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Der Medi-Landkompass – BMG-geförderte Informationsplattform für kleinstädtisch-ländliche Ausbildungs- und Fördermöglichkeiten während des Medizinstudiums in Deutschland
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Veröffentlicht: | 11. September 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Ungleichheiten bei der ärztlichen Versorgung sind im Besonderen zu Lasten der kleinstädtisch-ländlichen Regionen zu verzeichnen [1], [2]. Um die flächendeckende medizinische Versorgung langfristig zu sichern, müssen mehr Medizinabsolventen für eine Tätigkeit in ländlichen Regionen gewonnen werden [3]. Positiv herauszustellen sind über 760 Ausbildungs- und Fördermaßnahmen im kleinstädtisch-ländlichen Raum, die eine bundesweite, systematische Recherche ergab. Gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit haben wir eine Online-Plattform entwickelt, die es Studierenden und anderen Zielgruppen ermöglicht, ein breites Spektrum an regionalen und überregionalen Angeboten zu finden und zu vergleichen. Nachdem die Plattform seit März 2022 online frei zugänglich ist, steht nun die Frage im Mittelpunkt, wie Medizinstudierende die Nutzerfreundlichkeit und die Bekanntheit der Plattform bewerten.
Methoden: Die Entwicklung- und Evaluationsphase der Förderplattform wurde durch jeweils eine bundesweite, online-basierte Studierendenbefragung begleitet. Die abgeschlossene webbasierte Eingangsbefragung zu Erwartungen an die Förderplattform schloss deutsche Medizinstudierende aller Semester (N=293; 76,8% weiblich; Studienjahr 1-2: 40,6%, Studienjahr 3-5: 54,3%; Abschlussjahr: 5,1%) ein und umfasste 28 Items. Der Fragebogen wurde über Fachschaften und ihre jeweiligen Lehreinrichtungen an 38 deutschen medizinischen Fakultäten weitergeleitet. Erhoben wurden soziodemographische Daten, Erfahrungen in Bezug auf den kleinstädtisch-ländlichen Raum, Suchstrategien sowie Wünsche zu Inhalten der geplanten Plattform, Filtermöglichkeiten und -inhalte. Es wurden deskriptive Statistiken und Gruppenvergleiche durchgeführt. Im der Evaluationsbefragung wurden Items zur Bekanntheit des Medi-Landkompass und zur Nutzerfreundlichkeit ergänzt.
Ergebnisse: In der Eingangsbefragung gaben 91,5% der Studierenden an, das Interesse an Praktika in ländlichen Gebieten besteht, 79,2% suchen Informationen zu Stipendien, 48,8% haben Interesse an Informationen zu Mentoring-Programmen. Studierende erwarten insbesondere Informationen über die Fördermöglichkeiten hinsichtlich des Studienstandorts (4,0±1,0), der Fachrichtung (4,8±0,5), des Förderzeitraums (4,6±;0,7) und der Art der praktischen Ausbildung (4,7±0,6). Weitere Wünsche betrafen Angaben zur Förderhöhe, Bewerbungskontakten und Austauschmöglichkeiten.
Diskussion: Mit ca. 2.800 Seitenaufrufe aus dem gesamten Bundesgebiet in den letzten 12 Monaten ist die Webseite noch deutlich zu wenig in den betreffenden Zielgruppen bekannt. Die Verknüpfung der Ergebnisse aus Eingangsbefragung, Webseitenevaluation und Nutzerdatenanalyse wird für die inhaltlich Weiterentwicklung der Plattform und ihrer Sichtbarkeit („SEO Visibility“) entscheidend sein.
Take Home Messages: Die Erwartungen der Studierenden konnten bei der Entwicklung der Plattform berücksichtigt werden. Ein hohes Maß an begleitender Öffentlichkeitsarbeit und IT-gestützter Maßnahmen ist erforderlich, um die Sichtbarkeit der Website und ihrer Inhalte sicher zu stellen.
Literatur
- 1.
- Kopetsch T. Gehen dem deutschen Gesundheitswesen die Ärzte aus? Internist. 2002;43:M76-M86. DOI: 10.1007/s00108-002-0591-z
- 2.
- Arentz C. Regionale Verteilung von Ärzten in Deutschland und anderen ausgewählten OECD-Ländern. WIP-Diskussionspapier 2/2017. Köln: Wissenschaftliches Institut der Privaten Krankenversicherungen (WIP); 2017. Zugänglich unter/available from: https://www.wip-pkv.de/veroeffentlichungen/detail/regionale-verteilung-von-aerzten-in-deutschland-und-anderen-ausgewaehlten-oecd-laendern.html
- 3.
- Herget S, Nafziger M, Sauer S, Bleckwenn M, Frese T, Deutsch T. How to increase the attractiveness of undergraduate rural clerkships? A cross-sectional study among medical students at two German medical schools. BMJ Open. 2021;11(6):e046357. DOI: 10.1136/bmjopen-2020-046357