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Im Team studieren und arbeiten: Wie eine strukturierte Gruppensimulation als Auswahlinstrument eingesetzt werden kann
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Veröffentlicht: | 18. November 2020 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Die Medizinische Hochschule Brandenburg (MHB) ist eine staatlich anerkannte Universität in kommunaler und gemeinnütziger Trägerschaft. Für die Student:innen-Auswahl nutzt die MHB seit dem ersten Bewerbungsjahrgang 2014 eine Reihe neuartiger Auswahlinstrumente, darunter eine strukturierte kooperative Gruppensimulation die durch Expert:innen-Beobachtung unter anderem nach Kommunikationsfähigkeit, Konfliktlösung und Teamfähigkeit bewertet werden. Die Zielsetzung ist eine Auswahl teamfähiger Bewerber:innen für Studium und Beruf.
Methoden: Das ursprünglich als Team-Building konzipierte unter dem Titel NASA-Game bekannte Planspiel nach Pfeiffer und Jones [1] diente als Setting für die Beobachtung von fünf bis acht Bewerber:innen durch vier Expert:innen. Die Bewerber:innen werden mit einer Krisen- und Konfliktsituation konfrontiert. Sie müssen unter Zeitdruck das Szenario durchdringen und vorgegebene Lösungsstrategien einzeln und später kooperativ und konsentiert priorisieren. Im Anschluss werden die Einzel- und Gruppenlösungen mit einer Expert:innen-Lösung verglichen und die Differenzen diskutiert und reflektiert. Das hierbei beobachtete Verhalten wird papierbasiert mit sechs geschlossenen Fragen mittels Likert-Skala erfasst. Der daraus errechnete Mittelwert der Auswahlstation fließt in den Gesamt-Mittelwert des Auswahlverfahrens zu 1/7 ein. Zum Auswahlverfahren 2019 wurde durch den Autor ein neues Planspiel entwickelt und erstmals auch die inhaltlichen Einzel- und Gruppenlösungen erfasst.
Ergebnisse: Bisher wurde dieses Instrument in sechs Jahrgängen (N=905) eingesetzt. Die Ergebnisse der Expert:innen-Beobachtung erreicht mit einem Cronbachs Alpha von .922 eine sehr gute Reliabilität. Mittels Faktorenanalyse ließen sich vier Komponenten extrahieren. Es konnten signifikante, aber schwache Korrelationen mit dem ebenfalls eingesetzten Situational Judgement Test (.199) und bei drei von fünf Multiple-Mini-Interviews (.188 bis .230) gefunden werden. In den betroffenen MMIs stehen vor allem kommunikative Fähigkeiten und professionelles Verhalten im Fokus. Erwartungsgemäß korreliert das Auswahlinstrument nicht mit der Abiturdurchschnittsnote. Eine Auswertung der zulassungsunabhängigen inhaltlichen Lösungen für Rückschlüsse auf statistische Synergien innerhalb und untereinander der Gruppen steht zum Zeitpunkt noch aus.
Diskussion: Reliabilität und Validität des Auswahlinstrumentes sind hervorragend. Aktuell werden die erfassten Einzel- und Gruppenlösungen auf Synergien innerhalb der Gruppen ausgewertet und die inhaltlichen Lösungen auf mögliche Übereinstimmungen mit der Beobachtung untersucht. Eine Beobachtungsstudie zum Vergleich der Teamfähigkeit im Studium (z.B. innerhalb vom problemorientierten Lernen in Kleingruppen) mit den im Auswahlverfahren erreichten Ergebnissen ist bereits in Planung, um eine mögliche Vorhersagekraft des Auswahlinstrumentes zu untersuchen.