktoren zählen ein ländlicher Heimatort, ein Praktikum in der Allgemeinmedizin [1] oder vor dem Studium erworbene praktische Erfahrungen [2]. Eine Zusammenschau unterschiedlicher praktischer Vorerfahrungen und Interessenorientierungen mit der Präferenz für eine landärztliche Tätigkeit und verschiedene Facharztweiterbildungen stellt jedoch bislang eine Forschungslücke dar.
Methoden: Der Forschungsverbund VSM-BW („Vorqualifikationen Humanmedizin“) untersuchte im Rahmen einer Querschnittsstudie an fünf medizinischen Fakultäten in Baden-Württemberg berufspraktische Vorqualifikationen, unter anderem in Zusammenhang mit Studienerfolg [3]. Die vorliegende Studie setzt ihren Fokus auf die Zusammenhänge mit dem Interesse für verschiedene Facharztweiterbildungen. Dafür bearbeiteten insgesamt 4954 Studieninteressierte und Medizinstudierende im 1., 3., 6. und 10. Semester sowie im praktischen Jahr Fragen zu Vorqualifikationen und ein Instrument zu Interessenorientierungen. Außerdem konnten bis zu drei präferierte Facharztweiterbildungen sowie das Interesse an einer landärztlichen Tätigkeit angegeben werden.
Ergebnisse: Erste Vorabanalysen zeigen, dass die Fächer „Innere Medizin“ (38%), „Chirurgie“ (35%) und „Allgemeinmedizin“ (34%) am häufigsten angegeben wurden. Personen mit einer Berufsausbildung im medizinischen Bereich gaben häufiger „Anästhesiologie“ an als Personen ohne Ausbildung (46.2% vs. 16.3%). Die untersuchte Stichprobe gab ein besonderes Interesse an sozialen (S), gefolgt von intellektuellen (I) und unternehmerischen (E) Tätigkeiten (SIE-Profil) an und es zeigten sich nur marginale Unterschiede in den Profilen hinsichtlich verschiedener Facharztpräferenzen. In einer Regressionsanalyse ging ein absolvierter Freiwilligendienst, ein höheres Interesse für praktische, künstlerisch-sprachliche oder soziale Tätigkeiten sowie ein geringeres Interesse für intellektuell-forschende Tätigkeiten mit einem erhöhten Interesse für eine landärztliche Tätigkeit einher. Für eine Berufsausbildung oder ein Studium konnten keine Zusammenhänge festgestellt werden.
Diskussion: Die Ergebnisse tragen zu einem besseren Verständnis der Charakterisierung von Medizinstudierenden, die sich für eine landärztliche Tätigkeit interessieren, sowie von Personen mit berufspraktischen Vorqualifikationen bei. Auf Basis der gewonnenen Ergebnisse können weitere Überlegungen zur Steigerung der Attraktivität einer landärztlichen Tätigkeit diskutiert werden.
Literatur
- 1.
- Selch S, Pfisterer-Heise S, Hampe W, van den Bussche H. On the attractiveness of working as a GP and rural doctor including admission pathways to medical school – results of a German nationwide online survey among medical students in their “Practical Year”. GMS J Med Educ. 2021;38(6):Doc102. DOI: 10.3205/zma001498
- 2.
- Kesternich I, Schumacher H, Winter J, Fischer MR, Holzer M. Student characteristics, professional preferences, and admission to medical school. GMS J Med Educ. 2017;34(1):Doc5. DOI: 10.3205/zma001082
- 3.
- Schröpel C, Festl-Wietek T, Herrmann-Werner A, Wittenberg T, Schüttpelz-Brauns K, Heinzmann A, Keis O, Listunova L, Kunz K, Böckers T, Herpertz SC, Zipfel S, Erschens R. How professional and academic pre-qualifications relate to success in medical education: Results of a multicentre study in Germany. PLoS One. 2024;19(3):e0296982. DOI: 10.1371/journal.pone.0296982