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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

19.09. - 22.09.2018, Wien, Österreich

Mögliche Gründe für unterdurchschnittliches Abschneiden im Physikum – Wie kann das Prüfungsvorbereitungsangebot verbessert werden? [Bericht über Forschungsergebnisse]

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker A. Stefan - Universität München, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, München, Germany
  • C. Berchtold - Universität München, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, München, Germany
  • M. Angstwurm - Universität München, Medizinische Klinik und Poliklinik IV, München, Germany

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Wien, 19.-22.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc32.3

doi: 10.3205/18gma133, urn:nbn:de:0183-18gma1339

Veröffentlicht: 19. September 2018

© 2018 Stefan et al.
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Gliederung

Text

Problemstellung/Ziele: Das 1. Staatsexamen (Physikum) ist eine relevante Prüfung des Humanmedizinstudiums in Deutschland. Viele Studierende erleben Vorbereitungszeit, schriftliche und mündliche Physikumsprüfung als sehr belastend. Ziele der Studie waren Risikogruppen und Gründe für unterdurchschnittliches Abschneiden zu identifizieren sowie Erweiterungsansätze des Prüfungsvorbereitungsangebots zu entwickeln.

Methoden: Zwischen Herbst 2015 und 2016 wurden online-Befragungen vor und nach dem Physikum an 144 Studierenden der LMU München durchgeführt. Selbsteinschätzung und Vorbereitungszeit wurden mit tatsächlichen Prüfungsleistungen korreliert. Probleme und Stressoren vor und während der Prüfungen wurden zwischen Gruppen überdurchschnittlich (Gruppe 1: Gesamtnote ≤1,5, n=24) und unterdurchschnittlich abschneidender Studierender (Gruppe 2: Gesamtnote ≥3,5, n=26) mittels einzelner Items und qualitativer Befragung verglichen.

Ergebnisse: Die Selbsteinschätzung korrelierte signifikant (p<0,01) mit dem tatsächlichen Abschneiden im schriftlichen (r(Spearman)=0,509) und mündlichen Physikum (r(Spearman)=0,331). Tatsächliche Noten korrelierten nicht mit subjektivem oder objektivem zeitlichen Vorbereitungsaufwand. Gruppe 1 gab an, signifikant (p<0,1) häufiger von Problemen bei der präzisen Auffassung von Prüfungsanweisungen, Nervosität vor und während Prüfungen, Tendenz zu Leichtsinnsfehlern und Stressreaktionen auf unbekannte Prüfungsfragen betroffen zu sein als Gruppe 1. Gruppe 2 berichtete vermehrt über Versagensängste sowie Probleme bei der Strukturierung von Lerninhalten, Gruppe 1 über Leistungsdruck. Retrospektiv hielten die Studierenden Lerngruppen, Prüfungssimulationen und -vorbereitungskurse für sinnvolle Prüfungsvorbereitungsmöglichkeiten.

Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Studierenden waren in der Lage, sich über ihre Selbsteinschätzung selbstständig als Risikogruppe für unterdurchschnittliches Abschneiden zu identifizieren. Nur Qualität, nicht Quantität der Prüfungsvorbereitung schien relevanter Ergebnis-Prädiktor zu sein. Mögliche Prüfungsvorbereitungsangebote sollten neben Lerngruppen und Prüfungssimulationen Kurse zur Effektivierung der Vorbereitungszeit und Vermittlung von Coping-Strategien umfassen. Leistungsdruck und Versagensängste wurden in beiden Gruppen beobachtet und sollten ausführlicher untersucht werden.