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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

Interprofessionelle Patientenübergabe. Eine qualitative Interviewstudie zur Definition einer Entrustable Professional Activity für Pflegefachkräfte

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Matthias Witti - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • Jan M. Zottmann - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • Ula Bozic - Klinikum der Universität München, LMU München, Promotionsprogramm Klinische Pharmazie, München, Deutschland
  • Marion Huber - Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Institut für Public Health, Schweiz
  • Martin R. Fischer - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • Ralf Schmidmaier - Klinikum der Universität München, LMU München, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, München, Deutschland; Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-14-02

doi: 10.3205/23gma073, urn:nbn:de:0183-23gma0737

Veröffentlicht: 11. September 2023

© 2023 Witti et al.
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Gliederung

Text

Zielsetzung: Die Patientenübergabe zwischen medizinischem und pflegerischem Personal gilt als eines der wichtigsten Instrumente zur Gewährleistung der Patientensicherheit. Fehler bei der Patientenübergabe sind eine der Hauptursachen für vermeidbare Patientenschäden [1]. Die interprofessionelle Patientenübergabe ist zentraler Bestandteil der Arbeitsabläufe in Krankenhäusern und stellt eine kontinuierliche interprofessionelle Patientenversorgung sicher [2]. Übergabekompetenzen werden von Pflegefachkräften und Ärzten*innen nach Abschluss ihres Studiums bzw. ihrer Ausbildung erwartet. Allerdings wird das Thema interprofessionelle Patientenübergabe in den deutschen medizinischen und pflegerischen Curricula bisher kaum behandelt. Übergabekompetenzen sollten jedoch in Studium und Ausbildung erlernt und trainiert werden. Das Konzept der Entrustable Professional Activities (EPA), welches ein hohes Maß an Theorie-Praxis-Transfer garantiert, erscheint in diesem Zusammenhang als vielversprechender Lehr-Lernansatz [3]. Im Gegensatz zur Ärzt*innschaft wurde bislang keine EPA für die interprofessionelle Patientenübergabe für Pflegefachkräfte entwickelt. Vor diesem Hintergrund soll eine EPA aus der Berufsperspektive von Pflegefachkräften und Ärzt*innen zur interprofessionellen Patientenübergabe entwickelt werden.

Methoden: Mittels qualitativer Leitfadeninterviews sollten die strukturellen und prozessualen Bedingungen einer interprofessionellen Übergabesituation in der Pflege identifiziert werden. Die Auswertung der Interviews erfolgte nach dem gängigen Ablaufschema einer inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse. Nach der Integration der Analyseergebnisse in eine EPA Struktur erfolgte eine Validierung mittels Konsensrunde. Diese bestand aus zwei Ärzten (mit MME) und zwei Pflegefachkräften mit pädagogischem Studium.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 20 leitfadengestützten Interviews mit Pflegefachkräften (N=9) sowie Ärzt*innen (N=11) durchführt. Auf der Grundlage der Analyseergebnisse und der Konsensrunde konnte eine EPA „Interprofessionelle Patientenübergabe durchführen und/oder erhalten für Pflegefachkräfte“ definiert werden. Für unsere EPA wurde eine Tätigkeit gewählt, die zum einen empirisch nachgewiesen notwendig ist und zum anderen eine hohe Relevanz für alle klinischen Stationen aufweist. Parallel hierzu wurde die Tätigkeit so ausgewählt, dass diese auf der „Münchner Interprofessionellen Ausbildungsstation“ (MIPA) verwendet werden kann, um eine unmittelbare Tauglichkeit für die Praxis empirisch überprüfen zu können.

Diskussion: Unsere Ergebnisse stellen ein detailliertes Bild zur interprofessionellen Patientenübergabe in der Pflege dar. Ferner ermöglicht die von uns vorgelegte EPA zur interprofessionellen Patientenübergabe für Pflegeberufe (im Zusammenspiel mit der gleichnamigen EPA für Ärzt*innen aus dem NKLM 2.0) die ganzheitliche Erfassung und Überprüfung von interprofessionellen Patientenübergaben.


Literatur

1.
The Joint Commission. Sentinel Event Data – Root causes by event type. Illinois, USA; Joint Commission on Accreditation on Health Care Organizations; 2014.
2.
Fealy G, Donnelly S, Doyle G, Brenner M, Hughes M, Mylotte E, Nicholson E, Zaki M. Clinical handover practices among healthcare practitioners in acute care services: A qualitative study. J Clin Nurs. 2019;28(1-2):80-88. DOI: 10.1111/jocn.14643 Externer Link
3.
Ten Cate O, Taylor DR. The recommended description of an entrustable professional activity: AMEE Guide No. 140. Med Teach. 2021;43(10):1106-1114. DOI: 10.1080/0142159X.2020.1838465 Externer Link