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Interprofessionelles Lernen von Studierenden der Hebammenwissenschaft und Humanmedizin: Das Lehr-Projekt „IPE-MidMed“
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Veröffentlicht: | 11. September 2023 |
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Zielsetzung: Rund um die Geburt werden Frauen von Hebammen und Ärzt*innen betreut. In der Versorgung spielt eine gelungene inner- und außerklinische interprofessionelle Zusammenarbeit für die Versorgung und die Arbeitszufriedenheit der Professionen eine essentielle Rolle [1]. Die Überführung der Ausbildung von Hebammen an Hochschulen bietet Strukturen, dass beide Professionen bereits im Studium an ein professionsübergreifendes Handeln und Kommunizieren herangeführt werden. Ziel des Lehr-Projekts ist, interprofessionelle Seminare durchzuführen, wissenschaftlich zu begleiten sowie zu untersuchen, in welcher Form die Sozialisation und Wertschätzung beider Professionen divergiert und welcher Bedarf an interprofessionellem Lernen (IPL) besteht.
Methoden: Im Rahmen des Lehr-Projekts „IPE-MidMed“ (01.04.22-30.09.23) am UKE werden an einem Tag pro Semester interprofessionelle Seminare angeboten, in denen Studierende der Hebammenwissenschaft und Humanmedizin über drei Semester hinweg professionsübergreifende Fallbeispiele bearbeiten. Die Evaluation erfolgt im Mixed-Methods-Design. In einem online-basierten quantitativen Fragebogen wurde die interprofessionelle Sozialisation anhand der deutschen Version der „Interprofessional Socialization and Valuing Scale“ (ISVS-21-D) [2] erhoben. Ergänzend wurde die interprofessionelle Sozialisation und der Bedarf von Studierenden an IPL mit vier Fokusgruppeninterviews sowie die Einstellung der Dozierenden in einem Fokusgruppeninterview qualitativ untersucht. Gemäß des Action Researchs [3] wurden Strukturen im Projekt fortlaufend angepasst.
Ergebnisse: Nach zwei von drei Durchläufen setzt sich die Stichprobe aus n=80 (1. Durchlauf) und n=44 Studierenden (2. Durchlauf) zusammen. In beiden Durchläufen unterscheiden sich die Studierenden der Hebammenwissenschaft und Humanmedizin im ISVS-21-D Score nicht statistisch signifikant. Die Auswertung der Interviews ergab eine positive Einstellung der Studierenden (n=17) gegenüber IPL sowie ein hoher Bedarf an weiteren interprofessionellen Veranstaltungen. Dozierende (n=4) bewerten Seminare als Chance für eine gelungene interprofessionelle Zusammenarbeit in der direkten Versorgung.
Diskussion: Das erste Kennenlernen in einem geschützten Rahmen, die Auseinandersetzung mit den gegenseitigen Perspektiven sowie Kernkompetenzen, können einen Grundstein für eine erfolgreiche interprofessionelle Zusammenarbeit, eine zielgruppenspezifische Kommunikation, ein klares Rollenverständnis und die gegenseitige Wertschätzung bilden.
Take Home Messages: Seminare stellen ein geeignetes Format für IPL dar. Für eine Vertiefung der interprofessionellen Zusammenarbeit werden praxisorientierte Formate mit curricularer Verankerung benötigt. Mit der iterativen Adaption der Seminare wird die Qualität der interprofessionellen Lehre kontinuierlich verbessert.
Literatur
- 1.
- Stahl K, Agricola C. Interprofessionelle Zusammenarbeit aus Sicht von Hebammen. Public Health Forum. 2021;29(2):166-169. DOI: 10.1515/pubhef-2021-0026
- 2.
- Mahler C, Orchard C, Berger S, Krisam J, Mink J, Krug K, Krug G. Translation and psychometric properties of the German version of the "Interprofessional Socialization and Valuing Scale" (ISVS-21-D). J Interprof Care. 2023;37(4):655-661. DOI: 10.1080/13561820.2022.2115024
- 3.
- Cohen L, Manion L, Morrison K. Research Methods in Education. 6. ed. Oxford (UK): Routledge/Taylor & Francis Group; 2007.