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Handlungskompetenz bei geburtshilflichen Notfällen – kann dies durch E-Learning erreicht werden? Interprofessionelles Blended-Learning-Modul zur Diagnostik und Notfallbehandlung der Schulterdystokie
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Veröffentlicht: | 11. September 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Die Schulterdystokie ist ein geburtshilflicher Notfall, welcher bei etwa 1% der Geburten eintritt. Regelmäßiges Training ist daher für Geburtshelfer und Hebammen empfohlen [1]. Ebenfalls sind bereits für Studierende die Lernziele zu diesem Notfallbild im Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) verankert [https://nklm.de/zend/menu]. Es war das Ziel zu prüfen, inwieweit E-Learning als Lehrmethode erfolgreich eingesetzt werden kann, um Wissens- und Handlungskompetenzen erfolgreich zu vermitteln. Hierfür wurde ein Blended-Learning-Konzept aus E-Learning und praktischer Anwendung am Geburtssimulator mit den Lernzielen zum Thema Schulterdystokie neu konzipiert.
Methoden: Nach Absolvierung eines E-Learning-Kurses mit annotierten Lehrvideos demonstrierten Medizinstudierende des 10. Semesters und Hebammenauszubildende des letzten Ausbildungsjahres an einem Geburtssimulator ihre Handlungskompetenz bei der Diagnostik und Behandlung der Schulterdystokie. Der Transfer des im E-Learning erworbenen Wissens auf die praktische Anwendung am Simulator wurde anhand eines an den Handlungsempfehlungen für Schulterdystokie orientierten Bewertungsbogens evaluiert.
Ergebnisse: An der Studie nahmen 160 Medizinstudierende und 14 Hebammenauszubildende teil. Insgesamt erfüllten 95,9% der Probanden die geforderten Bewertungsstandards, d.h. diese erzielten sehr gute bis ausreichende Leistungen (Ø gut) bei der praktischen Anwendung des im E-Learning erworbenen Wissens. Weder eine vorab absolvierte Berufsausbildung, Erfahrung mit geburtshilflichen Notfällen noch das Geschlecht hatten bei den Medizinstudierenden einen signifikanten Einfluss auf deren Leistung im Simulationstraining (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).
Diskussion: Das Ergebnis, dass knapp 96% der Probanden die geforderten Lernziele erreicht hatten und im Mittel über 80% der Punkte erreicht werden konnten, zeigt, dass E-Learning eine erfolgreiche Lehrmethode bei der Unterrichtung geburtshilflicher Notfälle darstellen kann. Zwar müssen einerseits Zeitaufwand sowie Kosten bei der Erstellung von E-Learning-Modulen beachtet werden, andererseits können hierdurch langfristig personellen und räumlichen Ressourcen in der Lehre eingespart werden. Zudem sind asynchrone Lehrinhalte jederzeit abrufbar [2]. Hierüber können insbesondere seltene Krankheitsbilder vermittelt werden. Prinzipiell gilt es bei digitalen Lehrformaten zu prüfen, dass alle User über die technischen Mittel zur Nutzung verfügen.
Take Home Messages: E-Learning ist eine erfolgversprechende Lehrmethode zur Übertragung des theoretischen Wissens bei der Behandlung der Schulterdystokie in die Praxis am Geburtssimulator. Die vom NKLM definierten Lernziele für die Schulterdystokie können von den Studierenden innerhalb des Blended-Learning-Konzeptes erfolgreich angewendet werden. E-Learning-Inhalte sollten hierbei für nachhaltigen Wissenserwerbs stets innerhalb von Blended-Learning-Formaten gelehrt werden.
Literatur
- 1.
- Hill DA, Lense J, Roepcke F. Shoulder Dystocia: Managing an Obstetric Emergency. Am Fam Physician. 2020;102(2):84-90.
- 2.
- Arnold P, Kilian L, Thillosen A, Zimmer GM. Handbuch E-learning: Lehren und Lernen mit digitalen Medien. 5. aktualisierte Auflage. Stuttgart: UTB; 2018. DOI: 10.36198/9783838549651