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Reflexion der Kompetenzentwicklung im interprofessionellen Studium der Gesundheitsberufe
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Veröffentlicht: | 11. September 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Interprofessionelle Kollaboration ist eine voraussetzungsreiche Anforderung an Fachkräfte im Gesundheitswesen. Der Beitrag widmet sich der Frage, welche Voraussetzungen im Studium der Gesundheitsberufe notwendig sind, um erfolgreich interprofessionelle Kompetenzen zu vermitteln. Pflegestudierende, Studierende der Therapiewissenschaften und der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen absolvieren das Modul „Interprofessional Collaboration“ (IPC) mit steigenden Kompetenzanforderungen und vertiefenden Reflexionsniveaus. Dabei werden Studierende mit der Aufgabe einer interprofessionellen Anamnese mit Simulationspatient*innen und anschließender interprofessioneller Fallkonferenz konfrontiert. Sie halten drei Fallkonferenzen zu aufbereiteten Fallbeispielen mit den unterschiedlichen Umsetzungs- und Reflexionsschwerpunkten „Ablauf“, „Zielsetzung“ und „Kommunikation“ ab.
Methoden: Dazu werden ausgewählte Ergebnisse einer qualitativen Studie zu interprofessionellen Simulationssettings im Studium vorgestellt. Ausgewertet wurden die von Studierenden im Kontext interprofessioneller Lehrveranstaltungen erstellten Reflexionsberichte mit der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2015).
Ergebnisse: Es konnten Kategorien für eine gelungene Kompetenzentwicklung für interprofessionelle Kollaboration identifiziert werden (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Als zentral für das Gelingen erwies sich ihre Strukturierung wofür wiederum die Rolle der Moderation ausschlaggebend ist. Gleichzeitig konnte die Herstellung von gleichberechtigter Sichtbarkeit der einzelnen Professionen als wesentliche Kategorie identifiziert werden. Die Studierenden reflektieren sich in Bezug auf interprofessionelle Fallkonferenzen auf drei Ebenen selbst, die eigene Kategorien bilden: Die eigene Person, die professionelle Identität, die Findung der interprofessionellen Rolle.
Diskussion: Die Studie verdeutlicht die Bedeutung der professionellen Identität als Grundlage der Kompetenzentwicklung für interprofessionelle Fallkonferenzen. Die genannten Kategorien verweisen auf Verantwortungsübernahme und die Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle im interprofessionellen Setting auf professioneller Basis. Es entsteht eine Gleichzeitigkeit selbstbewusst agierender Professioneller unterschiedlicher Berufe mit der Moderation als zentrale Strukturgebung mit den sich daraus ergebenden Herausforderungen an eine konzeptionelle Integration.
Take Home Messages: Simulierte Fallkonferenzen mit anschließender Reflexion sind eine geeignete didaktische Möglichkeit, um den Erwerb eines interprofessionellen Kompetenzprofils zu stärken. Die bewusstwerdende Auseinandersetzung mit dem eigenen professionellen Handlungsprofil im Kontext der Zusammenarbeit beinhaltet gewisse Spannungen, die es im interprofessionellen Kontext didaktisch zu bearbeiten gilt. Für eine im Sinne der interprofessionellen Kompetenzentwicklung effektive Ausbildung gibt die Studie wichtige Hinweise.
Literatur
- 1.
- Binner U, Ortmann K, Zimmermann RB, Zirnstein J. Die Organisation und Durchführung von Fallkonferenzen – ein Leitfaden. Berlin: Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin, Institut für Soziale Gesundheit; 2011. Zugänglich unter/available from: https://www.severam.de/fallkonferenzen/
- 2.
- Darmann-Finck I, Einig C. Curriculumentwicklung für interprofessionelles Lernen, Lehren und Arbeiten. In: Evers M, Paradis E, Herinek D, editors. Interprofessionelles Lernen, Lehren und Arbeiten: Gesundheits-und Sozialprofessionen auf dem Weg zur kooperativen Praxis. Weinheim: Beltz; 2019. p.85-101.
- 3.
- Posenau A, Handgraaf M. Framework for interprofessional case conferences – empirically sound and competence-oriented communication concept for interprofessional teaching. GMS J Med Educ. 2021;38(3):Doc65. DOI: 10.3205/zma001461