gms | German Medical Science

Fragestellung/Zielsetzung: Die kompetenzorientierte Ausrichtung der Lehre der Humanmedizin rückt u.a. durch den Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) und den Masterplan 2020 zunehmend in den Fokus [http://www.nklm.de], [1]. Eine der zentralen Herausforderungen ist der Ausbau der interprofessionellen Lehre im Medizinstudium [1]. An der Medizinischen Fakultät Freiburg wurde hierzu im Jahr 2012 im Rahmen des BMBF-geförderten MERLIN-Projekts der Longitudinale Strang Interprofessionalität (LongStI) eingeführt. Eine der Veranstaltungen, die im Rahmen des LongStI das Ziel verfolgt, die interprofessionelle Lehre zu fördern, ist der interprofessionelle Untersuchungskurs (U-Kurs). Dieser wird im ersten Studienabschnitt im ersten klinischen Semester angeboten und erstreckt sich über 6 Module (Abdomen, Nervensystem, Herz/Lunge, Knie, Wirbelsäule, Kopf/Hals). Im Kurs können Studierende der Humanmedizin und Pflegewissenschaft ihre praktischen Fertigkeiten und ihr theoretisches Hintergrundwissen zu Untersuchungstechniken üben und reflektieren. In einem Vergleich der Prüfungsergebnisse der Studierenden der Humanmedizin mit denen der Pflegewissenschaft wurde untersucht, ob und inwiefern sich interprofessionelle Unterschiede zeigen.

Methoden: Seit dem Wintersemester 2015/16 findet der U-Kurs als interprofessionelle Lehrveranstaltung statt, in der Studierende der Humanmedizin und der Pflegewissenschaften gemeinsam unterrichtet werden. Seit dem Wintersemester 2019/20 schließt der U-Kurs mit einer interprofessionellen Prüfung ab, die identisch zur Famulaturreifeprüfung ist. Um festzustellen, ob es Unterschiede zwischen Studierenden der Humanmedizin und der Pflegewissenschaft gibt, wurden die Prüfungsergebnisse der beiden Gruppen verglichen. Es wurden deskriptive Auswertungen und t-Tests berechnet.

Ergebnisse: Im Wintersemester 2019/20 nahmen 256 Studierende der Humanmedizin und 31 Studierende der Pflegewissenschaften am interprofessionellen U-Kurs teil. Davon haben 41-46 Humanmediziner*innen und 5-6 Pflegewissenschaftler*innen an den Modulprüfungen teilgenommen. In der Modulprüfung Abdomen schnitten die Pflegewissenschaftler*innen (M=23,3) signifikant schlechter ab als die Humanmediziner*innen (M=26,3; p=.048). Die restlichen Module unterschieden sich nicht.

Diskussion: Der interprofessionelle U-Kurs eignet sich zur Förderung interprofessionellen Lernens und Zusammenarbeit. Es konnte bis auf das Modul „Abdomen“ kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Kohorten beobachtet werden. Für zukünftige Durchführungen muss die Kohorte der Pflegewissenschaftler*innen noch vergrößert werden.

Take home messages: Der interprofessionelle U-Kurs für Freiburger Studierende der Humanmedizin und der Pflegewissenschaft ermöglicht Lernen im interprofessionellen Team. Beide Berufsgruppen profitieren in ähnlichem Maße von der Lehrveranstaltung.