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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

05.08. - 09.08.2024, Freiburg, Schweiz

Online-Videoreflexion in der kommunikativen Ausbildung – Vergleich von vorgegebenen und frei wählbaren Reflexionspunkten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Henning Dörries - Technische Universität München, TUM School of Medicine & Health, Department Clinical Medicine, TUM Medical Education Center, München, Deutschland
  • Martin Gartmeier - Technische Universität München, TUM School of Medicine & Health, Department Clinical Medicine, TUM Medical Education Center, München, Deutschland
  • Marc Kleinknecht - Leuphana Universität Lüneburg, Institut für Bildungswissenschaft, Lüneburg, Deutschland
  • Pascal O. Berberat - Technische Universität München, TUM School of Medicine & Health, Department Clinical Medicine, TUM Medical Education Center, München, Deutschland
  • Kristina Schick - Technische Universität München, TUM School of Medicine & Health, Department Clinical Medicine, TUM Medical Education Center, München, Deutschland; Technische Universität Dresden, Institut für Didaktik und Lehrforschung in der Medizin, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Freiburg, Schweiz, 05.-09.08.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-12-01

doi: 10.3205/24gma047, urn:nbn:de:0183-24gma0472

Veröffentlicht: 30. Juli 2024

© 2024 Dörries et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Das Training kommunikativer Kompetenz im Medizinstudium erfolgt häufig simulationsbasiert. In jüngster Zeit haben jedoch E-Learningformate zum Kommunikationstraining an Bedeutung gewonnen, die u.a. Videoreflexion einsetzen. Videoreflexion beschreibt einen Ansatz, der sich auf die Analyse und Reflexion von Gesprächssituationen bezieht [1]. Wir untersuchen die Fragestellung, wie drei verschiedene Varianten der Gestaltung von Videoreflexion die Reflexionstiefe der Studierenden vorhersagen:

1.
die Reflexionspunkte im Video sind vorgegeben (FEST),
2.
die Reflexionspunkte werden von den Studierenden eigenständig gesetzt (FREI), und
3.
die Reflexion erfolgt summativ am Ende des Videos (ENDE).

Folgende Forschungsfragen wurden untersucht:

  • Wie unterscheidet sich die Reflexionstiefe in Abhängigkeit von dem didaktischen Ansatz?
  • Besteht ein Zusammenhang zwischen der Länge der Texte und der Reflexionstiefe?

Methode: Die Studie fand im Wintersemester 2022/23 im Seminar „Ärztliche Gesprächsführung 1“ im ersten klinischen Jahr an der TU München statt. N=139 Medizinstudierende (Alter: M=22,74 Jahre, SD=2,97) wurden eine der drei Varianten randomisiert zugeordnet. Die Studienteilnehmenden führten die Reflexion an jeweils drei Lehrvideos durch. Anschließend wurde die Reflexionstiefe der 417 Reflexionstexte mithilfe der REFLECT rubric [2] ausgewertet. Die Reflexionstiefe wurde anhand von vier Items (Schreibspektrum, Analyse, Dilemma und Emotionen) auf einer vierstufigen Skala (0-3) bewertet. Höhere Werte stehen hierbei für eine höhere Reflexionstiefe. Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden Korrelationen sowie eine mixed-ANOVA berechnet.

Ergebnisse: Die Studierenden mit der Variante FEST erreichten die höchsten REFLECT-Werte. Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen der Variante FEST (M=7,39, SD=2,59) und der Variante ENDE (M=5,89, SD=2,80, p=0,003). Der Mittelwert der Variante FREI lag mit 6,41 (SD=2,79) im Mittelfeld. Ebenso zeigte sich eine stark positive Korrelation zwischen den REFLECT-Werten und der Textlänge (r=0,68, p < 0,001).

Diskussion: Unsere Studie zeigt, dass die Reflexion mit festen Ankerpunkten einen vielversprechenden didaktischen Ansatz im Rahmen der Förderung kommunikativer Kompetenz im Medizinstudium darstellt. Durch die kürzeren zu reflektierenden Gesprächsausschnitte könnte die kognitive Belastung im Vergleich zu den Reflexionsvarianten FREI und ENDE geringer ausfallen, was wiederum eine fokussiertere Reflexion ermöglicht. Insgesamt zeigt unsere Studie, dass Videoreflexion ein vielversprechender Ansatz ist, um Reflexionsprozesse zu ärztlicher Gesprächsführung anzuregen.

Take Home Messages:

  • Zur Förderung intensiverer Reflexion über Lehrvideos zur ärztlichen Gesprächsführung ist v.a. Reflexion mit festen Ankerpunkte vielversprechend.
  • Die Reflexionstiefe steht in einem starken Zusammenhang mit der Länge des Reflexionstextes.

Literatur

1.
Schick K, Reiser S, Janssen L, Schacht L, Pittroff SI, Dörfler E, Klein E, Roenneberg C, Dinkel A, Fleischmann A, Berberat PO, Bauer J, Gartmeier M. Training in medical communication competence through video-based e-learning: How effective are video modeling and video reflection? Patient Educ Couns. 2024;121:108132. DOI: 10.1016/j.pec.2023.108132 Externer Link
2.
Wald HS, Borkan JM, Taylor JS, Anthony D, Reis SP. Fostering and evaluating reflective capacity in medical education: Developing the REFLECT rubric for assessing reflective writing. Acad Med. 2012;87(1):41-50. DOI: 10.1097/ACM.0b013e31823b55fa Externer Link