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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

09.09. - 12.09.2020, Zürich, Schweiz

Das Handeln von Habilitierenden im Spannungsfeld zwischen Forschung, Lehre und Krankenversorgung

Meeting Abstract

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  • Anne Franz - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Dieter Scheffner Fachzentrum für medizinische Hochschullehre, Berlin, Deutschland
  • Miriam Alexander - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Dieter Scheffner Fachzentrum für medizinische Hochschullehre, Berlin, Deutschland
  • Harm Peters - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Dieter Scheffner Fachzentrum für medizinische Hochschullehre, Berlin, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, 09.-12.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocV-063

doi: 10.3205/20gma101, urn:nbn:de:0183-20gma1017

Veröffentlicht: 18. November 2020

© 2020 Franz et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Eine Besonderheit deutscher Universitätskliniken ist das Spannungsfeld zwischen Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Um die individuelle akademische Karriere innerhalb der Universität zu formen, entscheiden sich viele Ärzt*innen für eine Habilitation und stehen vor der Herausforderung, einen Einklang zwischen den 3 Bereichen zu organisieren. Das Ziel dieser Studie ist es, mit Hilfe eines soziologischen Ansatzes die sozialen Mechanismen innerhalb dieses Spannungsfeldes besser zu verstehen und den Stellenwert der Lehre zu konstituieren.

Methoden: In einer explorativen, qualitativen Pilotstudie wurde ein Fokusgruppeninterview durchgeführt. Die Teilnehmenden wurden mit 6 offenen Leitfragen zu einer Diskussion über ihre Erfahrungen im Arbeitsalltag zwischen den Bereichen Forschung, Lehre und Krankenversorgung angeregt. Die transkribierten Daten wurden inhaltsanalytisch ausgewertet und interpretiert. Dabei wurde ein induktiv-deduktiver Ansatz unter dem theoretischen Hintergrund von Pierre Bourdieus Theorie der sozialen Praxis angewendet.

Ergebnisse: An einem ersten Fokusgruppeninterview nahmen 8 Habilitierende mit langjähriger Berufserfahrung an der Charité teil. Unter Anwendung von Bourdieu’s Theorie der sozialen Praxis wurde die akademische Arbeit an der Universität zwischen Forschung, Lehre und Krankenversorgung als übergeordnetes „Feld“ interpretiert. Habilitierende agieren dabei im Wettbewerb um kulturelles und symbolisches Kapital mit dem Ziel, die eigene soziale Position (die angestrebte akademische Karriere), zu erhöhen [1], [2]. Das Kapital, um welches gerungen wird, ist innerhalb der 3 Bereiche jedoch ungleich verteilt: Das größte symbolische Kapital wird der Forschung zugeschrieben, weswegen dort die höchste Leistungsbereitschaft der Habilitierenden zu verorten ist. Durch den Bereich der Lehre kann die soziale Position jedoch kaum gesteigert werden, weswegen dieser von Habilitierenden als „Last“ bzw. nachrangig anzustrebendes Kapital erlebt wird.

Diskussion: Universitätskliniken streben nach Exzellenz in der Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Habilitierende deuten an, dass die unterschiedliche Verteilung von symbolischem Kapital in den 3 Bereichen problematisch für die individuelle Performance ist. Es gibt Hinweise darauf, dass gerade die wahrgenommene Belastung und das fehlende Kapital im Bereich der Lehre einen nachteiligen Arbeitseinsatz in diesem Bereich bedeutet und Auswirkungen auf das Lernen von Studierenden hat.

Take home messages: Das Handeln von Habilitierenden im sozialen Feld der Forschung, Lehre und Krankenversorgung geht mit einer Ungleichverteilung von Kapitalformen einher.


Literatur

1.
Bourdieu P. The forms of capital. In: Richardson J, editor. Handbook of Theory and Research for the Sociology of Education. Westport, CT: Greenwood; 1986. p.241-258.
2.
Bourdieu P. The specificity of the scientific field and the social conditions of the progress of reason. Soc Sci Inform. 1975;14(6):19-47.