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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

05.08. - 09.08.2024, Freiburg, Schweiz

Förderung der ärztlichen Identitätsentwicklung durch Ethik-Lehre: Konzept und Erprobung eines diskursiven Wahlfachs zum biomedizinischen Enhancement

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Katja Kühlmeyer - LMU München, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, München, Deutschland
  • Anna Hirsch - LMU München, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, München, Deutschland
  • Phyllis Barbara Gievers - LMU München, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, München, Deutschland
  • Corbinian Benedikt Lanz - LMU München, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, München, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Freiburg, Schweiz, 05.-09.08.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-09-04

doi: 10.3205/24gma039, urn:nbn:de:0183-24gma0399

Veröffentlicht: 30. Juli 2024

© 2024 Kühlmeyer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Ethik-Lehre kann einen Einfluss auf die Entwicklung der professionellen Identität von Medizinstudierenden haben. In diesem Beitrag zielen wir darauf ab, das Konzept der „Professionellen Identitätsentwicklung“ für ein Ethik-Lehrangebot im Medizinstudium zu konkretisieren.

Methoden: Zunächst erfolgt eine Konzeptanalyse von Professioneller Identitätsentwicklung und eine Bestimmung der Rolle der Ethik-Lehre in Bezug auf dieses Konzept. Dann werden didaktische Überlegungen aus dem Konzept abgeleitet und durch die begründete Wahl von Lehr- und Lernmethoden konkretisiert.

Ergebnisse: Wir verstehen professionelle Identitätsentwicklung als einen aktiven Auseinandersetzungs- und Selbstvergewisserungsprozess des lernenden Subjekts, das sich in der ärztlichen Ausbildung und Tätigkeit mit divergierenden Vorstellungen von professionellem ärztlichem Handeln konfrontiert sieht. Um zu einer Einsicht in die eigenen Wertvorstellungen und Haltungen in Bezug auf die ärztliche Tätigkeit zu gelangen, beschäftigt sich die lernende Person mit ihrem Weltbild und Wertesystem, ihren Erfahrungen, aber auch mit normativen Anforderungen (u.a. professionell geteilten Werten, Normen und Tugenden), die durch Vertreter*innen der ärztlichen Profession, Patient*innen und ihre An-/Zugehörigen sowie der Gesellschaft an sie herangetragen werden. In der Ethik-Lehre findet eine Beschäftigung mit ethischen Anforderungen an die ärztliche Tätigkeit statt.

Basierend auf dieser Vorstellung wurde ein Wahlfach für die Vorklinik konzipiert. Das Lehrkonzept weist Schnittmengen zwischen den Zielen der kompetenzorientierten Ethik-Lehre und der professionellen Identitätsentwicklung auf.

Medizinstudierende im klinischen Studienabschnitt wurden von Ethik-Dozierenden zur Auswahl der Lehrinhalte und -methoden befähigt und in der Durchführung der Lehre unterstützt. Vorrangiges Ziel des Angebots war die Fähigkeit zur kritischen, argumentativen Auseinandersetzung mit ethischen Fragen in der ärztlichen Tätigkeit zu fördern. Konkret wurde in einem Seminar die Vertretbarkeit des Angebots medizinischer Maßnahmen zur Optimierung menschlicher Eigenschaften und Fähigkeiten im Rahmen des öffentlichen Gesundheitswesens diskutiert. Es kam u.a. die Methode des Gruppendelphis zum Einsatz, eine Diskursmethode aus der empirischen Sozialforschung, die für die Ethik-Lehre adaptiert wurde.

Diskussion: Der Versuch, einen Beitrag zur Professionellen Identitätsentwicklung von Medizinstudierenden in der Vorklinik zu leisten, wirft Fragen der Prüfbarkeit und Evaluation des Gelingens solcher Lehrangebote auf. Inwiefern überprüft werden kann, dass sich das Lehrangebot auf die Identitätsentwicklung von Studierenden auswirken kann, kann erst bestimmt werden, wenn klar ist, was einen gelingenden von einem misslingenden Identitätsbildungsprozess unterscheidet.