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Evaluierung von Erfahrungen von Studierenden im Fach Zahnmedizin in Bezug auf Behindertenorientierte Zahnmedizin
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Veröffentlicht: | 20. September 2019 |
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Einleitung: Aus wissenschaftlichen Studien geht hervor, dass Patienten mit Behinderung im Durchschnitt eine schlechtere Zahn- und Mundgesundheit haben als ihre Alterskohorten der Allgemeinbevölkerung. Trotzdem haben Studierende im Fach Zahnmedizin während ihres Studiums keinen oder selten Kontakt zu Patienten mit Behinderung und erfahren in Vorlesungen und Seminaren wenig über die speziellen Anforderungen bei der zahnärztlichen Betreuung dieser Patienten.
Material und Methoden: Studienteilnehmer waren Studierende der Zahnmedizin im 7. Fachsemester an der Universität Heidelberg im Wintersemester 2017/18. Die Studie beinhaltete einen Fragebogen der Universität Witten/Herdecke mit vorformulierten Antwortmöglichkeiten oder Freitext zum Thema Erfahrungen im Umgang mit Menschen mit Behinderung. Das Ziel der vorliegenden Befragungsstudie war die Evaluierung entsprechender Erfahrungen, um Verbesserungen und Weiterentwicklungen in der zahnmedizinischen Ausbildung auf dem Gebiet der behindertenorientierten Zahnmedizin zu erreichen.
Ergebnisse: Von n=55 Studierenden im Wintersemester 2017/18 nahmen n=35 (63,6%) an der Befragung teil. Das Durchschnittsalter lag bei 24,3 Jahren, 51,4% der Befragten waren weiblich, 48,6% männlich. 82,9 % der Studierenden gaben an, bei einer zahnärztlichen Behandlung eines Patienten mit Behinderung hospitiert zu haben. Den Besuch einer Vorlesung mit Schwerpunkt behindertenorientierte Zahnheilkunde gaben 57,1% an. Die große Mehrheit der Studierenden (97,1%) würde gerne mehr über den Umgang mit Menschen mit Behinderung während der Ausbildung lernen. Hinsichtlich der persönlichen Einschätzung gab ein Drittel der Studierenden (34,3%) an, Berührungsängste bei Menschen mit Behinderung zu haben, und die Hälfte der Studierenden (48,7%) hatte bereits während der Schulzeit Mitschüler/innen mit einer Behinderung. In Bezug auf die Mundhygiene sahen sich 73,3% in der Lage, eine pflegende Person hinsichtlich der korrekten Mundhygiene bei Menschen mit schwerer Behinderung zu beraten, allerdings waren nur 42,9% schon einmal in der Situation, einer anderen Person die Zähne zu putzen. Hinsichtlich des Umgangs mit unterschiedlichen Formen von körperlichen und geistigen Einschränkungen hatten 77,1% der Befragten bereits Erfahrung beim Umlagern einer Person aus einem Rollstuhl. Bei sehbehinderten Patienten fühlten mehr als die Hälfte (62,6%) jedoch unsicher.
Schlussfolgerung: Trotz theoretischer Kenntnisse und praktischer Hospitation bei einer zahnärztlichen Behandlung fühlt sich ein großer Teil der Studierenden im Umgang von Menschen mit Behinderungen unsicher. Es besteht bei fast allen Studierenden der Wunsch mehr über den Umgang von Menschen mit Behinderung während der Ausbildung zu lernen. Um Unsicherheiten abzubauen, sollten Lehrkonzepte entwickelt werden, um das theoretische Wissen bereits während der Ausbildung praktisch umzusetzen.