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Interprofessionelles Handeln in einer Multiplayer-Virtual Reality (VR)-Simulation – Chancen und Herausforderungen
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Veröffentlicht: | 11. September 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Die Fähigkeit, im interprofessionellen Team zu arbeiten und zu kommunizieren ist im Alltag von Ärzt*innen zunehmend wichtig [1] und daher auch zentraler Teil der CanMed Roles [2]. Um angehende Mediziner*innen darauf vorzubereiten, wurde die Einführung interprofessioneller Lehrkonzepte in den letzten Jahren zunehmend gefordert [3]. Ziel der hier entwickelten standortübergreifenden virtuellen Lernumgebung ist es, dass Studierende die Rollen verschiedener Professionen einnehmen und aus diesen heraus agieren.
Methoden: Die Multiplayer-VR-Simulation „Hygiene & Multiresistente Erreger (MRE) – interprofessionell“ wurde in einem interprofessionellen Team im Rahmen des BMBF-geförderten Projektes „Digital und virtuell unterstützte Fallarbeit in den Gesundheitsberufen“ konzipiert, erprobt und evaluiert. In der VR wurde ein Patientinnen-Zimmer simuliert, in dem Studierende verschiedene, zuvor definierte Rollen (u. a. Pflege, Medizin, Therapie, Betroffene) einnehmen und miteinander standortunabhängig interagieren können. Am Beispiel eines Aufklärungsgesprächs zur MRE-Besiedelung einer Patientin findet durch die VR eine Auseinandersetzung und Identifikation mit den verschiedenen Professionen statt. Die Erprobung der Simulation war gemeinschaftlich mit Studierenden der Medizinischen Fakultät OWL und der Gesundheit (FH Bielefeld) geplant. Die inhaltliche Vorbereitung auf den Fall und Praxisteil fanden in einem Flipped Classroom – Ansatz im digitalen Lernraum statt.
Ergebnisse: Die technischen Voraussetzungen zur Anwendung der VR-Simulation waren gegeben, um standortübergreifend ein interprofessionelles Lehrformat durchzuführen. Die Umsetzung der Erprobung hat allerdings vor allem strukturelle und organisatorische Herausforderungen geboten. Insbesondere Unterschiede der Semesterzeiten und die parallele Einbindung der Veranstaltung in die Veranstaltungspläne zweier Standorte waren Hürden für eine erfolgreiche Umsetzung. Zudem war eine geringe inhaltliche Passung durch sich stark unterscheidende Curricula und terminlich-strukturelle Rahmenbedingungen, wie z.B. Prüfungszeiten und -formate, gegeben. Schlussendlich konnte die interprofessionelle Lehre nicht wie geplant standortübergreifend umgesetzt, sondern entsprechende Kompetenzen bis dato nur studiengangbezogen angebahnt werden.
Diskussion: Die Umsetzung von interprofessionellen Lehrkonzepten bedarf flexibler und an die Erfordernisse unterschiedlicher Professionen angepasster Lernumgebungen. Die VR-Simulation bietet eine gute Chance, Studierende für ein interprofessionelles Agieren zu sensibilisieren, räumliche Distanzen zu überbrücken und standort- und. professionsübergreifende Lehrveranstaltungen zu implementieren. Frühzeitige Planungen im engen Austausch und Anpassungen der jeweiligen Lehrpläne sind dabei allerdings unabdingbar.
Take Home Message: Strukturelle Rahmenbedingen und aufeinander abgestimmte Curricula sind erforderlich, um standortübergreifende interprofessionelle Lehrformate zielführend umsetzen zu können.
Literatur
- 1.
- Cichon I, Klapper B. Interprofessionelle Ausbildungsansätze in der Medizin [Interprofessional approaches in undergraduate medical education]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2018;61(2):195-200. DOI: 10.1007/s00103-017-2672-0
- 2.
- Frank JR, Snell L, Sherbino J. CanMEDS 2015 Physician competency framework. Ottawa: Royal College of Physicians and Surgeons of Canada; 2015.
- 3.
- Nock L. Interprofessionelles Lehren und Lernen in Deutschland - Entwicklung und Perspektiven: Gemeinsam besser werden für Patienten. Stuttgart: Robert Bosch Stiftung; 2020.