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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

09.09. - 12.09.2020, Zürich, Schweiz

Wunsch und Wirklichkeit: Wie sehen die Arbeitsbedingungen von jungen ÄrztInnen aus?

Meeting Abstract

  • Kevin Kunz - Universität Freiburg, Medizinische Fakultät, Kompetenzzentrum Evaluation in der Medizin BW, Freiburg, Deutschland
  • Oliver Keis - Universität Ulm, Medizinische Fakultät, Ulm, Deutschland
  • Sabrina Schürer - Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät, Heidelberg, Deutschland
  • Katrin Schüttpelz-Brauns - Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, GB Studium und Lehrentwicklung, AG Lehrforschung, Mannheim, Deutschland
  • Axel Strauß - Universität Tübingen, Medizinische Fakultät, Tübingen, Deutschland
  • Marianne Giesler - Universität Freiburg, Medizinische Fakultät, Kompetenzzentrum Evaluation in der Medizin BW, Freiburg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, 09.-12.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocV-064

doi: 10.3205/20gma102, urn:nbn:de:0183-20gma1027

Veröffentlicht: 18. November 2020

© 2020 Kunz et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Ziele: Junge ÄrztInnen, die gegenwärtig ihre berufliche Laufbahn beginnen, gehören der sogenannten Generation Y an. Diese Generation wird einerseits als lernbereit, teamorientiert und arbeitswillig beschrieben, andererseits scheinen karrierebezogene Merkmale, z.B. das Erreichen einer Führungsposition, nicht im Fokus zu stehen. Stattdessen wird mehr Wert auf das Privatleben gelegt. Flexible Arbeitszeitmodelle, ein sicherer Arbeitsplatz, die eigene Familie sowie soziale Beziehungen stehen im Vordergrund [1], [2].

Ausgehend von dieser Beschreibung der Generation Y stellt sich die Frage, inwiefern diese Zuschreibungen auf junge ÄrztInnen zutreffen. Ziel dieser Studie ist es daher, herauszufinden, welche Aspekte des Berufs heutigen jungen ÄrztInnen besonders wichtig sind und wie sich diese im tatsächlichen Arbeitsleben darstellen.

Methoden: Mehr als 2000 Absolventinnen und Absolventen der Humanmedizin in Baden-Württemberg wurden 1,5 Jahre nach ihrem Abschluss befragt. Dabei wurde u.a. erhoben, wie wichtig bestimmte Aspekte des Berufs den Befragten sind und wie diese tatsächlich in ihrem Berufsalltag abgebildet sind. Alle Items wurden auf 5-stufigen Likert-Skalen erhoben (1=sehr wichtig/in sehr hohem Maße bis 5=gar nicht wichtig/Gar nicht). Deskriptive Auswertungen und t-Tests wurden berechnet.

Ergebnisse: ÄrztInnen, die am Beginn ihrer Karriere stehen, bewerten folgende Aspekte des Berufs als besonders wichtig: gutes Betriebsklima (M=1,19), Möglichkeit zur beruflichen Weiterqualifizierung (M=1,38), interessante Arbeitsinhalte (M=1,42), genug Zeit für Freizeitaktivitäten (M=1,78) und eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf (M=1,83). Als am wenigsten wichtig bewertet wurden die Möglichkeit zur gesellschaftlichen Einflussnahme (M=2,93) und zur wissenschaftlichen Arbeit (M=3,33). Auch die Übernahme von Leitungsaufgaben wird als wenig wichtig bewertet (M=2,64). Bei diesen Wichtigkeitseinschätzungen ergeben sich geschlechterspezifische Unterschiede.

Die gewünschten Arbeitsbedingungen unterscheiden sich von den tatsächlich vorhandenen Arbeitsbedingungen signifikant. So sind beispielsweise die Möglichkeiten Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren (M=3,26) und die zur Verfügung stehende Zeit für Freizeitaktivitäten (M=3,31) nur in eingeschränktem Maße gegeben.

Diskussion: Junge ÄrztInnen, die am Anfang ihrer beruflichen Karriere stehen, scheinen typische VertreterInnen der Generation Y zu sein, da ihnen ein gutes Betriebsklima, Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und eine interessante Tätigkeit sehr wichtig sind. Eine ebenso große Bedeutung haben die Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf. Doch die gegebenen beruflichen Bedingungen weichen z.T. von den als wichtig empfundenen Bedingungen ab.

Take home messages: Junge ÄrztInnen sollten gute berufliche Entwicklungsmöglichkeiten geboten werden und über flexible Arbeitszeitmodelle, Möglichkeiten erhalten, ihre Karriere mit ihren privaten Interessen und ihrem Familienleben zu vereinbaren.


Literatur

1.
Albert M, Hurrelmann K, Quenzel G. Jugend 2015-17. Shell Jugendstudie. Zusammenfassung. Hamburg: Shell; 2015. Zugänglich unter/available from: https://www.shell.de/ueber-uns/shell-jugendstudie/_jcr_content/par/toptasks.stream/1570708341213/4a002dff58a7a9540cb9e83ee0a37a0ed8a0fd55/shell-youth-study-summary-2019-de.pdf Externer Link
2.
Albert M, Hurrelmann K, Quenzel G. Jugend 2019. Eine Generation meldet sich zu Wort – 18. Shell Jugendstudie. Zusammenfassung. Hamburg: Shell; 2019. Zugänglich unter/available from: https://www.shell.de/ueber-uns/shell-jugendstudie/_jcr_content/par/toptasks.stream/1570708341213/4a002dff58a7a9540cb9e83ee0a37a0ed8a0fd55/shell-youth-study-summary-2019-de.pdf Externer Link