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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ)

05.08. - 09.08.2024, Freiburg, Schweiz

Kritische Erlebnisse – eine Methode zur Lösung interkultureller Konflikte im Krankenhaus?

Meeting Abstract

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  • Laura Alexandra Schmiljun - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Dorothea-Erxleben-Lernzentrum (DELH), Halle, Deutschland
  • presenting/speaker Amand-Gabriel Führer - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik, Halle, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Freiburg, Schweiz, 05.-09.08.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-05-02

doi: 10.3205/24gma020, urn:nbn:de:0183-24gma0204

Veröffentlicht: 30. Juli 2024

© 2024 Schmiljun et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Das Gesundheitssystem ist ein Ort, an dem Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung aufeinandertreffen: Einerseits ist die Gruppe der Patient*innen in den vergangenen Jahrzehnten pluraler geworden, andererseits sind durch die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland und in Reflektion der demographischen Komposition der Allgemeinbevölkerung auch medizinische Teams zunehmend divers zusammengesetzt. Dennoch werden in den Lehrplänen der Gesundheitsberufe bisher kaum Inhalte zum Umgang mit interkulturellen Konflikten im Krankenhaus vorgesehen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob die Methode der Kritischen Erlebnisse Studierende im Gesundheitswesen zur Reflexion von (vermeintlichen) interkulturellen Konflikten anregen kann und in interprofessionellen Gruppen die Erarbeitung von Lösungsansätzen ermöglicht.

Methoden: Entwicklung, Pilotierung und Evaluation einer interprofessionellen Lehrveranstaltung zum Thema „Interkulturelles Krankenhaus“. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse realer Fälle in interprofessionellen Kleingruppen unter Verwendung der Methode der Kritischen Erlebnisse. Diese Methode beruht auf der Konfliktanalyse von Margalit Cohen-Emerique [1] und hat zum Ziel, in sieben Analyseschritten herauszuarbeiten, welche sozialisationsbedingten Muster einem Konflikt zugrunde liegen. Die Evaluation erfolgte mittels EVASYS-Fragebogen. Einschätzungen zu Organisation und Struktur, Lerninhalten und Lerneffekten wurden auf einer fünfstufigen Skala abgefragt. Zudem wurden die Studierenden in mehreren Freitextfragen aufgefordert zu reflektieren, inwiefern sich die Wahrnehmung des Konfliktes durch die Anwendung der Methode verändert hat.

Ergebnisse: An der Lehrveranstaltung haben 23 Studierende der Humanmedizin im praktischen Jahr und 18 Studierende des Bachelors Evidenzbasierten Pflege teilgenommen. 30 Teilnehmer*innen haben den Fragenbogen ausgefüllt. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Methode gut angenommen wurde und ein Verständnis der Konflikte gefördert hat. Positiv bewerteten die Studierenden die Interprofessionalität, Gruppenarbeit, Raum für Diskussionen und spannende Fälle. Kritisiert wurde, dass zu wenig Zeit für Diskussionen zur Verfügung steht und der Aufwand in der Vorbereitung (die darin besteht, eine Fallgeschichte zu schreiben) zu hoch sei.

Diskussion: Die Methode der Kritischen Erlebnisse trägt zu einem tieferen Verständnis von Konflikten im Gesundheitswesen bei und hilft bei der Entwicklung von Lösungsstrategien in interprofessionellen Teams. Die Umsetzbarkeit dieser Lösungen wird von den Teilnehmenden aufgrund der bestehenden Hierarchien im Krankenhaus jedoch teilweise als stark eingeschränkt eingeschätzt.

Take Home Messages: Das Erproben von Strategien zur Konfliktanalyse in der Lehre erscheint sinnvoll, diese werden von den Studierenden gut angenommen. Zur Konfliktlösung im Alltag sind jedoch oft strukturelle Veränderungen nötig, die sich der Bearbeitung im Interpersonellen entziehen.


Literatur

1.
Elan Interculturel. Healthy Diversity. Handbuch Kritischer Ereignisse. Wien: Universitiy of Vienna; 2017.