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Nutzerorientierte, sequentielle Verknüpfung von Prüfungsfragen mit Leitlinien und virtuellen Patienten zur Förderung des personalisierten Lernens im Kontext von Clinical Reasoning
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Veröffentlicht: | 30. Juli 2024 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Erfolgreiches Clinical Reasoning ist entscheidend für sichere und evidenzbasierte Patientenversorgung. Die Verknüpfung von Clinical Reasoning mit Wissen und das Training in der Leitliniennutzung sind in der medizinischen Ausbildung noch mangelhaft. Die Vielzahl und Komplexität von Leitlinien stellen eine Herausforderung für Curriculumsentwickler und Studierende dar. Das Projekt zielt auf die Förderung von prüfungszentriertem Lernen von Clinical Reasoning- und Leitlinienkompetenz durch die Verknüpfung von Prüfungsfragen, Leitlinieninhalten und virtuellen Patienten.
Methoden: Fokusgruppen definierten Schwerpunkterkrankungen (Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Chirurgie, Neurologie, Pädiatrie) und generierten klinisch anspruchsvolle Situationen mit hohem Fehlerrisiko. Virtuelle Patientenfälle von DID-ACT® und DigiPAL® wurden identifiziert und überprüft. Nationale Leitlinien (AWMF) wurden mit internationalen Leitlinien verglichen. Es entstanden 20 Prüfungsszenarien mit Verlinkung zu vorhandenen virtuellen Patienten und leitliniengestützten Evidenzen. Ankerkriterien für relevante Situationen führten zu 40 Prüfungsitems in deutscher Sprache. Vor dem Review des Internationalen Progresstest (IPT)-Konsortiums erfolgte der Abgleich der Fragen/Antworten mit internationalen Leitlinien. 15 Prüfungsitems wurden anhand bestimmter Kriterien ausgewählt und in den IPT 2024 aufgenommen.
Ergebnisse: Die Fokusgruppe identifizierte relevante Erkrankungen, die mit Fokuserkrankungen des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) übereinstimmen. Die Auswahl studentenrelevanter Leitlinieninhalte ist entscheidend. Das Matching von virtuellen Patienten und Leitlinieninhalten ergab, dass nicht für alle ausgewählten Schwerpunkterkrankungen virtuelle Patienten vorhanden sind. Der Workflow für leitlinienorientierte Prüfungsfragen erfordert einen mehrstufigen Prozess. Die Synthese von Prüfungsszenarien, Leitlinieninhalten und virtuellen Patienten ist zentral.
Diskussion: Ein Outcome-orientiertes Vorgehen für studentenrelevante Leitlinieninhalte ist möglich, jedoch ist der Prozess der Szenario- und Item-Erstellung anspruchsvoll. Bei einigen Krankheitsbildern fehlen Leitlinien oder sind in Bearbeitung. Veraltete Leitlinienversionen und Diskrepanzen erschweren den Vergleich. Die Vielfalt virtueller Patienten erfordert gründliche Recherche. Autoren sollten mit Leitlinienerstellern und AWMF zusammenarbeiten, um das constructive alignment zwischen relevanten Inhalten, virtuellen Patienten und Prüfungsfragen zu stärken.
Take Home Messages: Die Erstellung von Prüfungsfragen zu Clinical Reasoning mit Leitlinien- und virtueller Patientenverknüpfung ist möglich, aber anspruchsvoll und erfordert einen interprofessionellen, mehrstufigen Prozess. Ein strukturiertes Verfahren zur Erzielung eines constructive alignments zwischen virtuellen Patienten, Leitlinieninhalten und Prüfungsfragen wurde erstmalig entwickelt und ist auf alle Fakultäten übertragbar.
Literatur
- 1.
- Jünger J. Professionsentwicklung: Wie kommen Leitlinien stärker in die medizinische Ausbildung, Weiterbildung und Fortbildung? In: Günster C, Klauber J, Klemperer D, Nothacker M, Robra BP, Schmuker C, editors. Versorgungs-Report. Leitlinien – Evidenz für die Praxis. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2023. p.163-176. DOI: 10.32745/9783954668007-14