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Studierende als Forschende: Gestaltung einer interdisziplinären Forschungswerkstatt zur qualitativen Versorgungsforschung im ersten Studienabschnitt des Bielefelder Modellstudiengangs Medizin
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Veröffentlicht: | 11. September 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Zunehmende Fortschritte in der Medizin erfordern von angehenden Ärzt*innen ein evidenzbasiertes Denken und Handeln. Mit den aktuellen Bestrebungen für eine Stärkung der wissenschaftlichen Kompetenzen angehender Ärzt*innen [1], [2] geht die Entwicklung neuer Lehr-/Lernkonzepte einher. Eine verschränkte Vermittlung wissenschaftlicher und praktischer Fertigkeiten zu Themen der Patient*innenversorgung und -orientierung bietet sich an. Gleichzeitig dominiert bisher die quantitative Perspektive im Medizinstudium, während qualitative Ansätze unterrepräsentiert sind.
Ziel der Forschungswerkstatt ist es, Studierende im Kontext der Versorgungsforschung für den Forschungsprozess und das qualitative Paradigma durch ein aktives Erleben zu sensibilisieren und die Methoden- sowie Reflexionskompetenz auszubauen.
Methoden: Im Rahmen des Longitudinalstrangs „Wissenschaftliches Denken und Handeln“ wird eine Forschungswerkstatt für Studierende des 4. Fachsemesters im Umfang von 5 UE konzipiert. In drei interdisziplinär betreuten parallelen Seminaren, mit unterschiedlichen übergeordneten Forschungsthemen können Studierende sich interessensgeleitet einer Gruppe zuordnen, um erste qualitative Forschungserfahrungen zu sammeln.
Im ersten Veranstaltungsblock werden in Kleingruppen anhand einer vorgebenden Forschungsfrage Fragen für einen kurzen Interviewleitfaden entwickelt. Anschließend findet die Simulation einer Interviewsituation im Tandem mit Studierenden der Parallelgruppe statt. Im zweiten Veranstaltungsblock befassen sich die Studierenden mit den Transkripten und wenden erste Auswertungsmethode an. Sie leiten daraus erste Erkenntnisse ab, die sie für eine kurze Präsentation in einer abschließenden gemeinsamen Vorlesung zusammenführen, aufbereiten und reflektieren. Die Lehrenden nehmen im Prozess eine Begleit- und Supervisionsrolle ein. Die Erzeugung verwertbarer Forschungsergebnisse steht aufgrund des geringen zeitlichen Umfangs ausdrücklich nicht im Mittelpunkt, vielmehr geht es um die Erfahrung, einen Forschungsprozess aktiv zu durchlaufen.
Die Evaluation der Veranstaltung erfolgt entsprechend des Konzepts für Lehrevaluation an der Medizinischen Fakultät OWL [3] und richtet sich an Studierende und Lehrende.
Ergebnisse: Im Rahmen des Aufbauprozesses der Medizinischen Fakultät OWL war es möglich, eine Forschungswerkstatt zu konzipieren und in den Stundenplan des 4. Semesters in das Kerncurriculum zu integrieren. Die Evaluationsergebnisse werden im Sommersemester 2023 erhoben.
Diskussion: Die Erfahrungen aus der Organisation der Forschungswerkstatt zeigen, dass es bereits im ersten Studienabschnitt möglich ist, eine qualitativ ausgerichtete Forschungswerkstatt in das Curriculum eines Medizinstudiums zu integrieren und damit einige vorhandene blinde Flecke in der traditionellen Medizinlehre zu adressieren.
Take Home Message: Die Integration einer qualitativen Forschungswerkstatt ist bereits im ersten Studienabschnitt möglich.
Literatur
- 1.
- Wissenschaftsrat. Neustrukturierung des Medizinstudiums und Änderung der Approbationsordnung für Ärzte. Empfehlungen der Expertenkommission zum Masterplan Medizinstudium 2020. Köln: Wissenschaftsrat; 2018. Zugänglich unter/available from: https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/7271-18.html
- 2.
- Bundesministerium für Gesundheit. Referentenentwurf des Bundesministeriums für Gesundheit: Verordnung zur Neuregelung der ärztlichen Ausbildung. Berlin: Bundesministerium für Gesundheit; 2020. Zugänglich unter/available from: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/Gesetze_und_Verordnungen/GuV/A/Referentenentwurf_AEApprO.pdf
- 3.
- Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL. Lehrevaluation an der Medizinischen Fakultät OWL. Bielefeld: Universität Bielefeld; 2023.