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„Meiner Kenntnis nach [gibt es] total wenig Fortbildungen, die mir wirklich was bringen.“ Barrieren und Förderfaktoren von Fort- und Weiterbildungen bei klinisch tätigen Reha-Mitarbeitenden
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Veröffentlicht: | 30. Juli 2024 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Klinisch tätiges Personal in der medizinischen Rehabilitation (Reha) hat häufig trotz Ausbildung/Studium noch Bedarf an Reha-bezogenen Kompetenzen und Inhalten [1], um auf berufspraktische Anforderungen vorbereitet zu sein. Daher ist ein Ziel der INFORM-Studie, die Bedarfe, Barrieren sowie Förderfaktoren von Fort-/Weiterbildungen bei Reha-Mitarbeitenden zu erfassen.
Methoden: Zur Erhebung dienten online-moderierte, berufsspezifische Gruppendiskussionen und Einzelinterviews. Hierbei wurden die Mitarbeitenden sowohl zu ihrem Berufseinstieg in der medizinischen Reha, den genutzten sowie gewünschten Informations- und Austauschangeboten als auch Barrieren und Förderfaktoren einer Angebotsnutzung befragt. Die Auswertung erfolgte inhaltsanalytisch.
Ergebnisse: Insgesamt bestätigen die 45 Reha-Mitarbeitenden (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]), dass sie sich beim Berufseinstieg nicht gut auf den Reha-Alltag vorbereitet fühlten und aufgrund fehlender Lehrinhalte bzgl. Reha-spezifischer Themen (z.B. Leistungsanforderungen der Kostenträger, Patientenmanagement) überfordert waren. Hieraus ergaben sich gewünschte Fortbildungsthemen: die Motivation von und Gesprächsführung mit schwierigen Patient*innen, sozialmedizinische Grundlagen, Neuerungen bei Leitlinien/Verfahren sowie der interdisziplinäre/-professionelle Austausch zu gemeinsamen Schnittstellen. Hinderlich bei der Angebotsnutzung waren Einschränkungen von zeitlichen und finanziellen Ressourcen, die sowohl berufsgruppen- als auch klinikabhängig unterschiedlich ausgeprägt waren. Das Wissen um und der Zugang zu bereits vorhandenen Angeboten war sehr heterogen. Zudem wurde teilweise von einem Mangel an thematisch oder zeitlich passenden Angeboten berichtet. Als förderlich für die Inanspruchnahme bisheriger Angebote stellte sich mehrheitlich die Eigeninitiative der Teilnehmenden sowie die Förderung durch Vorgesetzte und Informationsweitergabe durch berufliche Netzwerke (z.B. Fachverbände) heraus. Auch Zertifizierungsprogramme bzw. Qualifikationsverpflichtungen und klinikübergreifende Weiterbildungsverbände wurden als Fördermöglichkeiten beschrieben.
Diskussion: Die Ergebnisse unterstreichen den berufsgruppenübergreifenden Bedarf an Reha-spezifischer Fort-/Weiterbildung sowie den Wunsch nach einem stärkeren klinikinternen und -externen Fachaustausch. Die Eigenmotivation der Reha-Mitarbeitenden und Unterstützung durch Vorgesetzte bzw. Integration von Fortbildungsbedarfen in die Qualitätssicherung fördern prinzipiell die Angebotsnutzung. Jedoch: Auch wenn theoretisch verfügbar, werden die bisherigen Angebote außerhalb der Fachverbände entweder gar nicht zur Kenntnis oder aufgrund bestehender zeitlicher, personeller und finanzieller Barrieren nicht in Anspruch genommen. Dementsprechend sollten Fort-/Weiterbildungen für Reha-Mitarbeitende möglichst Reha-spezifisch, finanzierbar und zeitlich flexibel angeboten werden. Es besteht ein Bedarf an Möglichkeiten für einen niedrigschwelligen internen und externen Austausch.