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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

„Ukraine digital – Studienerfolg in Krisenzeiten sichern“. Klinische Entscheidungskompetenz online lehren und lernen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Karolin Dospil - LMU Klinikum, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • presenting/speaker Olaf Ahlers - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Matthias Witti - LMU Klinikum, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • Johann Schredelseker - Ludwig-Maximilians-Universität München, Walther-Straub-Institut für Pharmakologie und Toxikologie, München, Deutschland
  • Ursula Stadlberger - LMU Klinikum, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • Anja Mayer - Universität Augsburg, Medical Education Sciences, Augsburg, Deutschland
  • Martin R. Fischer - LMU Klinikum, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-03-01

doi: 10.3205/23gma013, urn:nbn:de:0183-23gma0130

Veröffentlicht: 11. September 2023

© 2023 Dospil et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Digitales Lehren und Lernen stellt in der medizinischen Ausbildung eine besondere Herausforderung dar, da Studierende neben dem erforderlichen Wissen auch Kompetenzen für den klinischen Alltag erwerben müssen. Ziel unseres vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderten Projekts war es, ukrainische medizinische Fakultäten bei der Etablierung digitaler Konzepte zum Erwerb klinischer Entscheidungsfindungskompetenz zu unterstützen.

Methoden: 25 Dozenten aus 14 ukrainischen Fakultäten wurden aus 200 Bewerbern ausgewählt und nahmen an einem zweiwöchigen Training in Deutschland teil. Das Programm umfasste Grundlagen der kompetenz- und fallbasierten Lehre, die digitale Umsetzung verschiedener Lehrszenarien sowie Grundlagen der Curriculumsentwicklung. Desweiteren wurden Grundlagen der curricularen Kartierung im Rahmen des internationalen LOOOPshare Netzwerks vermittelt.

Ergebnisse: Im Rahmen der ersten Förderperiode wurden mit der Auswahl der Dozierenden, der medizindidaktischen Qualifikation, der Anpassung der Plattform LOOOPshare, dem Mapping ukrainischer Curricula zur Bedarfsanalyse sowie der Übersetzung von insgesamt 80 virtuellen Patient*innenfällen (VP) alle Voraussetzungen und Ressourcen geschaffen, VPs in die digitale Lehre der ukrainischen medizinischen Fakultäten zu integrieren. Die Teilnehmer entwickelten Konzepte für die klinische Lehre an ihrer eigenen Fakultät.

Die Evaluation zeigte eine sehr positive Wahrnehmung des Projekts in Bezug auf Lernen und Vernetzung. Durch die intensive Zusammenarbeit der ukrainischen Dozenten untereinander und mit Dozenten der LMU München, der Charité Berlin und der Universität Augsburg ist ein nachhaltiges Netzwerk entstanden, von dem alle Partner in einer zweiten Förderphase profitieren werden. Darüber hinaus wurden die Teilnehmer durch die Teilnahme an der „International Clinical Case Discussion Summer School“ (ICDSS) in die Methode der klinischen Fallbesprechung eingeführt.

Diskussion: Die Integration von VPs in verschiedene Lehr- und Lernkonzepte kann ukrainische Studierende in der Krisensituation online, aber auch langfristig im Rahmen verschiedener Blended-Learning-Szenarien die Möglichkeit geben, klinische Entscheidungskompetenzen zu erwerben. Nachdem in der ersten Förderperiode alle Voraussetzungen und Ressourcen geschaffen wurden, soll in der zweiten Förderperiode die nachhaltige Implementierung und feste Verankerung von VPs in Blended-Learning-Curricula im Vordergrund stehen. Herausforderungen in der zweiten Förderperiode ergeben sich v.a. durch häufige Strom- und Internetausfälle aufgrund der gezielten Zerstörung der Infrastruktur.

Take Home Messages: Mit dem Projekt konnte nicht nur ein entscheidender Beitrag zur Aufrechterhalten der medizinischen Lehre in der Ukraine während des Krieges geleistet werden. Es birgt auch die Chance, eine langfristige Modernisierung der medizinischen Ausbildung anzustoßen. Die entstandene Kooperation wurde von allen Beteiligten als äußerst positiv und fruchtbar erlebt.