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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL)

25.09. - 28.09.2019, Frankfurt am Main

Wie effektiv ist die Gestaltung eines alternativen Präparierkurses mit Plastinaten bezogen auf die Ausbildung und auf die Finanzen?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Christoph Kulisch - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Integrative Neuroanatomie, Berlin, Deutschland
  • Imre Vida - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Integrative Neuroanatomie, Berlin, Deutschland
  • Irene Brunk - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Integrative Neuroanatomie, Berlin, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL). Frankfurt am Main, 25.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV19-04

doi: 10.3205/19gma146, urn:nbn:de:0183-19gma1468

Veröffentlicht: 20. September 2019

© 2019 Kulisch et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Über den Nutzen von Präparierkursen mit Körperspenden und die zeitgemäße Art anatomischer Lehre in der humanmedizinischen Ausbildung wird weltweit diskutiert [1], [2]. Durch die kritischere Gefährdungseinstufung von Formaldehyd seit 01.04.2015 und die Neuregelung des Mutterschutzgesetzes seit 01.01.2018 mit der Ausweitung auf Studentinnen hat die Debatte an Wichtigkeit zugenommen. Relevante Aspekte sind entstehende Kosten und die Qualität medizinischer Ausbildung, so auch bei Alternativen für Schwangere und Stillende.

Für die alternativen Kurse hat sich der Fächerverbund Anatomie der Charité für die Verwendung von Plastinaten entschieden. Die Warwick Medical School hat 2008 für die anatomische Lehre ausschließlich an Plastinaten ca. 400.000 £ aufgewendet [3]. Um für die adäquate anatomische Grundausbildung angehender Medizinerinnen des 3. und 4. Fachsemesters (FS) eine entsprechende Auswahl an Plastinaten für 1 Gruppe bereitstellen zu können und damit alle Themen hinreichend abzudecken, fertigen wir selbst stetig neue Plastinate an und konnten auf einen großen Bestand zurückgreifen. Die noch fehlenden Plastinate hätten bei einem Anbieter ca. 560.000 € gekostet (Angebot 2018). Wir schätzen, dass Plastinate 10 bis 15 Jahre halten und durch Gebrauch und taktiles Erfahren durch Studierende einige Plastinate des Öfteren ersetzt werden müssen. Bei angenommenen 15 Jahren entspräche das einer Investition von gut 18.600 € pro Semester für eine Kleingruppe von 8-9 Studentinnen (Gruppengröße je Präpariertisch). Die Charité immatrikuliert im Modellstudiengang je Semester rund 320 Studierende. Die Hälfte eines FS hat gleichzeitig Präparierkurs, was 20 Gruppen zu acht Studierenden entspricht. Eine vollständige Umstellung der Präparierkurse auf Plastinate entspräche bei uns einer Investition von ca. 372.000 € pro Semester (11,2 Mio. € alle 15 Jahre). Die Konservierung einer Leiche kostet rund 100 €. Kosten für Geräte, Räume, Arbeitszeit, Verwaltung und Dozierende kommen überall noch hinzu.

Seit 4 Semestern bieten wir alternative Präparierkurse im 3. und 4. FS ausschließlich für schwangere und stillende Studentinnen an. Die niedrigste Teilnehmerinnenzahl lag bei 5 Studentinnen im jeweiligen FS. Die ebenfalls angebotenen alternativen Prüfungen zeigen, dass die Prüfungsleistung der Studentinnen ähnlich der von Teilnehmer*innen der regulären Kurse ist. Zusätzlich nutzen Studentinnen, die nach Abschluss des 4. FS schwanger werden, die Möglichkeit der alternativen Prüfung. Deren Prüfungsleistung ist der der Kursteilnehmerinnen sehr ähnlich. Sie haben keinen Nachteil durch die ihnen unbekannten Plastinate.

Bezogen auf die Ausbildung ist die Lehre an Plastinaten ähnlich effektiv wie beim Präparierkurs mit Körperspenden. Finanziell betrachtet ist ein vollständig umgestellter Kurs deutlich teurer als der reguläre Präparierkurs. Das häufig angeführte Argument der hohen Kosten traditioneller Präparierkurse erscheint vor diesem Hintergrund nicht haltbar.


Literatur

1.
McLachlan JC, Bligh J, Bradley P, Searle J. Teaching anatomy without cadavers. Med Educ. 2004;38(4):418-424. DOI: 10.1046/j.1365-2923.2004.01795.x Externer Link
2.
Azer SA, Eizenberg N. Do we need dissection in an integrated problem-based learning medical course? Perceptions of first- and second-year students. Surg Radiol Anat. 2007;29(2):173-180. DOI: 10.1007/s00276-007-0180-x Externer Link
3.
School WM. Warwick First UK University to Acquire von Hagens Plastinations for Anatomy Teaching. Coventry, UK: Warwick Medical School; 2009. Zugänglich unter/available from: http://www2.warwick.ac.uk/fac/med/news/news/?newsItem=094d43ed314c731d01318fd78b3502be Externer Link