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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

09.09. - 12.09.2020, Zürich, Schweiz

Medizinstudierende lernen von Hebammenstudierenden – interprofessionelles Peerteaching in den Studiengängen BSc Humanmedizin (ETH) und BSc Hebamme (ZHAW/BFH)

Meeting Abstract

  • Gabriele Hasenberg - Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, Institut für Hebammen, Bsc Hebamme, Zürich, Schweiz
  • Dorothée Eichenberger zur Bonsen - Berner Fachhochschule, Departement Gesundheit, BSc Hebamme, Bern, Schweiz
  • Jörg Goldhahn - Eidgenössisch Technische Hochschule Zürich, Institute of Translational Medicine, Zürich, Schweiz

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, 09.-12.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocV-066

doi: 10.3205/20gma107, urn:nbn:de:0183-20gma1073

Veröffentlicht: 18. November 2020

© 2020 Hasenberg et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Wie gelingt es, im Bachelorstudiengang Humanmedizin an der ETH Zürich die physiologischen Aspekte von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit zu lehren und die Studierenden auf die Herausforderungen der praktischen Tätigkeit und der interprofessionellen Zusammenarbeit in der Geburtshilfe vorzubereiten?

Methoden: Entwicklung und Durchführung interprofessioneller Fallbesprechungen und thematisch angegliederter geburtshilflicher Skillsübungen. Die Skillsübungen werden als Peertutorate konzipiert, bei denen Studierende der Bachelorstudiengänge Hebamme der Berner Fachhochschule Gesundheit und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften die geburtshilflichen Handlungen erklären und anleiten. Fallbesprechungen und Skillsübungen knüpfen an Vorlesungen an, die im Medizinstudium zuvor durch Hebammendozierende beider Fachhochschulen unterrichtet wurden. Am Ende der ersten Durchführung nehmen alle Studierenden an einer Paper und Pencil Evaluation teil.

Ergebnisse: Medizinstudierende (N=84) und Hebammenstudierende (N=115) lernten während zwei Tagen in professionsgemischten Kleingruppen. Sie bearbeiteten unter der Leitung von Dozierenden (N=16) beider Fachhochschulen vier geburtshilfliche Fallbeschreibungen aus der Praxis. Die Medizinstudierenden durchliefen zudem 16 Skillsübungseinheiten, welche von den Hebammenstudierenden geleitet wurden. Die PeertutorInnen machten sich vorbereitend mit den anzuleitenden Skills vertraut, welche sie selbst im ersten Studienjahr erlernt und im Praktikum bereits anwendet hatten. In den Kleingruppen wurden die Evidenzen zum Vorgehen in den unterschiedlichen geburtshilflichen Situationen besprochen wie auch Varianten diskutiert, denen die Studierenden in der Praxis begegnet waren. Insbesondere wurden dabei auch die Bedürfnisse der Klientinnen erörtert. Die Skillsübungen wurden als lehrreich und für eine zukünftige Zusammenarbeit günstig eingeschätzt. Unterschiede und Herausforderungen in der perinatalen Betreuung wurden kritisch diskutiert.

Diskussion: Die Medizinstudierenden konnten durch die studierendengeleiteten Tutorate praxisnahe Skills erwerben und deren Anwendung in der Praxis diskutieren. Die Peertutorinnen wendeten ihr zuvor erworbenes Wissen und Können an, festigten und reflektierten es. Sie stellten sich den kritischen Nachfragen der Medizinstudierenden. Die Studierenden beider Professionen nutzen und wertschätzten die Auseinandersetzung mit der jeweils anderen Profession und bereiteten sich dadurch auf eine effektive Zusammenarbeit in der geburtshilflichen Praxis vor.

Take home messages: Durch PeertutorInnen geleitete Skillsübungen vermitteln nicht nur Fachkenntnisse und Fertigkeiten zur physiologischen Geburtshilfe, sondern regen auch den Austausch über die Professionen hinweg an und öffnen den Blick für die Perspektive der verschiedenen Akteure in der perinatalen Gesundheitsversorgung.