gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

Herkunft oder Abitur – das ist die Frage! Ein Plädoyer für differenziertere Leistungsvergleiche deutscher und internationaler Medizinstudierende

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Hossein Shahla - Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP), Deutschland
  • Ilse Lorenz - Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP), Deutschland
  • Alexander Oksche - Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP), Deutschland
  • Christian Brünahl - Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP), Deutschland
  • Jan Carl Becker - Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP), Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-27-05

doi: 10.3205/23gma143, urn:nbn:de:0183-23gma1438

Veröffentlicht: 11. September 2023

© 2023 Shahla et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Von einigen wenigen, meist regionalen Forschungsarbeiten abgesehen, liegen mit Bezug auf die Prüfungsleistungen internationaler Studierenden an deutschen medizinischen Fakultäten nur selten, jedenfalls keine bundesweiten und vertiefenden Untersuchungsergebnisse vor. Im Mittelpunkt dieses Beitrages stehen daher vergleichende Analysen von Prüfungsleistungen deutscher und internationaler Examenskandidatinnen und Kandidaten beim bundesweiten Ersten Abschnitt der ärztlichen Prüfung unter besonderer Berücksichtigung – ihrer zum Studium der Medizin berechtigenden – voruniversitären Schulausbildung (Hochschulzulassungsberechtigung).

Methoden: Ausgehend von einer Unterteilung der internationalen Studierenden in 6 sprachlich-regionalen Nationalitätengruppen vergleichen wir die standardisierten Prüfungsleistungen (Punktzahlen mit MGesamt= 500, SDGesamt= 100) der deutschen (N=95182) und internationalen (N=10051) Prüfungsteilnehmenden des Ersten Abschnitts der ärztlichen Prüfungen 2007 bis 2017. Dabei fokussieren wir uns auf die Art der „Hochschulzulassungsberechtigung“ (Abitur in einem Gymnasium mit differenzierender Oberstufe: Ja/Nein) als einen bisher wenig beachteten bildungsbiografischen Hintergrundfaktor. Das Kriterium zur Unterscheidung deutscher und internationaler Studierenden ist ihre Angabe zur Nationalität bei der Examensanmeldung.

Ergebnisse: Die durchschnittlichen Examensleistungen internationaler Studierenden variieren zwischen den 6 Nationalitätengruppen sehr stark, und zwar in einem Range von 402 bis 482 standardisierten Punkten. Die durchschnittliche Prüfungsleistung internationaler Studierenden liegt, alle 6 Nationalitätengruppen zusammenbetrachtet, zwar erheblich unterhalb der Leistung deutscher Studierenden (MDeutsch= 508, SDDeutsch= 97 vs. MInt.= 431, SDInt.= 104). Dieser Unterschied von gut 77 standardisierten Punkten nivelliert sich jedoch im entscheidenden Maße, wenn man nach der Art der Hochschulzulassungsberechtigung differenziert. Unter Berücksichtigung der Art ihrer Hochschulzulassungsberechtigung erbringen deutsche wie internationale Examensteilnehmer beim bundeseinheitlichen Ersten Abschnitt der ärztlichen Prüfungen unwesentlich unterschiedliche Leistungen:

  • Deutsche Studierende mit Abitur in Gymnasien mit differenzierender Oberstufe: M=514/SD=94
  • Ausl. Studierende mit Abitur in Gymnasien mit differenzierender Oberstufe: M=483/SD=106
  • Deutsche Studierende ohne Abitur in Gymnasien mit differenzierender Oberstufe: M=470/SD=102
  • Ausl. Studierende ohne Abitur in Gymnasien mit differenzierender Oberstufe: M=424/SD=102

Schlussfolgerung: Die Grenze zwischen starken und schwachen Examensleistungen verläuft nicht vordergründig entlang der nationalen Herkunft, insbesondere nicht zwischen den deutschen und internationalen Studierenden als jeweils homogenen Gruppen. Entscheidend ist vielmehr, welchen schulbiografischen Hintergrund die jeweiligen Teilnehmergruppen aufweisen.