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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

Identifizierung von Argumentationssträngen zur Analyse eines ersten Scheiterns bei der Implementierung eines Curriculums zur Vermittlung digitaler Kompetenzen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Julia Schendzielorz - Medizinische Hochschule Brandenburg, Zentrum für Studiengangsentwicklung, Aus- und Weiterbildungsforschung, Brandenburg, Deutschland
  • Stefan Reinsch - Medizinische Hochschule Brandenburg, Zentrum für Studiengangsentwicklung, Aus- und Weiterbildungsforschung, Brandenburg, Deutschland
  • Sebastian Weiss - Medizinische Hochschule Brandenburg, Zentrum für Studiengangsentwicklung, Aus- und Weiterbildungsforschung, Brandenburg, Deutschland
  • Stefanie Oess - Medizinische Hochschule Brandenburg, Zentrum für Studiengangsentwicklung, Aus- und Weiterbildungsforschung, Brandenburg, Deutschland; Medizinische Hochschule Brandenburg, Institut für Biochemie, Deutschland; Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Gemeinsame Fakultät der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, der Medizinischen Hochschule Brandenburg und der Universität Potsdam, Potsdam, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP-07-10

doi: 10.3205/23gma263, urn:nbn:de:0183-23gma2636

Veröffentlicht: 11. September 2023

© 2023 Schendzielorz et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Der Veränderungsprozess der digitalen Transformation findet im Gesundheitswesen statt und resultiert in einem veränderten Qualifikationsprofil des Arztberufes [1]. Daher soll für den Brandenburger Modellstudiengang Medizin ein longitudinales Curriculum zur Vermittlung digitaler Kompetenzen entwickelt werden. Ziel der Studie ist, zu untersuchen, wie das Themenfeld der Digitalisierung, vertreten durch eine interprofessionelle Projektarbeit, in ein bestehendes Medizinstudium integriert wird, welche Hindernisse bei der Integration identifiziert und welche Argumentationsstränge der beteiligten Akteure genutzt werden.

Methoden: Sitzungen, in welcher die Projektarbeit vorgestellt und diskutiert wurde sowie Hintergrundinterviews mit einzelnen Protagonisten des beratenden Ausschusses wurden aufgezeichnet und verbatim transkribiert. Die Analyse folgte den Prinzipien der Organisationssoziologie, konkret der Akteurs-Netzwerk-Theorie [2].

Ergebnisse: Insgesamt wurde eine positive Einstellung zur Erweiterung des Curriculums um die Vermittlung digitaler Kenntnisse und Kompetenzen identifiziert, darunter eine starke Befürwortung der vorgestellten Projektarbeit. Es herrschte jedoch großer Diskussionsbedarf um die zeitliche Verortung im Curriculum mit der Befürchtung, dass das vorgeschlagene und durch die Studierenden sehr geschätzte Semester in seiner bisherigen Struktur zerstört werden würde.

Diskussion: Durch die Identifizierung von Argumentationssträngen zeigte sich, dass die Interessen der relevanten Stakeholder im bisherigen Prozess nicht für das Digitalisierungsprojekt gewonnen werden konnten. Um die verschiedenen Haltungen, aber auch Sorgen besser erfassen und einbinden zu können, wären vorab vertiefte Hintergrundgespräche mit den beteiligten Akteuren nötig gewesen.

Take Home Message: Die Arbeit zeigt, wie mit organisationssoziologischer Analysen Schwierigkeiten und Chancen bei der Curriculumsentwicklung sichtbar gemacht und Steuerungsmöglichkeiten abgeleitet werden können. Dies ist jenseits des spezifischen Themenfeldes Digitalisierung auf die Curriculumsentwicklung im Allgemeinen übertragbar.


Literatur

1.
Kuhn S, Kadioglu D, Deutsch K, Michl S. Data Literacy in der Medizin. Welche Kompetenzen braucht ein Arzt? [Data literacy in medicine. What competences does a physician need?]. Onkologe. 2018;24(5):368-377. DOI: 10.1007/s00761-018-0344-9 Externer Link
2.
Latour B. Reassembling the Social. An Introduction to Actor-Network-Theory. Oxford: Oxford University Press; 2005.