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Soll-Ist-Vergleich für das Praktische Jahr am Standort Bonn: Finden sich die laut einer Delphi-Studie wichtigsten im PJ zu vermittelnden Kompetenzen in den eingesetzten Ausbildungsdokumenten wieder?
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Veröffentlicht: | 11. September 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: In einer Delphi-Untersuchung zum Praktischen Jahr (PJ) am Standort Bonn wurde ein Katalog von Schlüsselkompetenzen identifiziert, der als hoch relevant für PJ-Absolvent*innen beurteilt wurde: Praktische Fertigkeiten (z. B. „Blutabnahme“), diagnostische und therapeutische Kompetenzen (z. B. „Notfallmanagement“) wie auch Charaktereigenschaften (z. B. „eigene Grenzen realistisch einschätzen“).
Die Ergebnisse werden durch diese Untersuchung ergänzt. Indem den Ergebnissen der Delphi-Studie – als Katalog der wichtigsten Kompetenzen für den Soll-Zustand in der PJ-Ausbildung – eine Analyse der Ausbildungsbedingungen am Standort Bonn gegenübergestellt wird, soll der Ist-Zustand in der weiteren Maßnahmenplanung angemessen berücksichtigt werden. Erst durch einen empirisch fundierten Soll-Ist-Vergleich kann evident werden, welche Kompetenzen bereits vermittelt werden und wo es eine Über- oder Unterdeckung der festgestellten Bedarfe gibt.
Methoden: Die Dokumente zur PJ-Ausbildung am Standort Bonn (PJ-Manuale, Skripte, Checklisten usw.) wurden in einer Bedarfsanalyse gesichtet und inhaltsanalytisch ausgewertet inkl. einer an den in der Delphi-Studie identifizierten Schlüsselkompetenzen orientierten Kategorienbildung, um einen Vergleich zwischen den idealerweise zu vermittelnden Kompetenzen sowie den de facto in den Ausbildungsdokumenten definierten Kompetenzen für das PJ anstellen zu können.
Ergebnisse: Der Soll-Ist-Vergleich zeigt für den Standort Bonn neben Übereinstimmungen zwischen den laut Dokumentenanalyse für die PJ-Ausbildung maßgeblichen Kompetenzen sowie den der Delphi-Studie idealerweise zu vermittelnden Kompetenzen auch wesentliche Unterschiede: So finden laut Delphi-Studie zentrale Schlüsselkompetenzen wie „Notfallmanagement“, „eigene Grenzen realistisch einschätzen“ oder „respektvoller und wertschätzender Umgang mit Teammitgliedern aller Professionen“ in den Ausbildungsdokumenten kaum Erwähnung – Letztgenannte fallen sogar unter die am seltensten aufgeführten Ausbildungsziele.
Diskussion: Die festgestellten Unterschiede deuten auf konzeptionelle Defizite hin: Wesentliche Kompetenzen, die durch die Expert*innen der Delphi-Studie als zentral für eine gelungene PJ-Ausbildung definiert wurden und sich auch in den „Entrustable Professional Activities“ [1] im Absolventenprofil des NKLM [https://nklm.de/zend/objective/list/orderBy/@objectivePosition/modul/200554] finden, fehlen in den Ausbildungsdokumenten nahezu vollständig. Dass dies neben so relevanten Kompetenzen wie „Notfallmanagement“ vorrangig Kompetenzen betrifft, die unter den Kategorien „ärztliche Haltung“ und „Charaktereigenschaften“ subsumiert werden können, spricht für eine Revision der eingesetzten Ausbildungsdokumente mit besonderem Fokus auf diese Themenfelder.
Take Home Message: Die in der PJ-Ausbildung bisher vielfach eingesetzten Dokumente bedürfen einer Neukonzeption, dabei ist besonderer Wert auf die Orientierung an den im Absolventenprofil des NKLM definierten EPAs zu legen.