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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

Hirntoddiagnostik in Virtual Reality – was denken Studierende darüber?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Henriette Schulze - Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten, Münster, Deutschland
  • Anna Junga - Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten, Münster, Deutschland; Stiftungsklinikum PROSELIS, Klinik für Urologie, Recklinghausen, Deutschland
  • Ole Hätscher - Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten, Münster, Deutschland; Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Psychologie, Münster, Deutschland
  • Pascal Kockwelp - Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Geoinformatik, Münster, Deutschland
  • Benjamin Risse - Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Geoinformatik, Münster, Deutschland
  • Markus Holling - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Neurochirurgie, Münster, Deutschland
  • Bernhard Marschall - Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten, Münster, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP-04-14

doi: 10.3205/23gma227, urn:nbn:de:0183-23gma2278

Veröffentlicht: 11. September 2023

© 2023 Schulze et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: An der medizinischen Fakultät Münster findet seit 2008 ein einwöchiges, curriculares Modul der Transplantationsmedizin statt. Zentraler Bestandteil davon ist eine praktische Veranstaltung, die vor allem auf die Verbesserung psychosozialer Kompetenzen und Minderung von Berührungsängsten abzielt. Studierende des siebten Semesters führen dabei Gespräche mit Simulationspatient*innen und nähern sich dem Thema Hirntod an. In einem fiktiven Spannungsbogen überbringen die Studierenden erst die Nachricht einer notwendigen Organtransplantation. Im Anschluss wird eine Hirntoddiagnostik auf einer Intensivstation durchgeführt. Abschließend erfolgt ein Gespräch mit Angehöigen zur Übermittlung der Diagnose sowie Klärung der Organspendebereitschaft [1].

Seit 2021 wird die Hirntoddiagnostik nicht mehr an der Puppe trainiert, sondern in Virtual Reality (VR) [2]. Studierende können so realitätsnäher in die Situation eintauchen und haben mehr Interaktionsmöglichkeiten, was die Möglichkeiten des Lehrformats erweitert. Ziel war es, das Meinungsbild der Studierenden zur neuen, virtuellen Lehre zu evaluieren.

Methoden: Retrospektiv wurden anonyme Online-Evaluationen von 2021-2023 (vier Kohorten à ca. 125 Studierenden) untersucht. Die Meinung der Studierenden bezüglich des Einsatzes von VR wurde anhand der Freitextkommentare ermittelt. Hierfür wurden Kommentare mit dem Stichwort VR in positive, neutrale oder negative Rückmeldungen eingeordnet. Durch die Berechnung von Kendalls Tau wurde die Interrater-Reliabilität bestimmt.

Ergebnisse und Diskussion: Durchschnittlich 86% der Teilnehmenden gaben eine Bewertung zum praktischen Teil des Moduls ab, der die VR-Hirntoddiagnostik beinhaltet. Im Schnitt 38% aller Bewertungen mit Freitextkommentaren galten dem VR-Teil. Etwa die Hälfte aller Kommentare fiel positiv aus, je ein Viertel wurde als neutral und negativ eingestuft (τ(63)=0,57, p=0,001). Je mehr Durchläufe stattfanden, desto mehr positive Rückmeldungen waren erkennbar.

Die Studierenden sahen Potential in der neuen Technik und bezeichneten sie als „[…] innovativen Ansatz […]“, „[…] sehr aufregend und lehrreich“ oder auch „[…] ein Highlight […]“, das „[…] mehr Einsatz finden [sollte]“. Einige Studierende hatten das Gefühl, sich die Untersuchung besser einprägen zu können: „Die Hirntoddiagnostik mit VR-Brille war eine richtig gute Erfahrung. Ich denke wir haben daraus alle nachhaltig etwas mitnehmen können und hatten gleichzeitig viel Spaß dabei.“

Vereinzelt gab es Schwierigkeiten mit der Handhabung: „[…] Ich müsste definitiv mehr üben, um mit der Technik klarzukommen.“ oder der Wunsch nach mehr Haptik: „[…] Vielleicht besteht die Möglichkeit sowohl per VR als auch an einer Puppe zu üben.“ Weitere Stimmen wünschten sich mehr Feedback nach der Simulation. Dies unterstreicht vor allem die Wichtigkeit einer didaktisch-konzeptionellen Lernumgebung für VR-Inhalte [3].

Take Home Message: Die evaluierten Kommentare deuten auf das große Potential von VR in der medizinischen Ausbildung hin.


Literatur

1.
Schmidt H, Becker J, Friederichs H, Geldmacher T, Marschall B, Sensmeier J, Muthny FA. Interdisziplinäres Lehr-Modul zur Transplantation für das klinische Medizinstudium – Konzeption, Durchführung und Evaluationsergebnisse [Interdisciplinary Teaching Module for Transplantation – Concept, Management and Evaluation]. Transplantationsmedizin. 2010;22:248-254.
2.
Kockwelp P, Junga A, Valkov D, Marschall B, Holling M, Risse B. Towards VR Simulation-Based Training in Brain Death Determination. In: 2022 IEEE Conference on Virtual Reality and 3D User Interfaces Abstracts and Workshops (VRW). IEEE; 2022. p.287-292.
3.
Müser S, Fehling CD. AR/VR.nrw – Augmented und Virtual Reality in der Hochschullehre. HMD. 2022;59(1):122-141.