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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

09.09. - 12.09.2020, Zürich, Schweiz

Praktische Prüfung Händehygiene: Zu trivial für Studierende im ersten Studienjahr? Erfahrungen mit dem curricularen Pilotsemester der Ulmer Vorklinik

Meeting Abstract

  • Astrid Horneffer - Universität Ulm, Medizinische Fakultät, Dekanatsverwaltung, Abteilung Studium und Lehre, Ulm, Deutschland
  • Katharina L. Zell - Universitätsklinikum Ulm, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Ulm, Deutschland
  • Pauline Kürten - Universität Ulm, Medizinische Fakultät, Ulm, Deutschland
  • Claudia Grab-Kroll - Universität Ulm, Medizinische Fakultät, Dekanatsverwaltung, Abteilung Studium und Lehre, Ulm, Deutschland
  • David A. C. Messerer - Universitätsklinikum Ulm, Institut für Klinische und Experimentelle Trauma-Immunologie, Ulm, Deutschland; Universitätsklinikum Ulm, Institut für Anästhesiologische Pathophysiologie und Verfahrensentwicklung, Ulm, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, 09.-12.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocV-055

doi: 10.3205/20gma084, urn:nbn:de:0183-20gma0845

Veröffentlicht: 18. November 2020

© 2020 Horneffer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Der NKLM definiert die hygienische Händedesinfektion (Lernziel 14b.1.1.1) als klinisch-praktische Basiskompetenz; eine Tätigkeit, die schon im Studium selbstständig und situationsadäquat in Kenntnis der Konsequenzen durchgeführt werden soll (Kompetenzstufe 3b). Für das Anlegen steriler Handschuhe auch außerhalb des OP wird Kompetenzstufe 3a („unter Anleitung selbst durchführen und demonstrieren“) verlangt. Um sicherzustellen, dass die Ulmer Studierenden dieses Kompetenzniveau bereits vor der Übernahme von Aufgaben mit unmittelbarem Patientenbezug erreichen, wurde zum Wintersemester 2019/20 eine verpflichtende kombinierte praktische Prüfung beider Skills für Studierende der Vorklinik eingeführt.

Methoden: Zu Semesterbeginn erhielten alle Studierenden des ersten Semesters eine zentrale Einführung zur Händehygiene im Format einer 45-minütigen Vorlesung mit praktischen Übungen. Parallel wurden ihnen zusätzliche Hintergrundinformationen einschließlich des genauen Kriterienkatalogs für die praktische Prüfung über das Skills Lab-assoziierte E-Learning-Portal zur Verfügung gestellt. In den folgenden zehn Wochen konnten alle Studierenden je nach individuellem Bedarf unter Anleitung ausgebildeter Peer Teacher im Skills Lab trainieren. Zu Semesterende erfolgte eine fünfminütige praktische Prüfung, zu der eine hygienische Händedesinfektion und das selbständige Vorbereiten, Anlegen und Entsorgen von sterilen Handschuhen gehörte. Die Bestehensgrenze lag bei 80%. Prüflingen, die sich im Verlauf unsteril machten, ohne dies zu bemerken, wurde die Prüfung auch bei sonst ausreichender Punktzahl nicht angerechnet („Knock-out“-Kriterium). Im Anschluss an die Prüfung erhielten alle Teilnehmer ein detailliertes individuelles Feedback zu ihrer Leistung.

Ergebnisse: Im Wintersemester 2019/20 nahmen 130 Studierende des ersten Semesters an der Hygieneprüfung teil. Im Mittel hatten sie vorab zweimal im Skills Lab trainiert (Range: 1 bis über 10mal). 96 Studierende (74%) bestanden die Prüfung im ersten Versuch, 68 (52%) Teilnehmer erzielten dabei die volle Punktzahl. Alle 34 nicht erfolgreichen Teilnehmer scheiterten am Knock-out-Kriterium.

Diskussion: Trotz transparenter Erfolgskriterien und individuell betreutem Übungsangebot stellt die praktische Prüfung Händehygiene für Studierende des ersten Semesters eine Herausforderung dar. Insbesondere scheinen sie den Übungsbedarf für den korrekten Umgang mit sterilen Handschuhen zu unterschätzen. Nachdem das sichere Beherrschen der hygienischen Händedesinfektion und ein Verständnis für steriles Arbeiten unabdingbare Voraussetzung für jegliche ärztliche Tätigkeit sind, sollten die entsprechenden Skills bereits zu Studienbeginn vermittelt, supervidiert und strukturiert geprüft werden.

Take home messages: Das Erlernen der grundlegenden Händehygiene erfordert Training, Supervision und strukturierte Erfolgskontrollen.