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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

09.09. - 12.09.2020, Zürich, Schweiz

Fokusgruppenstudie zur Validierung eines “spiritual-care” Gesprächsmodells

Meeting Abstract

  • Beate Gabriele Brem - Universität Bern, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Lehre, Bern, Schweiz
  • Jael Plüer - Universität Bern, Philosophisch Humanwissenschaftliche Fakultät, Institut für Psychologie, Bern, Schweiz
  • Kai Philipp Schnabel - Universität Bern, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Lehre, Bern, Schweiz
  • Simon Peng-Keller - Universität Zürich, Theologische Fakultät, Professur für Spiritual Care, Zürich, Schweiz
  • Sissel Guttormsen Schär - Universität Bern, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Lehre, Bern, Schweiz
  • Felix Michael Schmitz - Universität Bern, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Lehre, Bern, Schweiz

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, 09.-12.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocV-040

doi: 10.3205/20gma059, urn:nbn:de:0183-20gma0595

Veröffentlicht: 18. November 2020

© 2020 Brem et al.
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Gliederung

Text

Ausganglage: Spirituelle Überzeugungen, Haltungen und Praktiken können im Zusammenhang mit Krankheit und Tod zum psychischen und physischen Wohlbefinden von Patienten beitragen [1]. So können sie beispielsweise eine wichtige Ressource bei chronischen Krankheiten in Hinblick auf die Schmerzverarbeitung sein. Allerdings können sie ebenso auch zu Belastungen führen; wie zum Beispiel bei Bestrafungsgedanken oder Sinn- und Glaubenskrisen. Die Berücksichtigung spiritueller Aspekte im Rahmen von Patientengesprächen kann deshalb für eine gute Versorgung bedeutsam sein. Es gibt im deutschsprachigen Raum bis heute kein entsprechendes Gesprächsmodell. Um Gespräche über spirituelle Anliegen leichter zu machen, haben wir einen Entwurf für ein solches Modell erarbeitet.

Frage: Wie wird der Modellentwurf von Expert*innen auf dem Gebiet „Spiritual Care“ aufgenommen? Welche Verbesserungen werden vorgeschlagen?

Ziel: Validierung und Modifikation des Modellentwurfs anhand einer Fokusgruppe.

Methode: Sieben Expert*innen aus den Aufgabenbereichen Klinik und Lehre nahmen an der dreistündigen Fokusgruppe teil. Die Leifragen aus Tabelle 1 [Tab. 1] wurden dabei offen von den Teilnehmenden diskutiert und das Gesprächsmodell als Ganzes bewertet. Die Gruppendiskussion wurde aufgezeichnet, transkribiert und entlang der Leitfragen thematisch analysiert [2].

Ergebnisse: Die Analyse der Gruppendiskussion zeigt, dass das Gesprächsmodell insgesamt als praxistauglich wahrgenommen wird und bereits die wesentlichen erwarteten Elemente enthält. Besonders positiv hervorgehoben wurde die patientenzentrierte Arbeitsweise, die das Modell vorschlägt. Gleichsam wurden wertvolle Ergänzungen vorgebracht, darunter Hinweise zur Terminologie, zu raumöffnenden Massnahmen und zum Einbezug von Angehörigen.

Diskussion: Insgesamt zeigt die Fokusgruppenstudie eine hohe Akzeptanz des Modellentwurfs unter Expert*innen. Verbesserungsvorschläge und Ergänzungen werden nun in das Modell integriert und das entsprechend revidierte Gesprächsmodell wird in einer Pilotstudie eingesetzt und überprüft werden.

Take home message: Die Fokusgruppe leistete einen wertvollen Beitrag zur Validierung und weiteren Verbesserung unseres Gesprächsmodells. Ein 4-Schritte-Modell mit den Phasen einer Einleitung, einem offenen, patienten-zentrierten Teil, einer geleiteten Exploration und einem Abschluss mit der Entwicklung eines zukünftigen Handlungsplans hat das Potential, sich als Leitmodell für die Integration spiritueller Aspekte bei Patientengesprächen im deutschsprachigen Raum zu etablieren


Literatur

1.
Wachholtz AB, Pearce MJ. Does spirituality as a coping mechanism help or hinder coping with chronic Pain? Curr Pain Headache. 2009;13(2):127-132. DOI: 10.1007/s11916-009-0022-0 Externer Link
2.
Braun V, Clarke V. Using thematic analysis in psychology. Qual Res Psychol. 2006;3(2):77-101.