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Der Einfluss geburtshilflicher Lehrfilme auf die Entwicklung interprofessioneller Kompetenz von Medizin- und Hebammenstudierenden
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Veröffentlicht: | 30. Juli 2024 |
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Zielsetzung: Interprofessionelle Zusammenarbeit (IPC) in der Geburtshilfe beginnt mit interprofessioneller Ausbildung (IPE) im Hebammen- und Medizinstudium. Zur Vermittlung interprofessioneller Kompetenzen im Hebammen- und Medizinstudium werden Lehrfilme als Bildungsmedien eingesetzt.
Fragestellung: Welchen Einfluss zeigen geburtshilfliche Lehrfilme auf die Entwicklung interprofessioneller Kompetenz (IPK) von Medizin- und Hebammenstudierenden?
Methoden: Eine Evaluationsstudie im Prä-Post-Design, Mixed Methods Ansatz zum Einfluss von zwei geburtshilflichen Lehrfilmen zur kooperativen Schwangerenvorsorge auf die Entwicklung interprofessioneller Kompetenz von Medizinstudierenden der LMU München im klinischen Studienabschnitt und Hebammenstudierenden der KSH München im zweiten Fachsemester. Entwicklung eines standardisierten Fragebogens mit Fragen zu Demographie (Einfachwahl, Freitext), Entwicklung der IPK, Bewertung der Bildungsmedien (5-stufige Skalierung) und mit zwei offenen Fragen zu didaktischen Methoden, Gestaltungselementen und dargestellten Tätigkeiten der Professionen.
Die Datenanalyse erfolgte mit SPSS 29.0, Gruppenvergleiche wurde für nicht-normalverteilte Daten mittels Mann-Whitney-U-Test. Die offenen Fragen wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz analysiert.
Ergebnisse: Die Studierenden beider Studiengänge insgesamt (ngesamt=85) bewerteten acht von neun Fragen zur Entwicklung interprofessioneller Kompetenz signifikant höher als vorher (p-Werte <0,006, mittelgradige Effekte). Medizinstudierende (nMed=38) profitierten mehr als Hebammenstudierende (nHeb=45) von den Bildungsmedien. Medizinstudierende wiesen bei sieben von neun Items signifikant höhere Werte auf (p-Werte <0,004, mittelgradige bis hohe Effektstärke) vs. Hebammenstudierende bei nur einem Item (Identifizierung von professionsspezifischen Handlungsmustern im Team) signifikant höherer Wert (p=0,003, hohe Effektstärke). Medizinstudierende generierten einen höheren Lernerfolg als Hebammenstudierende hinsichtlich der Kenntnis des Tätigkeitsspektrums der anderen Profession. Hebammenstudierende schätzten die Relevanz der Lehrfilme für die berufliche Praxis höher ein als Medizinstudierende (p=0,003, mittelgradiger Effekt).
94,3% der Studierenden evaluierten die Bildungsmedien mit sehr gut und gut. Wichtige Gestaltungselemente der Lehrfilme sind: geeignete Darstellung von IPC und Patient*innenbedürfnissen, Schauspiel, Storytelling und technische und kreative Filmgestaltung.
Diskussion: Die Lehrfilme können den respektvollen Austausch und eine gelingende IPC zwischen Hebamme und Ärzt*in am Rollenmodell vermitteln und damit die medizinische und hebammenwissenschaftliche Lehre ergänzen. Die Entwicklung von IPK kann damit früh in beiden Studiengängen gefördert werden. Geeignete Forschungsvorhaben sind notwendig, um die erworbenen Kompetenzen in der Praxis zu testen und die dargestellten Effekte von Lehrfilmen mit größeren Stichproben zu überprüfen.
Literatur
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- Canadian Interprofessional Health Collaborative. A national Interprofessional competency framework. Vancouver: University of British Columbia; 2010. Zugänglich unter/available from: https://phabc.org/wp-content/uploads/2015/07/CIHC-National-Interprofessional-Competency-Framework.pdf
- 2.
- Fusco NM, Elze DE, Antonson DE, Jacobsen LJ, Lyons AG, Symons AB, Ohtake PJ. Creating a Film to Teach Health Professions Students the Importance of Interprofessional Collaboration. Am J Pharm Educ. 2020;84(4):7638. DOI: 10.5688/ajpe7638
- 3.
- Abele H, Graf J, Simoes E, Schönhardt S, Plappert C. Der Interprofessionalität verpflichtet: primärqualifizierender Bachelor-Studiengang Hebammenwissenschaft an der Medizinischen Fakultät Tübingen – ein Modell. Gynäkologe. 2019;52:762-767. DOI: 10.1007/s00129-019-04495-0