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Wie entwickelt sich im Medizinstudium die Fähigkeit, das eigene Wissen adäquat einzuschätzen? [Bericht über Forschungsergebnisse]
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Veröffentlicht: | 19. September 2018 |
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Problemstellung/Ziele: Wissen wird im medizinischen Studium häufig nur hinsichtlich der Richtigkeit von Prüfungsergebnissen bewertet. Dabei ist es im medizinischen Alltag genauso wichtig, dass ÄrztInnen in der Lage sind, ihren eigenen Wissensstand adäquat einzuschätzen, um ggf. zusätzliche Informationen oder Rat einzuholen. So wird argumentiert, dass zu einer genaueren Einschätzung des Wissens nicht nur das Erfassen der Prüfungsleistung, sondern auch das Erfassen der Sicherheit in Bezug auf das eigene Wissen gehört. Zurzeit gibt es kaum Erkenntnisse darüber, wie sich die Selbsteinschätzung (self-monitoring) im Verlauf der Studienjahre verändert.
Methoden: Im Rahmen des formativen Progress Test Medizin wurden die Teilnehmer aus den Semestern 2 bis 10 (n=867) gebeten, pro Item ihre Antwortsicherheit („wahrscheinlich“ vs. „sicher“) einzuschätzen. Der Test besteht aus 200 Multiple-Choice Items zu allen großen Fächern und Organsystemen.
Ergebnisse: Ca. 80% der „sicheren“ Antworten waren richtig, während dies für nur ca. 55% der „wahrscheinlichen“ Antworten galt, mit geringen Schwankungen zwischen den Semestern. Der Anteil der richtigen und sicheren Antworten stieg dabei bis zum 5. Semester an und blieb dann unverändert bei ca. 45%. Der Anteil der falschen und sehr sicheren Antworten lag bei allen Semestern bei ca. 12%.
Diskussion/Schlussfolgerungen: Medizinstudierende können relativ gut ihren Wissensstand einschätzen und entwickeln diese Fähigkeit besonders in den ersten Semestern. Ab Semester 5 finden kaum Änderungen statt. Ob self-monitoring durch regelmäßiges Feedback im Rahmen des Progress Tests Medizin verbessert werden kann, werden zukünftige Studien klären.