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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

09.09. - 12.09.2020, Zürich, Schweiz

Ergebnisse einer Befragung von Absolvierenden des Modell- und Regelstudiengangs Medizin der Charité Berlin zu Diversitätskompetenzen

Meeting Abstract

  • Sabine Ludwig - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Harm Peters - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Dieter Scheffner Fachzentrum, Berlin, Deutschland
  • Vera Regitz-Zagrosek - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Geschlechterforschung in der Medizin, Berlin, Deutschland; Universität Zürich, Zürich, Schweiz
  • Ute Seeland - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Geschlechterforschung in der Medizin, Berlin, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, 09.-12.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocV-033

doi: 10.3205/20gma046, urn:nbn:de:0183-20gma0464

Veröffentlicht: 18. November 2020

© 2020 Ludwig et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Mit der zunehmenden Vielfalt in unserer Gesellschaft und somit bei Patient*innen und Studierenden sind Diversitätskompetenzen relevant für eine adäquate medizinische Versorgung. Mit der Einführung des Modellstudiengangs Medizin wurden Diversitätsaspekte systematisch in das Curriculum integriert. Das Ziel war die Evaluation und der Vergleich von Diversitätskompetenzen bei der Prävention, Kommunikation, beim wissenschaftlichen Arbeiten sowie zum Thema sexueller Identität von Absolvierenden des Modellstudiengangs (MSM) und des Regelstudiengangs Medizin (RSG).

Methoden: Ein Fragebogen zu Diversitätskompetenzen wurde entwickelt und im Juli 2017 postalisch an 83 Absolvierende des Modellstudiengangs und 221 des Regelstudiengangs Medizin, deren Studienabschluss ein halbes Jahr zurücklag, versandt. Es wurde erfragt, ob sich die Absolvierenden befähigt fühlen, bei der Prävention, Kommunikation sowie beim wissenschaftlichen Arbeiten Diversitätsaspekte zu berücksichtigen und wie sie ihr Wissen zum Thema sexueller Identität beurteilen.

Ergebnisse: Die Rücklaufrate lag bei 17% im Modellstudiengang und bei 15% im Regelstudiengang. 77% der Absolvierenden des MSM fühlten sich befähigt, Geschlechteraspekte in der Prävention zu berücksichtigen im Vergleich zu 45% der Absolvierenden des RSG. Ebenfalls weniger Absolvierende des RSG fühlten sich kompetent, kulturspezifische Aspekte (20%) und sexuelle Orientierung (30%) bei der Prävention zu berücksichtigen (MSM: 54%; 50%). 79% der Absolvierenden des MSM und 68% des RSG fühlten sich befähigt, geschlechtersensibel und 64% des MSM (RSG: 46%) kultursensibel zu kommunizieren. Adäquat auf die Kommunikation mit einer Person mit körperlichen Beeinträchtigungen/Behinderung vorbereitet fühlten sich 84% des MSM (RSG: 58%). Ihre Kenntnisse zum Thema sexueller Identität beurteilten 85% der Absolvierende des MSM als „sehr gut“ und „gut“ im Vergleich zu 28% des RSG. Beim wissenschaftlichen Arbeiten wird die Kategorie Geschlecht sowie weitere Diversitätskategorien von mehr Absolvierenden des MSM (60%; 64%) berücksichtigt (RSG: 40%, 45%).

Diskussion: Die Absolvierenden des MSM beurteilen ihre Diversitätskompetenzen im Bereich der Prävention, Kommunikation, des wissenschaftlichen Arbeitens und zum Thema sexueller Identität besser als die Absolvierenden des RSG. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die systematische Integration wirksam ist und die Absolvierenden besser auf die Herausforderungen im Rahmen der zunehmenden Vielfalt in der Gesellschaft und somit in der Patientenschaft vorbereitet. Die Befragung zeigt jedoch, dass die Integration von Diversitätskompetenzen weiter verbessert werden muss.

Take home messages: Diversitätskompetenzen und Wissen zum Thema Vielfalt sind für zukünftige Ärztinnen und Ärzte sowie Angehörige weiterer Gesundheitsprofessionen im Sinne einer adäquaten medizinischen Versorgung notwendig, aber noch nicht ausreichend in die Curricula integriert.


Literatur

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Dogra N, Reitmanova S, Carter-Pokras O. Twelve tips for teaching diversity and embedding it in the medical curriculum. Med Teach. 2009;31(11):990-993. DOI: 10.3109/01421590902960326 Externer Link
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Ludwig S, Roa Romer Y, Balz J, Petzold M. The use of quality assurance instruments and methods to integrate diversity aspects into health professions study programmes. MedEdPublish. 2018;7(1):53. DOI: 10.15694/mep.2018.0000053.1 Externer Link
3.
Ludwig S, Dettmer S, Wurl W, Seeland U, Maaz A, Harm Peters H. Evaluation of curricular relevance and actual integration of sex/gender and cultural competencies by final year medical students: effects in student diversity subgroups and by curriculum. GMS J Med Educ. 2020;37(2):Doc19. DOI: 10.3205/zma001312 Externer Link