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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

09.09. - 12.09.2020, Zürich, Schweiz

Entwicklung und Pilotierung einer interprofessionellen Lehrveranstaltung für Studierende der Gesundheitsfachberufe und der Zahnmedizin

Meeting Abstract

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  • Elisabeth Schmidt - Universitätsklinikum Heidelberg, Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Kerstin Aurin - Universitätsklinikum Heidelberg, Poliklinik für Zahnerhaltungskunde, Klinik für Mun-, Zahn- und Kiefererkrankungen, Heidelberg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, 09.-12.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocV-037

doi: 10.3205/20gma050, urn:nbn:de:0183-20gma0508

Veröffentlicht: 18. November 2020

© 2020 Schmidt et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Zielsetzung: Für eine effektive patientenzentrierte Gesundheitsversorgung ist interprofessionelle Zusammenarbeit (IPC) ein wichtiger Faktor [1]. Die Erhaltung der oralen Gesundheit sowie der Myofunktion ist ein gemeinsames Ziel von Angehörige der Zahnmedizin, Pflege und Therapieberufe. Es bietet sich daher an, Kompetenzen der IPC im Sinne der Rolle des „Collaborators“ des CanMEDS-Frameworks [2] bereits im Studium zu vermitteln. Dazu wurde an der medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg eine interprofessionelle Lehreinheit für Studierende der Zahnmedizin und der Interprofessionellen Gesundheitsversorgung (IPG) entwickelt, pilotiert und evaluiert. Die IPG-Studierenden haben berufliche Hintergründe in der Pflege, Therapie oder Diagnostik.

Ziel der Lehreinheit ist es, das Studierende die berufsspezifischen Anforderungen und Behandlungsmöglichkeiten der beteiligten Berufsgruppen erkennen, auf einen Fall anwenden sowie Schnittstellen identifizieren und bei der Patientenversorgung nutzen.

Methoden: Zur Zielerreichung wurden verschiedene didaktische Methoden angewandt: Als Einstieg diente ein theoretischer Input zu IPC und Kommunikation. Durch Partnerinterviews erfolgte ein gegenseitiges Kennenlernen der Studierenden. Zentrales Element bildete eine interprofessionelle Fallbearbeitung, welche an das problemorientierte Lernen (POL) [3] angelehnt war. Eine Ergebnisvorstellung mittels Posterpräsentation und eine Diskussion sowie Reflexion zum fachlichen und interprofessionellen Vorgehen rundeten die Lehreinheit ab. Eine Evaluation der Veranstaltung erfolgte mittels EvaSys mit quantitativen und qualitativen Anteilen sowie einem Vorher-Nachher-Vergleich.

Ergebnisse: Der Rücklauf der Evaluation betrug 88% (n=18). Der Lernzuwachs betrug 27% beim Beschreiben und 24% beim Reflektieren von „Sichtweisen, Möglichkeiten und Herangehensweisen anderer Berufsgruppen“. „Interprofessionelle Teammitglieder angemessen in die Behandlungsentscheidungen einbeziehen“ erzielte 25% Lernzuwachs. Die Zahnmedizinstudierenden hatten einen höheren Lernzuwachs als die IPG-Studierenden.

Die qualitativen Daten ergaben, dass die Studierenden durch die interprofessionelle Fallbesprechung und deren Nachbesprechung am meisten gelernt haben. Ebenso ist den Studierenden die Relevanz der IPC für optimale Therapieergebnisse, aber auch von Eigeninitiative in diesem Rahmen bewusst geworden.

Diskussion: Die Studierenden der Zahnmedizin profitierten verstärkt von der Veranstaltung. Dies kann darin begründet sein, dass dies die einzige Lehrveranstaltung während des Studiums mit Studierenden des IPG war. Da die Ergebnisse auf einer kleinen Teilnehmendenzahl beruht, sind die Werte mit Vorsicht zu interpretieren.

Take home messages: Interprofessionelle Lehrveranstaltungen sind von hoher Relevanz und sollten fest in Curricula verankert werden. Da die Studierenden besonders aus der interprofessionellen Fallbesprechung gelernt haben, sollte dieses Lehrformat verstärkt durchgeführt werden.


Literatur

1.
Shoemaker MJ, Voest M de, Booth A, Meny L, Victor J. A virtual patient educational activity to improve interprofessional competencies: A randomized trial. J Interprof Care. 2015;29(4):395-397. DOI: 10.3109/13561820.2014.984286 Externer Link
2.
Frank JR, Snell L, Sherbino J, editors. CanMEDS 2015 Physicion Competency Framework. Ottawa: Royal College; 2015. Zugänglich unter/available from: http://canmeds.royalcollege.ca/uploads/en/framework/CanMEDS%202015%20Framework_EN_Reduced.pdf Externer Link
3.
Fabry G. Medizindidaktik: ein Handbuch für die Praxis. Bern: Huber; 2008.