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Erhöhung des Testbemühens im Progresstest Medizin durch Steigerung der Transparenz gegenüber den Studierenden – eine kontrollierte Studie
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Veröffentlicht: | 18. November 2020 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Progresstests (PTM) haben sich als formatives Feedback-Instrument im Medizinstudium etabliert [1], sind aber sehr von dem Bemühen der Teilnehmenden abhängig. Es wird postuliert, dass sich das Testbemühen v.a. durch eine Erhöhung der Bekanntheit des Prinzips PTM und durch eine vermehrt wahrgenommene Nützlichkeit steigern lässt [2]. In einer kontrollierten Studie soll die Wirksamkeit einer Transparenzsteigerung auf das Testbemühen am PTM gemessen werden.
Methoden: Studierende des 1. bis 5. Studienjahres wurden in 2019 hälftig einer Kontroll- und einer Interventionskohorte zugeordnet. Bei den Teilnehmern der Interventionsgruppe wurde durch folgende Maßnahmen versucht, eine Steigerung der Transparenz zu erreichen:
- Zielkommunikation: Unmittelbar vor der Testabnahme wurde in einem max. 5-minütigen Kurzvortrag das Prinzip des PTM erläutert. Insbesondere wurde auf Unterschiede zwischen summativem und formativem Feedback, die Nutzbarkeit für Studierende zur Unterstützung ihres selbstgesteuerten Lernens, die Interpretation der individualisierten PTM-Auswertungen sowie die Nutzbarkeit aggregierter Kohortendaten für die Fakultät zur Qualitätssicherung im Curriculum eingegangen.
- (Selbst-)Verpflichtung der Fakultät: Um das Interesse der Fakultät an einem ernsthaften Testbemühen zu dokumentieren, wurde die Testaufsicht und –begleitung durch hauptamtliche, sonst für die summativen Abschlussprüfungen verantwortliche Mitarbeiter des IfAS durchgeführt (anstelle von jeweils einer studentischen Hilfskraft in der Kontrollgruppe).
- Diskussion in Fakultätsgremien: Im Studienbeirat sowie einer Studienbeirats-AG zum PTM wurde ein intensiver Diskussionsprozess (Nutzen, Termine, Durchführungsmodalitäten, Modalitäten von Feedback) initiiert.
Alle Teilnehmer wurden dann direkt am PTM-Termin mittels Test-taking Effort Short Scale (TESS [3], 3 Items auf einer 5-Punkt-Likert-Skala, Mittelwert von 1-5 Punkten) bzgl. ihres Testbemühens befragt.
Ergebnisse: Wir konnten 893 vollständige Datensätze nach Ansprache von 936 Studierenden erheben (Rücklaufquote von 95,4%). Das Durchschnittsalter der teilnehmenden Medizinstudierenden lag bei 22,7 Jahren (SD 3,98), und 582 (65,2%) Teilnehmer waren weiblich. Die Interventionsgruppe (Studienbeginn für Regelstudierende im Sommersemester) war mit im Mittel 23,1 Jahren (95 %-KI 22,68-23,43) erwartbar leicht älter als die Kontrollgruppe (22,4 Jahre, 95 %-KI 22,01-22,71; p<0,01). Interventions- und Kontrollkohorte zeigten die gleiche Geschlechtsverteilung (p=0,937). In der Interventionsgruppe lag der durchschnittliche Score mit 3,26 (95 %-KI 3,17-3,36) signifikant über dem der Kontrollgruppe (3,16; 95 %-KI 3,08-3,24; p<0,05, siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).
Diskussion: Durch einfache Maßnahmen zur Steigerung der Transparenz ließ sich eine signifikante Erhöhung der Teilnahmemotivation am PTM erreichen.
Take home messages: Transparenzsteigerung erhöht wirksam die Teilnahmemotivation am PTM, zeigt aber eine überschaubare Effektgröße.
Literatur
- 1.
- Freeman A, Van Der Vleuten C, Nouns Z, Ricketts C. Progress testing internationally. Med Teach. 2010;32(6):451-455. DOI: 10.3109/142159X.201.485231
- 2.
- Schüttpelz-Brauns K, Arias J, Kiessling C, Karay Y. Einflussvariablen des Testbemühens beim Progress Test Medizin [Bericht über Forschungsergebnisse]. In: Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Wien; 19.-22.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocP23.3 DOI: 10.3205/18gma364
- 3.
- Schüttpelz-Brauns K, Kadmon M, Kiessling C, Karay Y, Gestmann M, Kämmer JE. Identifying low test-taking effort during low-stakes tests with the new test-taking effort short scale (tess)–development and psychometrics. BMC Med Educ. 2018;18(1):101. DOI: 10.1186/s12909-018-1196-0