Artikel
Digitalisierung im Medizinstudium – qualitatives Meinungsbild der Studierenden aus Heidelberg
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 18. November 2020 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Die Digitalisierung hat einen großen Einfluss auf die Zukunft der Medizin, weshalb sich sowohl Wissenschaftler als auch Dozierende für eine entsprechende Qualifizierung im Medizinstudium aussprechen. Studierende können so bereits im Studium bei der Ausbildung digitaler Kompetenzen unterstützt und auf das zukünftige Berufsleben vorbereitet werden [1], [2]. Die vorliegende qualitative Untersuchung, die die quantitativen Vorarbeiten der Autoren ergänzt, soll das Thema Digitalisierung im Medizinstudium aus Studierendenperspektive beleuchten. Hierzu wird zum einen eruiert, mit welcher Motivation Studierende an entsprechenden Veranstaltungen teilnehmen. Zum anderen wird differenziert, welche Aspekte der Digitalisierung Studierende als relevant für das medizinische Curriculum ansehen.
Methoden: Unter allen Studierenden des Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) der Universität Heidelberg wurde im Wintersemester 2019/20 eine Online-Umfrage zum Thema Digitalisierung durchgeführt. Dabei wurde sowohl das allgemeine Meinungsbild der Studierenden zum Thema Digitalisierung erfasst, als auch spezifisch das Interesse am HeiCuMed Wahlfachtrack „Medizin der Zukunft: Medizinische Entscheidungsfindung, Digitale Medizin & Reproduktionsmedizin“. Von den insgesamt 297 Teilnehmenden mit verwertbaren Daten, äußerten 239 Personen bei mindestens einer der offenen Fragen schriftlich ihre Meinung. Diese Freitextantworten wurden mittels qualitativen Inhaltsanalysen ausgewertet und um deskriptive Statistiken ergänzt.
Ergebnisse: Als Motivation für die Teilnahme am Wahlfachtrack „Medizin der Zukunft“ nannten die Studierenden generelles oder spezifisches Interesse am Thema Digitalisierung, die hohe Relevanz des Themas für die Zukunft der Medizin sowie ethische Beweggründe. Fehlende Motivation resultierte aus ungünstigen Rahmenbedingungen des Wahlfachtracks (geringer Bekanntheitsgrad, kombinierte Inhalte) sowie der Präferenz von Wahlfachtracks mit mehr Fach- bzw. Praxisbezug. Zusätzlich zu grundlegenden Aspekten der Digitalisierung (z.B. [3]) erachteten die Studierenden vor allem rechtliche und ethische Zusammenhänge als relevant für das medizinische Curriculum, sowie praktische Veränderungen des Klinikalltags und allgemeine Zukunftsentwicklungen der Medizin.
Diskussion: Die Analyse der Freitextantworten zeigt, dass sich der Großteil der Studierenden des HeiCuMed mit der digitalen Zukunft der Medizin und ihren Implikationen auseinandersetzt und sich die Berücksichtigung der Digitalisierung im Medizinstudium wünscht. Um die Motivation zur Teilnahme an entsprechenden Veranstaltungen noch weiter zu erhöhen, sollten vorhandene Angebote besser sichtbar gemacht und nicht in Konkurrenz zu fach- und praxisbezogenen Veranstaltungen gestellt werden sowie neue, eigenständige Angebote etabliert werden.
Literatur
- 1.
- Haag M, Igel C, Fischer MR, German Medical Education Society (GMA), Committee “Digitization – Technology-Assisted Learning and Teaching”, Joint working group “Technology-enhanced Teaching and Learning in Medicine (TeLL)” of the German Association for Medical Informatics, Biometry and Epidemiology (gmds) and the German Informatics Society (GI). Digital Teaching and Digital Medicine: A national initiative is needed. GMS J Med Educ. 2018;35(3):Doc43. DOI: 10.3205/zma001189
- 2.
- Buhmann J, Felix J, Gächter T, Kowatsch T, Lehmann R, von Lutterotti N, Schedler K, Steurer J, Wolfrum C. Digitalisierung der Medizin: Konsequenzen für die Ausbildung. Schweiz Ärzteztg. 2018;99(42):1441-1444. DOI: 10.4414/saez.2018.17132
- 3.
- Kuhn S. Medizin im digitalen Zeitalter: Transformation durch Bildung. Dtsch Arztebl. 2018;115(14):633-638.