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Fehlkonzepte in der Inneren Medizin – „Einer neuen Wahrheit ist nichts schädlicher als ein alter Irrtum.“
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Veröffentlicht: | 30. Juli 2024 |
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Fragestellung: Mit Fehlkonzepten oder intuitiven Konzepten werden Alltagsvorstellungen bezeichnet, die mit akzeptierten wissenschaftlichen Konzepten nicht in Einklang stehen. Auch unter Medizinstudierenden liegen Fehlkonzepte in unterschiedlichen medizinischen Fächern vor und sind zum Teil gut untersucht [1]. Auch gibt es bereits didaktische Maßnahmen, um den relativ veränderungsresistenten Fehlkonzepten bereits im Studium zu begegnen und damit längerfristig die Patientensicherheit zu erhöhen. Innerhalb der Inneren Medizin wurden intuitive Konzepte (IK) zwar bereits untersucht [2], jedoch ist die Evidenzlage noch erweiterbar. Aus diesem Grund haben wir IK aus der Literatur, die bisher nur an einem Standort untersucht wurden, verwendet und anhand Ulmer Studierender untersucht.
Methoden: Es wurden zwei Studien durchgeführt, bei denen jeweils 8 IK aus Harendza & Herzog verwendet wurden [2]. Die Fragen wurden randomisiert, jeweils auf einer Seite mit 4 Antwortoptionen online präsentiert.
- Studie 1: Im Sommersemester 2022 wurden N=91 Studierenden der Humanmedizin des 9. & 10. Semesters befragt. Antwortoptionen: „richtige Antwort“/“IK“/“beide Antworten sind falsch“/“weiß nicht“.
- Studie 2: Im Wintersemester 2022/23 wurden N=55 Studierende der Humanmedizin des 8. & 9. Semesters im Abstand von 2 Wochen wiederholt mit denselben Fragen zu den IK befragt. Antwortoptionen: „richtige Antwort“/“IK“/“falsche Antwort“/“weiß nicht“. Zwischen den Befragungen wurden zwei der acht IK thematisiert.
Die Ergebnisse wurden deskriptiv anhand der 4 Antwortoptionen ausgewertet und mit den Ergebnissen der Literatur [2] verglichen. Darüber hinaus wurde für Studie 2 ein Summenwert (richtige Antwort=1 Punkt) über die 8 Fragen gebildet und dieser zwischen den beiden Erhebungen mittels verbundenem t-Test verglichen.
Ergebnisse: Insgesamt zeichnet sich bei allen IK ein vergleichbares Muster zwischen unseren und den in der Literatur beschriebenen Ergebnissen ab, wobei nicht in jedem Fall das IK hervorsticht. Die beiden IK zu den Themen „Fiebersenkung“ (48,5%-50,9%) und „erhöhte Trinkmenge verbessert Nierenfunktion“ (41,8%-50,7%) wurden jedoch besonders häufig gewählt. Zwischen den beiden Erhebungen in Studie 2 gab es keinen signifikanten Unterschied im Summenwert. Bzgl. der beiden gelehrten Themen zeichnet sich ein gemischtes Bild ab, wobei das IK in einem Fall relativ konstant weitergewählt wird.
Diskussion: Die Ergebnisse aus der Literatur zu den untersuchten IK der Inneren Medizin konnten an unserem Standort weitestgehend bestätigt werden. Auch zur Veränderungsresistenz von IK in der Inneren Medizin gibt es in unserer Studie hinweise. Wie in der Literatur benannt [1], [3] sollten geeignete didaktische Methoden genutzt werden, z.B. das Hervorheben kritischer Elemente der wissenschaftlichen Konzepte und eine genaue Prüfung bei der Vereinfachung von Unterrichtsmaterial, um bereits vorhandene Fehlkonzepte nicht zu kolportieren sowie neue nicht entstehen zu lassen.
Literatur
- 1.
- Boshuizen HP, Marambe KN. Misconceptions in medicine, their origin and development in education and working life. Int J Educ Res. 2020;100:101536. DOI: 10.1016/j.ijer.2020.101536
- 2.
- Harendza S, Herzog C. Intuitive concepts in internal medicine and their occurrence in undergraduate medical students in different semesters. GMS J Med Educ. 2022;39(1):Doc11. DOI: 10.3205/zma001532
- 3.
- Michael JA, Wenderoth MP, Modell HI, Cliff W, Horwitz B, McHale P, Richardson D, Silverthorn D, Williams S, Whitescarver S. Undergraduates’ understanding of cardiovascular phenomena. Adv Physiol Educ. 2002;26(2):72-84. DOI: 10.1152/advan.00002.2002