Artikel
Vertrauen Männer und Frauen unterschiedlich in den EPAs? Auswertungen von EPA-Supervisionslevel-Messungen in standardisierten Parcours in der Kardiologie
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 11. September 2023 |
---|
Gliederung
Text
Einführung: In der Medizinischen Fakultät Münster werden in Parcoursprüfungen formativ Zutrauenslevel anhand genesteter AAMC Core-EPAs [1] vergeben. Um diese valide, reliabel und objektiv zu erfassen, erfolgt eine Beobachter*innen-Schulung. Ziel war es zu untersuchen, ob trotz der standardisierten Schulung in der Kardiologie, signifikante Unterschiede in Beurteilung von männlichen und weiblichen Studierenden und in der Beurteilung zwischen männlichen und weiblichen Beobachter*innen bestehen.
Methoden: Es wurden 6 Fälle – 3 Fälle mit Simulationspatient*innen und 3 Papercases in der „Limette-Kardiologie“ durchgeführt. Eine E-Learning basierte Schulung erfolgte kurz vor der Veranstaltung. Die Beobachter*innen vergeben einen Supervisionslevel (0-5) [2]. Es wurden die eingegangenen Supervisionslevel von WS 2020/2021 bis WS 2022/2023 analysiert. Dabei wurden die Mittelwerte der Beobachtungen nach dem Geschlecht der Beobachter*innen und anhand des Geschlechts der Studierenden verglichen.
Ergebnisse: 36 Beobachter*innen (28; 77,8% Männer und 8; 22,2% Frauen) nahmen an der Studie teil. 608 Studierende wurden bewertet (155 Männer und 453 Frauen (25,5% vs. 74,5%)). Männliche Beobachter bewerten männliche und weibliche Studierende im Mittel fast gleich (2,67±1,2 vs. 2,75±1,13, p=0,52). Im Gegensatz dazu bewerten die weiblichen Beobachterinnen die männlichen und weiblichen Studierende signifikant unterschiedlich (2,01±1,18 vs. 2,18± 1,17, p<0,001). Männliche Studierende wurden signifikant milder von männlichen als von weiblichen Beobachterinnen bewertet (2,67±1,2 vs. 2,01±1,18, p<0,001). Die weiblichen Studierenden wurden ebenfalls milder von den männlichen Beobachtern bewertet (2,75±1,13 vs. 2,18±1,17, p<0,001).
Diskussion: Unsere Ergebnisse zeigen einen signifikanten Unterschied in den Bewertungen der weiblichen Beobachterinnen sowohl in der Bewertung von männlichen und weiblichen Studierenden, als auch in der Bewertung dieser beiden Gruppen im Vergleich zu den Bewertungen der männlichen Beobachter. Als mögliche Ursachen könnte eine Verzerrung (Milde-Härte-Fehler) sein. Möglicherweise spielen für die Frauen andere Faktoren in der Vergabe der Supervisionslevel eine Rolle oder die Faktoren werden anders wahrgenommen. Die Studierende profitieren im milden Urteil der männlichen Beobachter davon, dass der weibliche Beobachterinnen-Anteil unterrepräsentiert wird. Insgesamt werden die weiblichen Studierenden unabhängig von dem Geschlecht der Beobachter*innen mit einem höheren Supervisionslevel bewertet.
Schlussfolgerung: Die Studie zeigt primäre Unterschiede in der Vergabe der Supervisionslevel und damit von Entrustment zwischen männlichen und weiblichen Beobachter*innen. Ob es hier um Verzerrungen oder um geschlechtsspezifisch differente Wahrnehmung und Bewertung durch bisher unbekannte Faktoren geht, sollte in weiteren ausführlichen Studien untersucht werden. Die Unterrepräsentanz weiblicher Beobachterinnen sollte hierzu ausgeglichen werden.
Literatur
- 1.
- Obeso V, Brown D, Phillipi, Aiyer M, Barron B, Bull J, Carter TJ, Emery M, Gillespie C, Hormann M, Hyderi A, Lupi C, Schwartz ML, Uthman M, Vasilevskis EE, Yingling S, editors. Core Entrustable Professional Activitis for Entering Residency: Toolkits fort he 13 Core EPAs - Abridged. Washington, DC: Association of American Medical Colleges; 2017.
- 2.
- Chen HC, van den Broek WE, ten Cate O. The case for use of entrustable professional activities in undergraduate medical education. Acad Med. 2015;90(4):431-436. DOI: 10.1097/ACM.0000000000000586