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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

Lehrangebote zu Planetarer Gesundheit (Klima, Umwelt & Gesundheit) an medizinischen Fakultäten in Deutschland – eine erstmalige Bestandsaufnahme

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Eva-Maria Schwienhorst-Stich - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland; Universitätsklinikum Würzburg, Lehrklinik der Medizinischen Fakultät & Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung, Würzburg, Deutschland
  • Eva Christina Geck - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Anne Simmenroth - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-35-04

doi: 10.3205/23gma187, urn:nbn:de:0183-23gma1872

Veröffentlicht: 11. September 2023

© 2023 Schwienhorst-Stich et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Lehre zu Planetarer Gesundheit befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen den zunehmenden Klima- und Umweltveränderungen und der menschlichen Gesundheit. Dies ist aktuell noch nicht flächendeckend in die Curricula des Medizinstudiums in Deutschland integriert, obwohl es vielfach gefordert wird, unter anderem von der Association of Medical Education in Europe (AMEE) [1]. Die vorliegende Teilstudie der PlanetMedEd-Studie [2] hat zum Ziel, die bereits bestehenden Lehrangebote an medizinischen Fakultäten in Deutschland zu erfassen.

Methoden: Im Mai und Juni 2021 wurden alle 39 medizinischen Fakultäten in Deutschland angeschrieben. Von Juli bis September wurden 51 strukturierte Interviews geführt mit Personen, die zu Themen planetarer Gesundheit unterrichten oder Lehre koordinieren. Eingeschlossen wurden Lehrveranstaltungen mit definierten Inhalten aus dem Nebenkatalog Planetare und Globale Gesundheit des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin (NKLM) [3]. Erfragt wurden Lehrinhalte und -methoden, Verortung im Curriculum, Umfang, Zielgruppen, Prüfungsmethoden, und die Beteiligung studentischer Initiativen. Die Datenanalyse erfolgte deskriptiv.

Ergebnisse: An 31 der 36 erreichten medizinischen Fakultäten wurde angegeben, dass Lehrveranstaltungen hierzu existieren. Insgesamt wurden 90 Lehrveranstaltungen erfasst, davon 54% im Wahlpflichtbereich, 36% curricular und 10% extracurricular. Sie wurden in Einzelveranstaltungen (≤ 4 UE; „Classes“) und ganze Kurse („Courses“) eingeteilt, eine Zunahme des Angebots war insbesondere seit dem Wintersemester 2019/20 zu verzeichnen (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Für 71% der Veranstaltungen wurde die Anzahl der Unterrichtseinheiten (UE) angegeben, pro Fakultät wurde zwischen 1 und 81 UE angegeben, mit einem Median von 4 UE. Eine Vielzahl unterschiedlicher Prüfungs- und Lehrmethoden, mit innovativen und transformativen Methoden insbesondere im Bereich der Wahlpflichtfächer wurden beschrieben. In 44% der Veranstaltungen waren Studierende in Anregung, konkreter Planung und/oder Durchführung beteiligt, davon entfielen 75% auf die Wahlpflichtfächer.

Diskussion: In den vergangenen Jahren ist das Lehrangebot in Themen planetarer Gesundheit für Medizinstudierende in Deutschland angewachsen und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Allerdings ist dies hauptsächlich im Wahlpflichtbereich und noch nicht flächendeckend curricular zu beobachten, die Lehrangebote sind sehr heterogen. Die curriculare Umstrukturierung des Medizinstudiums nach der Novellierung der Approbationsordnung bietet ein ideales Gelegenheitsfenster, um das Studium an die aktuellen Herausforderungen anzupassen und Lehre auf der Höhe der Zeit zu gestalten.

Take Home Messages: Damit zukünftige Ärzte und Ärztinnen in den hochrelevanten Zusammenhängen zwischen Klima, Umwelt und Gesundheit ausgebildet und zu notwendigem transformativem Handeln befähigt werden, ist eine curriculare Integration von Themen Planetarer Gesundheit in die Ausbildung von Medizinstudierenden dringend erforderlich.


Literatur

1.
Shaw E, Walpole S, McLean M, Alvarez-Nieto C, Barna S, Bazin K, Behrens G, Chase H, Duane B, El Omrani O, Elf M, Faerron Guzmán CA, Falceto de Barros E, Gibbs TJ, Groome J, Hackett F, Harden J, Hothersall EJ, Hourihane M, Huss NM, Ikiugu M, Joury E, Leedham-Green K, MacKenzie-Shalders K, Madden DL, McKimm J, Schwerdtle PN, Peter S, Redvers N, Sheffield P, Singleton J, Tun S, Wolland R. AMEE Consensus Statement: Planetary health and education for sustainable healthcare. Med Teach. 2021;43(3):272-286. DOI: 10.1080/0142159X.2020.1860207 Externer Link
2.
Schwienhorst-Stich EM, Wabnitz K, Geck E, Gepp S, Jung L, Mumm A, Schmid J, Simon J, Eichinger M. Initiatives for promoting Planetary Health Education in Germany: An overview. GMS J Med Educ. 2023;40(3):Doc38. DOI: 10.3205/zma001620 Externer Link
3.
Wabnitz K, Schwienhorst-Stich EM, Asbeck F, Fellmann CS, Gepp S, Leberl J, Mezger NCS, Eichinger M. National Planetary Health learning objectives for Germany: A steppingstone for medical education to promote transformative change. Front Public Health. 2023;10:1093720. DOI: 10.3389/fpubh.2022.1093720 Externer Link