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Wie werden PJ-Studierende zu eigenständigen Mitgliedern im interprofessionellen Versorgungsteam? Verantwortungsbezogenes Lernen in den Witten/Herdecker Ausbildungsstationen
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Veröffentlicht: | 20. September 2019 |
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Eigenständige Patientenbetreuung unter Supervision und aktive Einbindung in das interprofessionelle Versorgungsteam bilden das Kernanliegen vieler PJ-Studierender. In der Realität werden die Medizinstudierenden jedoch häufig zu unzweckmäßigen Aufgaben angehalten (Blutabnahmen, Botendienste) und fühlen sich als billige Arbeitskraft missbraucht. In diesem Workshop wird ein Weg aufgezeigt, wie Studierende in einer PJ-Ausbildungsstation durch aktive Einbindung zu eigenständigen Teammitgliedern werden, und wie sie dabei in ihre Rolle als Stationsärzte hineinwachsen.
Der Vorteil einer PJ-Station liegt für Studierenden in einer zielgerichteten und praxisnahen Vorbereitung auf den späteren Berufsalltag: sie lernen nicht nur ihr fachliches Wissen und ihre klinischen Fertigkeiten zu erweitern, sondern auch implizite Fähigkeiten zu entwickeln. Dazu gehören u.a. Entscheidungen zu treffen, zu priorisieren, mit Verantwortung umzugehen und im Team mit anderen Gesundheitsberufen zusammenzuarbeiten.
Seit 2007 wurden vom Integrierten Begleitstudium Anthroposophische Medizin (IBAM) im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke sukzessive drei PJ-Ausbildungsstationen aufgebaut, in denen Studierende ihr komplettes PJ-Tertial Innere Medizin, Neurologie oder Kinder- und Jugendmedizin als „Ärztin/Arzt unter Supervision“ absolvieren. Die in diesem Zusammenhang durchgeführten Studien zeigen, dass Studierende als Teammitglied mit eigenständiger Rolle wesentlich zu einer guten Kommunikationsqualität und einer hohen Patientenorientierung beitragen können. Die Einbeziehung von „Anfängern“ kann im Team dazu anregen, Routineprozesse zu reflektieren und eine Offenheit gegenüber Neuem zu kultivieren.
Ablauf: Den Teilnehmenden des Workshops werden wesentlichen Aspekte zur Gestaltung eines PJ mit Einbindung der Studierenden als eigenständiges Teammitglied vermittelt. Dazu gehören:
- Was braucht es, um gut vorbereitet in den ärztlichen Beruf starten zu können – Erkenntnisse aus Absolventenstudien und Implikationen für das PJ
- Lernen durch Aktive Teilhabe in der „Community of Practice“ (Lave and Wenger)
- Interprofessionelle Einführung: Wie erhalten die Studierende Einblick in die Aufgaben und Rollen der verschiedenen Berufsgruppen und in die Arbeitsabläufe?
- Wie kann die Einbindung in die interprofessionelle Entscheidungsfindung gefördert werden?
- PJ-Unterricht: Praxisorientierte und Reflexion fördernde klinische Seminare, integrative Fallbesprechungen, klinisches Reflexionstraining
- Was braucht es für eine strukturierte Supervision?
- Was können Studierende zu einer gelingenden Patientenversorgung beitragen? Studienergebnisse und Implikationen für Forschung und Praxis.
Die Themen werden jeweils mit Impulsreferat eingeleitet und dann in Gesprächsrunden diskutiert und vertieft.
Literatur
- 1.
- Lave J, Wenger E. Situated Learning. Legitimate peripheral participation. Cambridge: Cambridge University Press; 1991.
- 2.
- Scheffer C, Tauschel D, Cysarz D, Hahn EG, Längler A, Riechmann M, Edelhäuser F. Lernen durch aktive Partizipation in der klinischen Patientenversorgung - Machbarkeitsstudie einer internistischen PJ-Ausbildungsstation. GMS Z Med Ausbild. 2009;26(3):Doc31. DOI: 10.3205/zma000623
- 3.
- Scheffer C, Valk-Draad MP, Tauschel D, Büssing A, Humbroich K, Längler A, Zuzak T, Köster W, Edelhäuser F, Lutz G. Students with an autonomous role in hospital care – patients perceptions. Med Teach. 2018;40(9):944-952. DOI: 10.1080/0142159X.2017.1418504