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Resilienz in der Wissenschaft – Entwicklung eines Trainings zur Förderung der professionellen Identitätsentwicklung für Promovierende der Medizin
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Veröffentlicht: | 30. Juli 2024 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Der Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog Medizin (NKLM) definiert das Anforderungsprofil für Medizinstudierende. Neu ist die kompetenzorientierte Perspektive, bei der auch wissenschaftliche Fähigkeiten eine stärkere Rolle spielen. Besonders wichtig ist die Promotionsphase, in der zusätzlich zum ohnehin anspruchsvollen Studium weitere Stressoren auftreten können, da oftmals Rückschläge und forschungsbedingte Verzögerung hinzukommen. Insbesondere die Kombination der vielfältigen Anforderungen kann zu Überlastung führen, die langfristig ernsthafte Erkrankungen (wie z.B. Burnout) begünstigt. Um dies zu vermeiden, haben sich Resilienztrainings als wirkungsvolle Maßnahme erwiesen [1].
Unser Beitrag präsentiert eine Entwicklung eines Trainingsprogramms, welche in Zusammenarbeit mit Fachexpert*innen, Dozierenden und Dekanat erfolgte. Dabei geht der Fokus über eine individuelle Belastungsbewältigung hinaus. Vielmehr wird die Förderung einer ethischen Haltung als Forschende*r sowie der Umgang mit den multiplen Rollen als Arzt oder Ärztin, Wissenschaftler*in und ggf. Lehrende*r berücksichtigt [2]. Durch diese Verknüpfung wird eine umfassende Vorbereitung auf zukünftige Aufgaben in der Medizin und/oder Wissenschaft ermöglicht, welche aktiv zur professionellen Identitätsentwicklung unserer Nachwuchskräfte beiträgt.
Methoden: In Anlehnung an den KERN-Zyklus [3], wurde zunächst der konkrete Bedarf durch erfahrene Fachexpert*innen ermittelt, woraufhin das Dekanat die Anforderung an die wissenschaftliche Kompetenz ergänzte. Zur Ausarbeitung der Lernziele, Lehrmethoden und Möglichkeit der Implementierung wurden zudem Dozierende hinzugezogen. Über den Sommer ist eine Pilotierung des Trainings inkl. Evaluation geplant.
Ergebnisse: Auf der GMA-Tagung werden die modulare Struktur des entwickelten Trainings, beispielhafte Inhalte und die Ergebnisse der Konzept-Pilotierung bzw. Evaluation präsentiert. Auf Basis dessen werden Erkenntnisse abgeleitet, wie solche Programme universitätsübergreifend implementiert werden können, um Studierende möglichst früh in ihrer Laufbahn zu unterstützen.
Diskussion: Es ist bekannt, dass Resilienz durch Trainings erfolgreich gefördert werden kann. Bislang fehlte jedoch der Fokus auf die Doppelbelastung für Promovierende der Medizin, welche ihre Tätigkeit als Arzt oder Ärztin nachhaltig mit der Forschung verbinden möchten. Unser Beitrag bietet Einblicke in eine mögliche praktische Umsetzung eines Programms zu Resilienz in der Wissenschaft. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die notwendige Zusammenarbeit von Expert*innen, Dozierenden und Dekanat gelegt, denen im Prozess jeweils eine besondere Rolle zukommt. Für eine erfolgreiche Unterstützung dieses Angebots ist die Kooperation aller Beteiligten essenziell.
Take Home Message: Das medizinische Curriculum kann durch spezifisch auf die Bedürfnisse von Promovierenden der Medizin ausgerichtete Resilienztrainings ergänzt werden.
Literatur
- 1.
- Howe A, Smajdor A, Stöckl A. Towards an understanding of resilience and its relevance to medical training. Med Educ. 2012;46(4):349-356. DOI: 10.1111/j.1365-2923.2011.04188.x
- 2.
- van de Ven A, Schmit Jongbloed L. Arzt und Ärztin als Ganzes. Sinnvoll arbeiten, sinnvoll leben. Oegstgeest: Schmit Jongbloed Advies Verlag; 2020.
- 3.
- Wagner M, Fischer M, Scaglione M, Linsenmaier U, Schueller G, Berger F, Dick E, Basilico R, Stajgis M, Calli C, Vaidya S, Wirth S. Subspecialisation in Emergency Radiology: Proposal for a harmonised European curriculum. GMS J Med Educ. 2017;34(5):Doc61. DOI: 10.3205/zma001138