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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

„Wie Achsen und Ebenen müsste Patientensicherheit da schon mit rein.“ Sichtweisen von Physiotherapie-Lehrenden auf das Thema Patientensicherheit in der Ausbildung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Janette Franke - Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe, Berlin, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP-06-03

doi: 10.3205/23gma243, urn:nbn:de:0183-23gma2437

Veröffentlicht: 11. September 2023

© 2023 Franke.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Komplexität der Gesundheitsversorgung birgt für Patient*innen mitunter erhebliche Gefahren. Um diesen Gefahren entgegenzuwirken sind Maßnahmen zur Gewährleistung und Verbesserung der Patientensicherheit (PS) notwendig. Zu diesen Maßnahmen gehört die Herausbildung patientensicherheitsrelevanter Kompetenzen bereits während der Ausbildung der Gesundheitsberufsangehörigen. Dabei ist PS in vielen Gesundheitsberufen – z. B. in der Physiotherapie – noch nicht explizit in deren Berufsgesetzen sowie in den dazugehörigen Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen benannt. Folglich kann nicht selbstverständlich davon ausgegangen werden, dass die Lehrenden für das Thema PS sensibilisiert sind und es bewusst in Lehr-Lernprozesse integrieren.

Fragestellung: Um hierüber mehr zu erfahren, wurde gefragt, wie sich berufserfahrene Lehrende in der Physiotherapie-Ausbildung zum Thema PS positionieren. Dabei interessierte insbesondere auch, auf welche Weise sie PS in Lehr-Lernprozessen bearbeiten und welche Herausforderungen sie dabei wahrnehmen.

Methodik: Es wurden sieben problemzentrierte Interviews mit Lehrenden verschiedener Physiotherapieschulen geführt, vollständig transkribiert und mittels deduktiv-induktiver Kategorienbildung inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse: PS wird von den Physiotherapie-Lehrenden als wichtig empfunden. Meist assoziieren sie damit (verkürzt) die Vermeidung von Schäden in der Behandlung von Patient*innen. In der Ausbildung verorten die Lehrenden PS überwiegend eigeninitiativ, punktuell, implizit und in verschiedenen Fächern. Absprachen hierzu unter den Lehrenden erfolgen dabei nicht regelhaft. Sie argumentieren dies damit, dass das geltende Gesetz über die Berufe in der Physiotherapie und die dazugehörige Ausbildungs- und Prüfungsordnung (aus dem Jahr 1994) einer systematischen Integration PS-relevanter Inhalte entgegenstehen. Zumeist sehen auch die schulintern entwickelten Curricula – soweit vorhanden – das Thema nicht vor. Zudem sehen die Lehrenden die Verantwortung für die Integration neuer Themen prinzipiell bei den Entscheidungsträgern auf der Makroebene der Berufsgesetzgebung und auf der Mesoebene der Schulleitung.

Diskussion & Take Home Message: Um ein erweitertes Verständnis von PS zu entwickeln und PS stärker und systematisch longitudinal in die Ausbildung implementieren zu können, sind Fortbildungsangebote für die Lehrenden notwendig. Diese sollten PS-relevante Kompetenzen vermitteln und dazu beitragen, dass sich Lehrende ihrer Innovationskompetenz und -verantwortung bewusst werden und diese nutzen. Zugleich aber sollte es auch nicht mehr allein vom persönlichen Engagement der einzelnen Lehrenden abhängen, ob und wie PS in der Physiotherapieausbildung bearbeitet wird. Hierzu ist eine Modernisierung der gesetzlichen und untergesetzlichen Grundlagen für die Ausbildung in der Physiotherapie – unter bewusster Integration auch des Themas Patientensicherheit – dringend angezeigt.