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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

09.09. - 12.09.2020, Zürich, Schweiz

Effektivität proaktiven Feedbacks im Rahmen digitaler formativer Key-Feature-Prüfungen im Medizinstudium: eine randomisierte Cross-over-Studie

Meeting Abstract

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  • Tim Becker - Universitätsmedizin Göttingen, Studiendekanat, Bereich Medizindidaktik & Ausbildungsforschung, Göttingen, Deutschland
  • Milena Goldmann - Universitätsmedizin Göttingen, Studiendekanat, Bereich Medizindidaktik & Ausbildungsforschung, Göttingen, Deutschland; Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Göttingen, Deutschland
  • Tobias Raupach - Universitätsmedizin Göttingen, Studiendekanat, Bereich Medizindidaktik & Ausbildungsforschung, Göttingen, Deutschland; Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Kardiologie und Pneumologie, Göttingen, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, 09.-12.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. DocV-009

doi: 10.3205/20gma013, urn:nbn:de:0183-20gma0138

Veröffentlicht: 18. November 2020

© 2020 Becker et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Klinische Entscheidungskompetenz sollte bereits während des Medizinstudiums erworben werden. An der Universitätsmedizin Göttingen nehmen Studierende seit 2013 in ausgewählten Lehrmodulen des klinischen Studienabschnitts an wöchentlichen formativen Key-Feature-Prüfungen [1] mit Bezug zu den Lehrinhalten des jeweiligen Moduls teil. Dass mithilfe dieses Lehrformats der Lernerfolg hinsichtlich klinischer Entscheidungskompetenz gesteigert werden kann, wurde in mehreren begleitenden Studien gezeigt [2], [3].

Im Zuge der Weiterentwicklung des Lehrformats erfolgte eine Analyse häufiger Falschantworten; daraufhin wurden ausgewählte Key-Feature-Fragen um Folgefragen ergänzt, in denen die Studierenden sich mit wichtigen Falschantworten auseinandersetzen sollen („Elaboration“). Weil diese Intervention nur einen kurzfristigen Effekt auf den Lernerfolg hatte, wurde sie im nächsten Schritt um eine Feedback-Komponente erweitert; dann wurde untersucht, wie sich eine Elaboration klinischer Entscheidungen in Kombination mit einem nachfolgenden proaktiven Feedback auf den Lernerfolg der Studierenden auswirkt.

Methoden: In der Cross-over-Studie wurden 152 Medizinstudierende des 3. klinischen Semesters in zwei Gruppen randomisiert. Sie absolvierten zehn wöchentliche formative Key-Feature-Prüfungen mit klinischen Fällen aus der Inneren Medizin. In beiden Gruppen waren jeweils 15 ausgewählte Key-Feature-Fragen um Elaborationsfragen ergänzt; diese dienten als Interventions-Items. Die entsprechenden inhaltsgleichen Key-Feature-Fragen der jeweils anderen Gruppe (ohne Elaborationsfragen) stellten die Kontroll-Items dar. Nach jeder Key-Feature-Prüfung bekamen die Studierenden eine personalisierte Feedback-E-Mail, die neben der erzielten Punktzahl auch die eigenen schriftlichen Antworten auf die Elaborationsfragen sowie sog. „Expertenantworten“ enthielt.

Zur Beurteilung des Lernerfolgs wurde zu Semesterbeginn, zum Semesterende sowie im Folgesemester ein formatives Testat absolviert, das sich auf die 30 Interventions- bzw. Kontroll-Items bezog.

Ergebnisse: Bei der Analyse des prozentualen Anteils korrekter Antworten zeigte sich zu Semesterbeginn kein Unterschied zwischen den Interventions- und Kontroll-Items (27,6±14,2% vs. 27,3±13,4%; p=.872). Am Semesterende wurden die Interventions-Items häufiger richtig beantwortet als die Kontroll-Items (71,3±19,8% vs. 66,4±21,3%; p=.003), und auch nach sechs Monaten hielt dieser Effekt noch an (67,1±20,8% vs. 62,7±21,4%; p=.006).

Diskussion: Lehrinhalte, zu denen eine Elaborationsfrage gestellt und ein E-Mail-Feedback verschickt worden war, wurden von den Studierenden sowohl kurz- als auch längerfristig besser behalten als Inhalte, zu denen keine Elaborationsfrage gestellt worden war. Die bewusste Auseinandersetzung mit diagnostischen und therapeutischen (Fehl-)Entscheidungen in Kombination mit einem proaktiven Feedback trägt also dazu bei, zugrundeliegendes prozedurales Wissen zu festigen.


Literatur

1.
Hrynchak P, Takahashi SG, Nayer M. Key-feature questions for assessment of clinical reasoning: a literature review. Med Educ. 2014; 48(9):870-883. DOI: 10.1111/medu.12509 Externer Link
2.
Raupach T, Andresen JC, Meyer K, Strobel L, Koziolek M, Jung W, Brown J, Anders S. Test-enhanced learning of clinical reasoning: a crossover randomised trial. Med Educ. 2016;50(7):711-720. DOI: 10.1111/medu.13069 Externer Link
3.
Ludwig S, Schuelper N, Brown J, Anders S, Raupach T. How can we teach medical students to choose wisely? A randomised controlled cross-over study of video- versus text-based case scenarios. BMC Med. 2018;16(1):107. DOI: 10.1186/s12916-018-1090-y Externer Link