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Der Einfluss von Persönlichkeitsfaktoren und Selbstwirksamkeit auf subjektiv erfahrene Sicherheit bei praktisch-klinischen Fertigkeiten
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Veröffentlicht: | 11. September 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Der AIX-Kurs ist ein praktischer Untersuchungskurs im Modellstudiengang Medizin an der RWTH Aachen. Er vermittelt praktisch-klinische Fertigkeiten zur strukturierten körperlichen Untersuchung. Bisher liegt wenig Evidenz dazu vor, wie die körperliche Untersuchung effektiv unterrichtet werden soll [1]. Das Ziel der vorliegenden Studie ist, zu identifizieren, welche Rolle Persönlichkeitseigenschaften und Selbstwirksamkeitserwartungen (SW) beim subjektiv erfahrenen Lernerfolg spielen, um diese Faktoren in eine adäquate Konzeptionierung von Lehrveranstaltungen zu integrieren [2].
Methoden: Der Kurs umfasst sechs Kurstermine, in welchen die Untersuchungstechniken in Kleingruppenarbeit im Peer-Teaching-Konzept und mit Simulationspersonen (SPs) vermittelt werden.
Mittels Selbstbeurteilungsinstrumenten werden Persönlichkeitseigenschaften (NEO-Fünf-Faktoren-Inventar [NEO-FFI]) und SW (Skala zur Allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartung [SWE]) sowie der subjektiv erfahrene Lernerfolg erhoben.
Ergebnisse: In der Postmessung zeigen sich für SW (r=0,34) sowie der Gruppenarbeit im Allgemeinen (r=0,42) signifikante positive Zusammenhänge mit dem Lernerfolg (p<0,001). 57,7% der Studierenden mit hoher Extraversion geben an einen hohen subjektiven Lernerfolg zu erzielen, bei Studierenden mit niedriger Extraversion ist das nur bei 42,3% der Fall (p=0,023).
Sowohl höhere Extraversion (p=0,025) als auch höhere SW (p=0,020) führen verglichen mit niedriger Ausprägung zu mehr Sicherheit in der Untersuchung an SPs durch gegenseitiges Üben. Gruppenarbeit im Allgemeinen korreliert mit Sicherheit in der Untersuchung an SPs durch gegenseitiges Üben (r=0,31, p<0,001) sowie der Einschätzung, dass durch das Üben an SPs die körperliche Untersuchung erleichtert wird (r=0,32, p<0,001). Hohe Gewissenhaftigkeit geht mit einer Einschätzung einer Erleichterung der körperlichen Untersuchung durch das Üben an SPs einher (p=0,025).
Diskussion: SW und Extraversion spielen eine wichtige Rolle im Erlernen klinisch-praktischer Fertigkeiten. Extrovertiertere Studierende scheinen hinsichtlich subjektiver Sicherheit stärker vom Kurs zu profitieren als Studierende mit geringerer Extraversion. Studierende scheinen durch den Kurs nicht nur ihre praktischen Kompetenzen zu steigern, sondern auch ihr Selbstvertrauen für die klinische Untersuchung.
Take Home Messages: Peer-Learning sowie der Erwerb praktischer Kompetenzen mittels SPs haben einen positiven Effekt auf die erfahrene Kompetenz der Studierenden, werden aber wiederum durch SW und Persönlichkeitseigenschaften wie Extraversion und Gewissenhaftigkeit mediiert. In der Entwicklung zukünftiger Kurskonzepte ist es relevant, diese Persönlichkeitseigenschaften zu berücksichtigen und Lehrmethoden einzusetzen, von denen die Studierenden gleichermaßen profitieren.
Literatur
- 1.
- Easton G, Stratford-Martin J, Atherton H. An appraisal of the literature on teaching physical examination skills. Educ Prim Care. 2012;23(4):246-54. DOI: 10.1080/14739879.2012.11494117
- 2.
- Guntern S, Korpershoek H, van der Werf G. Benefits of personality characteristics and self‐efficacy in the perceived academic achievement of medical students. Educ Psychol-UK. 2017;37(6):733-44. DOI: 10.1080/01443410.2016.1223277