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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL)

25.09. - 28.09.2019, Frankfurt am Main

Interprofessionelle Weiterbildung in der Akutmedizin: Peer-Support lehren und lernen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Dominik Hinzmann - Technische Universität München, Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, München, Deutschland; Technische Universität München, Lehrstuhl für Medizindidaktik, medizinische Lehrentwicklung und Bildungsforschung, München, Deutschland; gem. Verein für Psychosoziale Kompetenz und Unterstützung in der Akutmedizin, c/o ÄKBV München, Deutschland
  • presenting/speaker Susanne Katharina Heininger - Technische Universität München, Lehrstuhl für Medizindidaktik, medizinische Lehrentwicklung und Bildungsforschung, München, Deutschland
  • Andreas Schießl - gem. Verein für Psychosoziale Kompetenz und Unterstützung in der Akutmedizin, c/o ÄKBV München, Deutschland
  • Andreas Igl - gem. Verein für Psychosoziale Kompetenz und Unterstützung in der Akutmedizin, c/o ÄKBV München, Deutschland
  • Jonas Kreitlow - gem. Verein für Psychosoziale Kompetenz und Unterstützung in der Akutmedizin, c/o ÄKBV München, Deutschland
  • Pascal Oliver Berberat - Technische Universität München, Lehrstuhl für Medizindidaktik, medizinische Lehrentwicklung und Bildungsforschung, München, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL). Frankfurt am Main, 25.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV3-08

doi: 10.3205/19gma024, urn:nbn:de:0183-19gma0244

Veröffentlicht: 20. September 2019

© 2019 Hinzmann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: In der Akut- und Notfallmedizin arbeiten verschiedene Berufsgruppen unter höchsten Anforderungen Hand in Hand. Das hohe Maß an Verantwortung für Patient*innen in Ausnahmesituationen sowie das Hinterfragen des eigenen beruflichen Handelns in einer Extremsituation stellen potentiell belastende Faktoren dar. Wie belastend ein schwerwiegendes berufliches Ereignis empfunden wird, scheint abhängig von vorhandenen Coping-Strategien und somit von der individuellen Resilienz zu sein [1].

Peer-Support, also kollegiale Ansprechpartner, die eine individuelle Begleitung mit niedrigschwelliger, kognitiv ausgerichteter Nachsorge anbieten, scheinen einen positiven Einfluss auf die Coping-Strategien zu haben. Aktuell werden Peer-Support-Systeme in deutschen Kliniken kaum oder bestenfalls unstrukturiert angeboten. Das durch PSU-Akut e.V. modifizierte Programm der psychosozialen Unterstützung für Einsatzkräfte (PSNV-E) basiert auf dem Peer-Gedanken im klinischen Kontext. Ziel des Trainings sind „Peers auf Augenhöhe“, um einen salutogenetischen Umgang mit potentiell traumatisierenden Erfahrungen zu etablieren. Das Training wird wissenschaftlich mit Fragebögen als Prä- und Post-Messungen (t0, t1, t2) begleitet.

Methoden: Auf Basis bestehender PSNV-E-Programme wurde ein klinisches Peer-Support-System weiterentwickelt und pilotiert. Die Trainings fanden an Projektkliniken des PSU-Akut-Netzwerkes in Oberbayern statt. Bislang liegen Daten von N=14 Teilnehmenden (weiblich: 71.4%, interdisziplinär) vor. Der verwendete Fragebogen besteht aus 28 Items (5er Likert-Skala), aufgeteilt in 5 Sub-Skalen (Cronbachs alpha: .7 - .9).

Ergebnisse: Die Teilnehmenden der Peer-Support-Trainings bewerten auf der 5er Likert-Skala (5=Stimme voll und ganz zu) die inhaltliche Seminarstruktur durchschnittlich mit 4.3 (SD=.45). Die Lernziele (z.B. Strategien zum Umgang mit belastenden Erlebnissen) sowie die strukturellen Rahmenbedingungen wurden mit M=4.3 (SD=.4) geratet. Die Möglichkeiten der Gesprächsangebote wurden im Mittel mit 4.4 (SD=.3) bewertet. Es zeigte sich, dass die Teilnehmenden ihre Rolle als Peer mit einem mittleren Maß an Unsicherheit reflektieren (M=3.3; SD=.6). Erste Analysen der Post-Messungen nach 3 Monaten (t2) lassen vermuten, dass die Unsicherheit in der Peer-Rolle durch das Trainingsangebot und die Nachbegleitung gut aufgefangen und mit handlungspraktischen Strategien verbessert werden kann. Zum Zeitpunkt der Konferenz werden Daten aus diesen Messungen präsentiert werden können.

Schlussfolgerung: Das entwickelte Peer-Support-Training stößt auf positive Resonanz. Die Teilnehmenden scheinen von den Trainingsinhalten handlungspraktisch sowie psychosozial zu profitieren. Aktuell wird das Trainingsangebot für ein nationales Angebot vorbereitet. Dafür wird ein Train-the-Trainer-Programm entwickelt, um zukünftig mehr Kolleginnen und Kollegen unterschiedlicher Gesundheitsprofessionen wissenschaftlich fundierte Möglichkeiten der psychosozialen Begleitung anbieten zu können.


Literatur

1.
Hinzmann D, Schießl A, Koll-Krüsmann M, Schneider G, Kreitlow J. Peer-Support in der Akutmedizin. Anästh Intensivmed. 2019;60:95-101. DOI: 10.19224/ai21019.095 Externer Link