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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

05.08. - 09.08.2024, Freiburg, Schweiz

Peer Support als psychosoziale Gesundheitsprävention im Rahmen der professionellen Identitätsentwicklung im Medizinstudium

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Iris Warnken - Universität Augsburg, Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung, DEMEDA (Department of Medical Education Augsburg), Augsburg, Deutschland
  • Ann-Kathrin Schindler - Universität Augsburg, Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung, DEMEDA (Department of Medical Education Augsburg), Augsburg, Deutschland
  • Andreas Igl - PSU-Akut e. V., Deutschland
  • Thomas Rotthoff - Universität Augsburg, Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung, DEMEDA (Department of Medical Education Augsburg), Augsburg, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Freiburg, Schweiz, 05.-09.08.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-09-03

doi: 10.3205/24gma038, urn:nbn:de:0183-24gma0380

Veröffentlicht: 30. Juli 2024

© 2024 Warnken et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Zielsetzung: Ärzt*innen sind während ihrer Berufslaufbahn vielfältigen Belastungen und krisenhaften Situationen ausgesetzt und weisen erhöhte Prävalenzen für mangelndes Wohlbefinden sowie Burnout und Depressionen auf [1], [2]. Als krankmachende Faktoren werden bspw. eine Verausgabungsneigung mit „unerbittlichen Ansprüchen an sich selber“ [3] sowie ein ungünstiger Umgang mit psychosozialen Belastungen und dysfunktionale Bewältigungsstrategien bereits für Medizinstudierenden beschrieben [4]. Im Modellstudiengang Medizin der Universität Augsburg erhalten Studierende im Rahmen der Förderung professioneller Identität das Unterstützungsangebot eines studentischen Peer Supports. Ziel ist es, Selbstfürsorge, Selbstkompetenz im Umgang mit Belastungen und die Nutzung kollegialer Ressourcen bereits im Medizinstudium zu etablieren.

Methoden: Die Ausbildung der studentischen Peers erfolgt seit 2022 im Rahmen eines 30-stündigen Wahlfachs, aufgeteilt auf drei Tage, jeweils im Sommersemester. Kooperationspartner ist der Verein PSU-Akut e.V. aus München, der das Konzept der kollegialen Unterstützung nach schwerwiegenden Ereignissen im Gesundheitswesen seit 2019 erfolgreich bspw. im Universitätsklinikum Augsburg implementiert hat. Zur Qualitätssicherung wurde das Wahlfach im SoSe 23 durch die Teilnehmer*innen per Fragebogen evaluiert. Die Peers der ersten Ausbildung werden im Frühjahr 2024 zu ihren bisherigen Erfahrungen interviewt.

Ergebnisse: Bis Januar 2024 wurden insgesamt 12 Peers ausgebildet. Acht der 12 Peers waren bisher mit 20 formal dokumentierten Gesprächen im Einsatz. Die Kontaktaufnahme erfolgte über persönliche Ansprache der Peers, eine eigene E-Mail-Adresse oder über Telefon. Ratsuchende waren fast ausschließlich weibliche Studierende. Anlässe sind wahrgenommene Erschöpfung, Überforderung mit der Stoffmenge, vor allem in Kombination mit individuellen Lebensumständen, Prüfungsängste und wahrgenommener Erfolgsdruck. Anlassbezogen wurden einige Studierende vom beratenden Peer an eine professionelle Beratungsstelle des Bezirkskrankenhauses speziell für Augsburger Medizinstudierenden weiterverwiesen.

Diskussion: Das Unterstützungsangebot als primärpräventive Maßnahme der Fakultät wird von den Studierenden anerkennend wahrgenommen. Die bisherige Erfahrung zeigt, dass eine kontinuierliche Bewerbung und Präsenz der Peers notwendig sind, um das Angebot als Teil einer Selbstsorge-Kultur zu etablieren. Aktuell wird die Ausweitung des Angebots an weitere Standorte angestoßen.

Take Home Message: Das Angebot eines studentischen Peer Supports kann entlang der ersten Erfahrungen einen Baustein einer Lehr-Lernkultur im Sinn der professionellen Identitätsentwicklung darstellen, in welcher Selbst- und kollegiale Fürsorge selbstverständlicher Bestandteil sind.


Literatur

1.
Hall LH, Johnson J, Watt I, Tsipa A, O’Connor DB. Healthcare Staff Wellbeing, Burnout, and Patient Safety: A Systematic Review. PLoS One. 2016;11(7):e0159015. DOI: 10.1371/journal.pone.0159015 Externer Link
2.
Mata DA, Ramos MA, Bansal N, Khan R, Guille C, Di Angelantonio E, Sen S. Prevalence of Depression and Depressive Symptoms Among Resident Physicians: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA. 2015;314(22):2373-2383. DOI: 10.1001/jama.2015.15845 Externer Link
3.
Beschoner P, Limbrecht-Ecklundt K, Jerg-Bretzke L. Psychische Gesundheit von Ärzten: Burnout, Depression, Angst und Substanzgebrauch im Kontext des Arztberufes [Mental health among physicians: Burnout, depression, anxiety and substance abuse in the occupational context]. Nervenarzt. 2019;90(9):961-974. DOI: 10.1007/s00115-019-0739-x Externer Link
4.
Park CL, Adler NE. Coping style as a predictor of health and well-being across the first year of medical school. Health Psychol. 2003;22(6):627-631. DOI: 10.1037/0278-6133.22.6.627 Externer Link