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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

Kooperationen mit ländlichen und hausärztlich unterversorgten Kommunen als Bereicherung der allgemeinmedizinischen Ausbildung – Potenziale und Hürden

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Philip Schillen - Medizinische Fakultät, Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Essen, Deutschland
  • Jürgen in der Schmitten - Medizinische Fakultät, Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Essen, Deutschland
  • Eva Strüwer - Medizinische Fakultät, Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Essen, Deutschland
  • Benjamin Borchardt - Medizinische Fakultät, Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Essen, Deutschland
  • Horst Christian Vollmar - Medizinische Fakultät, Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Allgemeinmedizin (AM RUB), Bochum, Deutschland
  • Barbara Woestmann - Medizinische Fakultät, Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Allgemeinmedizin (AM RUB), Bochum, Deutschland
  • Lucas Bisplinghoff - Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhls für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Witten, Deutschland
  • Stefan Wilm - Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • Johanna Bolland - Medizinische Fakultät, Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Essen, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-06-04

doi: 10.3205/23gma033, urn:nbn:de:0183-23gma0339

Veröffentlicht: 11. September 2023

© 2023 Schillen et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Die (haus)ärztliche Versorgung ist ein wesentlicher Teil der Daseinsvorsorge von Kommunen und erhält in Anbetracht des sich abzeichnenden Ärztemangels eine immer größere Bedeutung [1], [2]. Die älter werdende Bevölkerung mit einem steigenden Versorgungsbedarf verstärkt zusätzlich den Bedarf an (haus)ärztlichem Nachwuchs [3]. Allerdings gestaltet sich die Gewinnung von jungen Ärzt*innen besonders in jenen Regionen schwierig, die nicht im Einzugsgebiet einer medizinischen Fakultät liegen, da Medizinstudierende wohnort- bzw. universitätsnahe Ausbildungsorte für Praktika, Hospitationen und Famulaturen präferieren. Die Stärkung der Zusammenarbeit von Kommunen und Universitäten bei der Umsetzung von Ausbildungs- und Förderprogrammen könnte dazu beitragen, die Motivation von Studierenden zu erhöhen, allgemeinmedizinische Praktika in ebendiesen Regionen zu absolvieren.

Vor diesem Hintergrund stellt sich folgende Frage: Wie können Kooperationen mit Kommunen in der allgemeinmedizinischen Ausbildung gestärkt und Praxisaufenthalte in dortigen Regionen für Studierende attraktiv gestaltet werden?

Methoden: In einer Online-Umfrage im Frühjahr 2023 wurden in Kooperation mit dem Städte- und Gemeindebund NRW sowie dem Städtetag NRW die (Ober-)Bürgermeister*innen aller 396 Kommunen in NRW befragt. Der Fragebogen besteht aus 27 Fragen und orientiert sich an zwei publizierten Befragungen bezüglich der ärztlichen Versorgung mit jeweils kommunalpolitischer Zielgruppe [1], [2]. Das Ziel der Umfrage ist es, einen Eindruck der Perspektive der Kommunen in NRW in Bezug auf die gegenwärtige und zukünftige hausärztliche Versorgung zu gewinnen sowie bestehende Fördermaßnahmen und die Bereitschaft für zukünftige Fördermaßnahmen für Medizinstudierende zu erfassen. Ergänzt werden die Ergebnisse der Befragung durch Best-Practice-Beispiele aus dem durch das Bundesministerium für Gesundheit geförderten Lehrforschungsprojekt LOCALHERO.

Ergebnisse: Derzeit befindet sich die Befragung noch in der Auswertungsphase. Erste Ergebnisse deuten auf eine sehr unterschiedlich ausgeprägte Problemwahrnehmung hinsichtlich der zukünftigen Sicherstellung der (haus)ärztlichen Versorgung. Insbesondere ländliche und (drohend) unterversorgte Kommunen zeigen allerdings ein großes Interesse, ihr bisheriges Engagement in der Zusammenarbeit mit medizinischen Fakultäten zu steigern.

Diskussion: Durch die Zusammenarbeit mit engagierten Kommunen können aus Perspektive der medizinischen Fakultäten zusätzliche Lehrpraxen, insbesondere in bislang kaum bespielten Regionen, rekrutiert und kommunale Ansprechpartner*innen vor Ort gewonnen werden. Durch die (finanzielle) Förderung von Medizinstudierenden in den Bereichen Unterkunft, Mobilität und ggf. Rahmenprogramm könnten Praxisaufenthalte in bislang nicht in Betracht gezogenen Regionen attraktiver gestaltet und somit in größerem Umfang ermöglicht werden.

Take Home Message: Die Zusammenarbeit mit Kommunen verspricht das Potenzial, die Attraktivität von allgemeinmedizinischen Praktika in ländlichen sowie unterversorgten Regionen zu steigern.


Literatur

1.
Kuhn B, Steinhäuser J, Eberhard S, Hufenbach R, Amelung VE. Die Rolle von niedersächsischen Kommunen für die zukünftige ärztliche Versorgung – Eine Befragung der Bürgermeister und Landräte [The Role of Municipalities in Lower Saxony for Future Physician's Care – A Survey of Mayors and District Administrators]. Gesundheitswesen. 2018;80(8-09):711-718. DOI: 10.1055/s-0042-121602 Externer Link
2.
Steinhäuser J, Scheidt L, Szecsenyi J, Götz K, Joos S. Die Sichtweise der kommunalen Ebene über den Hausärztemangel – eine Befragung von Bürgermeistern in Baden-Württemberg [Perceptions of the Local Government about the Primary Care Physicians Shortage – A Survey among Mayors in the Federal State of Baden-Wuerttemberg]. Gesundheitswesen. 2012;74(10):612-617. DOI: 10.1055/s-0032-1308977 Externer Link
3.
van den Bussche H. Die Zukunftsprobleme der hausärztlichen Versorgung in Deutschland: Aktuelle Trends und notwendige Maßnahmen [The future problems of general practice in Germany: current trends and necessary measures]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2019;62(9):1129-1137. DOI: 10.1007/s00103-019-02997-9 Externer Link