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Der Effekt von Vorwissen und Falldarbietungsformat auf die Diagnoserichtigkeit und den prozeduralen Wissenserwerb Medizinstudierender [Bericht über Forschungsergebnisse]
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Veröffentlicht: | 19. September 2018 |
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Problemstellung/Ziele: Virtuelle Patienten sind etabliert zur Förderung von Diagnosekompetenzen. Die Effektivität wurde als abhängig vom Falldarbietungsformat und Vorwissen der Lernenden diskutiert [1]: Das holistische Falldarbietungsformat zeigt alle Informationen und wird als effektiver für Studierende mit niedrigem Vorwissen erachtet; das serielle Falldarbietungsformat ermöglicht eine gezielte Informationsauswahl und könnte vorteilhaft für Studierende mit hohem Vorwissen sein. Die vorliegende Studie untersuchte diese Annahmen hinsichtlich der Diagnoserichtigkeit und des prozeduralen Wissenserwerbs.
Methoden: Falldarbietungsformat seriell und holistisch (experimentell) und niedriges und hohes Vorwissen (quasi-experimentell) wurden in einem 2x2-Design variiert. Die Diagnoserichtigkeit wurde mittels zu lösenden Onlinefällen erhoben. Die Vorwissensstufe wurde durch einen deskriptiven Wissenstest (Prätest/Multiple-Choice-Fragen) und der prozedurale Wissenserwerb (Prä-Posttest/Key-Feature-Problems) durch einen Ergebnisvergleich bestimmt.
Ergebnisse: Eine ANOVA (AV Diagnoserichtigkeit) ergab keinen signifikanten Interaktionseffekt für FalldarbietungsformatxVorwissen (F(1,138)=.55,p=.46,n.s.). Zwischen den Gruppen hohes und niedriges Vorwissen gab es einen signifikanten Unterschied (F(1,138)=9.54,p=.002, η2=.07). Studierende mit hohem Vorwissen diagnostizierten demnach signifikant mehr Fälle richtig, als Studierende mit niedrigem Vorwissen. Eine messwiederholte ANOVA (AV prozedurales Wissen) zeigte keinen signifikanten Effekt bei MesszeitpunktxFalldarbietungsformatxVorwissen (F(1,138)=.75,p=.39,n.s.). Ein signifikanter Effekt zeigte sich bei MesszeitpunktxVorwissen (F(1,138)=8.08,p=.01, η2=.06). Studierende mit hohem Vorwissen konnten demnach mehr prozedurales Wissen erwerben, als Studierende mit niedrigem Wissen.
Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Falldarbietungsform scheint keinen Effekt auf die Diagnoserichtigkeit oder den Wissenserwerb zu haben. Es konnte gezeigt werden, dass Studierende mit höherem Vorwissen eine höhere Diagnoserichtigkeit und mehr prozedurales Wissen erwerben.