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Globale Gesundheitsziele in der Lehre stärken: Studierende als Motor für ein interprofessionelles Lehrprojekt
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Veröffentlicht: | 18. November 2020 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Die aktuelle 2019-nCoV Pandemie und der Ebola-Ausbruch in 2014 belegen die Dringlichkeit einer globalen Orientierung in der Gesundheitspolitik und -versorgung. Ebenso weisen der Vormarsch der Neglected Tropical Diseases in Europa, zunehmende Migration/Flucht und der Klimawandel auf veränderte Anforderungen hin, die auf nationaler Ebene nicht zu lösen sind. Das vorgestellte Lehrprojekt geht der Frage nach, wie Studierende der Humanmedizin auf diese Anforderungen besser vorbereitet werden können. Ziel ist es, die globale Gesundheit in der Lehre zu stärken, um Ärztinnen und Ärzte so auszubilden, dass sie die Verantwortung für die Zukunft der Gesundheitsversorgung und der Gesellschaft übernehmen können.
Methoden: Grundlage des Projektes ist die von Studierenden der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) initiierte Zusammenarbeit mit dem Studiengang Public Health sowie die partizipative Entwicklung eines Curriculums für ein Wahlfach und die nationale Vernetzung mit der Arbeitsgruppe GandHI (Globalisation and Health Initiative) der bvmd e.V..
Ergebnisse: Das Wahlpflichtfach „Global Health Goals” wurde für Studierende der Humanmedizin ab dem 6. Fachsemester im September 2019 durchgeführt. In einem 28-stündigen Seminar, verteilt auf vier Wochentage, haben Studierende die wesentlichen Anforderungen, Konzepte und Akteure der globalen Gesundheit sowie Grundlagen von Gesundheitssystemen und -politik kennen gelernt. Inhaltlich orientiert sich das Wahlfach an den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) der Vereinten Nationen. Als vertiefende Fallbespiele dienten der Klimawandel, mentale Gesundheit, die Versorgung von Geflüchteten, die NTDs, Umweltgesundheit/-risiken, aber auch klassische Themen wie Mütter- und Kindergesundheit in Afrika und die Ebola Epidemie.
Diskussion: Charakteristisch für das Curriculum sind fünf Merkmale: 1) Kooperation zwischen Studierenden und Lehrenden und interaktive, lösungsorientierte Lehrformate; 2) die SDGs und eine Public Health-Orientierung als inhaltlicher Leitfaden; 3) ein multiprofessionelles und transsektorales Team von Lehrenden, gestützt auf Expertise an der MHH; 4) Zusammenarbeit mit NGOs; 5) lokale und nationale Vernetzung. Die nachhaltige Implementierung bleibt weiter eine zentrale Aufgabe, die sich aber zukünftig auf eine breitere Akteur*innengruppe, institutionelle Unterstützung, einschließlich Eingliederung in das standardisierte Evaluationsverfahren, sowie finanzielle Förderung durch die Studienkommission Humanmedizin der MHH stützen kann.
Take home messages:
- Studierende können zu Advokaten für globale Gesundheit werden und Innovationen im Curriculum durchsetzen.
- Interprofessionalität und transsektorale Kooperationen sind der Schlüssel für eine zukunftsorientierte Ausbildung in der Medizin.