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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

05.08. - 09.08.2024, Freiburg, Schweiz

Geschlechterunterschiede bei den bundesweiten M1- und M2-Prüfungen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Hossein Shahla - Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP), Deutschland
  • Jan Carl Becker - Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP), Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Freiburg, Schweiz, 05.-09.08.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-06-05

doi: 10.3205/24gma027, urn:nbn:de:0183-24gma0273

Veröffentlicht: 30. Juli 2024

© 2024 Shahla et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Die Mehrzahl der Medizinstudierenden in Deutschland ist weiblich. Der Anteil von weiblichen Studierenden der Medizin hat sich in den letzten 15 Jahren von ca. 50% auf zurzeit ca. zweidrittel erhöht. Demensprechend machen die weiblichen Prüfungskandidatinnen den überwiegenden Anteil der Prüflinge bei den bundeweiten medizinischen Staatsprüfungen aus. Es ist eine auffällige Beobachtung, dass die Prüfungsleistung weiblicher Prüflinge beim Ersten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung deutlich unter dem durchschnittlichen Niveau männlicher Prüflinge liegt, während sich die Leistungen beider Geschlechter beim Zweiten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung angleichen.

Wir vergleichen die Prüfungsleistungen weiblicher und männlicher Prüfungsteilnehmer bei den zwei Abschnitten der bundesweiten Ärztlichen Prüfungen zwischen 2010 und 2023 und explorieren diese bezogen auf die Prüfungsbestandteile des Ersten Abschnitts. Im Fokus steht die Frage nach dem Umfang der beobachtbaren geschlechterunterschiede bei den Leistungen in 4 Stoffgebieten des Ersten Abschnitts der Ärztlichen Prüfung.

Methoden: Die Datengrundlage bilden die Ergebnisse des Ersten Abschnitts der Ärztlichen Prüfung 2010 bis 2021 sowie die des Zweiten Abschnitts der Ärztlichen Prüfung 2014 bis 2023. Verglichen werden die durchschnittlichen Prüfungsergebnisse in Standardwerten (Mittelwert=500; Standardabweichung=100).

Ergebnisse: Die Leistungen weiblicher Teilnehmer liegen bei den Prüfungen des Ersten Abschnitts der Ärztlichen Prüfung im Zeitraum 2010-2021 um durchschnittlich 13 bis 23 Standardisierten Punkte unter den Prüfungsleistungen männlicher Prüflinge und weisen deutlich geringere Streuungen im gesamten Beobachtungszeitraum aus. Die höchsten Leistungsunterschiede (bis zu 34 Standardpunkte) beziehen sich auf Stoffgebiet „Physik/Physiologie“. Die niedrigsten Unterschiede sind im Stoffgebiet „Medizinische Psychologie/Medizinische Soziologie“ zu verzeichnen. Bei den Prüfungen des Zweiten Abschnitts holen die weiblichen Prüflinge wiederum bei geringerer Streuung erheblich auf und übertreffen das Leistungsniveau der männlichen Prüfungsteilnehmer zeitweise geringfügig.

Diskussion: Die negative Differenz der Prüfungsleistung weiblicher Prüflinge beim Ersten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung zum Durchschnittsergebnis männlicher Prüfungsteilnehmer lässt sich nicht ausschließlich in Bezug auf die naturwissenschaftlich ausgerichteten Bestandteile des Examens erklären. Die Tatsache, dass die weiblichen Kandidaten beim Zweiten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung erheblich aufholen und das Durchschnittsniveau der männlichen Prüflinge zeitweise übertreffen, deutet eher auf sozial-psychologisch bedingte Grundhaltungen im Verlauf des Medizinstudiums (etwa Pragmatismus im Vorklinischen Studienabschnitt; höhere Motivation und ausgereifte Identifikation mit dem nahstehenden Arztberuf zum Ende des Studiums?)