Artikel
Gesundheitsförderung auf dem Campus – wie es Studierenden geht und was sie sich wünschen. Eine Befragung unter Studierenden der Erziehungswissenschaft und der Humanmedizin an der Universität Augsburg
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 11. September 2023 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Studierende in Deutschland weisen seltener einen guten subjektiven Gesundheitszustand und häufiger eine depressive Symptomatik auf als die 18-29-jährige Allgemeinbevölkerung [1], [2]. Ziel der Befragung ist die Analyse des Gesundheitszustandes, -verhaltens und der Interessen an Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention sowie die dabei vorliegenden Unterschiede bei Studierenden der Erziehungswissenschaft und Medizin, um auf dieser Grundlage zukünftige spezifische Interventionen abzuleiten.
Methoden: Datenbasis bilden Online-Befragungen von Studierenden im Bachelor und Master Erziehungswissenschaft (N=163) und Humanmedizin (N=100) an der Universität Augsburg im WS 2021/2022. Der Gesundheitszustand, das Gesundheitsverhalten sowie die Interessen an Themen, Formaten und Ideen für die Gesundheitsförderung im Setting Universität werden mit etablierten Skalen abgefragt und anhand von uni-, bi- und multivariaten Analysen dargestellt.
Ergebnisse: Beide Studierendengruppen zeigen Einschränkungen in ihrer mentalen Gesundheit. Verglichen mit Medizinstudierenden weisen die befragten Erziehungswissenschaftsstudierenden höhere Risiken für ein Depressives Syndrom, eine Generalisierte Angststörung sowie körperliche Beschwerden auf. Etwa jede(r) dritte Befragte aus beiden Fächergruppen zeigt einen riskanten Alkoholkonsum und ein hohes Erschöpfungserleben als eine Subdimension von Burnout. Für das Vorliegen von Bedeutungsverlust als Subdimension von Burnout liegt für Erziehungswissenschaftsstudierende ein 11,21-fach (<0,001; 95% KI: 3,55-35,45) erhöhtes Risiko vor, im Vergleich zu Medizinstudierenden. Bei 65,6% der Erziehungswissenschafts- und bei 41,0% der Medizinstudierenden finden sich Hinweise auf eine Internetbezogene Störung. Der Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer Internetbezogenen Störung und dem Studiengang ist signifikant (p<0,001). Nahezu jede(r) zweite Studierende wünscht sich Kursangebote zu Bewegung sowie zu Entspannung/Stressbewältigung. Erziehungswissenschaftsstudierende zeigen einen größeren Bedarf an Angeboten zur psychischen Gesundheit als Medizinstudierende.
Diskussion: Die Gesundheit von Studierenden scheint sich während der COVID-19-Pandemie verschlechtert zu haben. Eine mögliche Erklärung für die Unterschiede zwischen den beiden Studierendengruppen könnte sein, dass Erziehungswissenschaftsstudierende während der COVID-19-Pandemie zwei Jahre größtenteils in der Online-Lehre verbracht haben, wohingegen Medizinstudierende nie vollständig im Distanzunterricht waren. Studienergebnisse zeigen, dass ein verschlechterter Gesundheitszustand vor allem auf Kontaktbeschränkungen im sozialen Bereich zurückzuführen ist [3].
Take Home Messages: Studierende müssen verstärkt als Zielgruppe für Prävention und Gesundheitsförderung adressiert werden. Bei der Maßnahmenplanung sollten Studiengangsspezifika unbedingt beachtet werden. Ein Studentisches Gesundheitsmanagement sollte vorangebracht werden.
Literatur
- 1.
- Grützmacher J, Gusy B, Lesener T, Sudheimer S, Willige J. Gesundheit Studierender in Deutschland 2017. Ein Kooperationsprojekt zwischen dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung, der Freien Universität Berlin und der Techniker Krankenkasse. 2018. Zugänglich unter/available from: https://www.tk.de/resource/blob/2050660/8bd39eab37ee133a2ec47e55e544abe7/gesundheit-studierender-in-deutschland-2017-studienband-data.pdf
- 2.
- Heidemann C, Scheidt-Nave C, Beyer AK, Baumert J, Thamm R, Maier B, Neuhauser H, Fuchs J, Kuhnert R, Hapke U. Gesundheitliche Lage von Erwachsenen in Deutschland – Ergebnisse zu ausgewählten Indikatoren der Studie GEDA 2019/2020-EHIS. J Health Monit. 2021;6(3):3-27. DOI: 10.25646/8456
- 3.
- Holm-Hadulla RM, Klimov M, Juche T, Möltner A, Herpertz SC. Well-Being and Mental Health of Students during the COVID-19 Pandemic. Psychopathology. 2021;54(6):291-297. DOI: 10.1159/000519366