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Longitudinale Untersuchung zu Perfektionismusausprägungen bei Medizinstudierenden [Bericht über Forschungsergebnisse]
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Veröffentlicht: | 19. September 2018 |
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Problemstellung/Ziele: Ärzte sehen sich in ihrem Berufsleben hohen Anforderungen gegenüber, die mit Erwartungen an ein möglichst perfektes Handeln einhergehen. Ein hohes Maß an Perfektionismus aber ist schon bei Medizinstudierenden mit Symptomen von Stress verbunden. Ziel dieser Studie war es, Erkenntnisse über die Entwicklung von Perfektionismusdimensionen bei Medizinstudierenden im longitudinalen Verlauf ab dem Studienbeginn zu gewinnen.
Methoden: Es wurde eine Fragebogenuntersuchung mit validierten Fragebögen zu Perfektionismus, Persönlichkeit, Allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartungen und zu Angst- und Depressionssymptomen vor dem 1. Semester (WS 2016/2017) und nach dem 3. Semester durchgeführt. Soziodemographische Daten und Daten zur Studienzulassung wurden anonymisiert erfasst.
Ergebnisse: 167 Studierende nahmen an beiden Untersuchungszeitpunkten teil. Von diesen waren 65,1% weiblich und 34,9% männlich. Dabei zeigte sich im Mittel bei allen Studierenden eine signifikante Abnahme des Selbstorientierten Perfektionismus (p≤ 05). Daneben zeigten die Studierenden, die über ihre Wartesemester zugelassen wurden, eine signifikante Abnahme des Maladaptiven Perfektionismus (p≤ 05), der die Merkmale Fehlersensibilität, Leistungsbezogene Zweifel und Sozial Vorgeschriebenen Perfektionismus beinhaltet. Ebenso wiesen diese Studierenden eine signifikante Abnahme der Hohen Standards auf. Bei den Studierenden, die über einen naturwissenschaftlichen Multiple-Choice-Test zugelassen worden waren, zeigte sich eine signifikante Zunahme von Depressionssymptomen (p≤05) im Bereich von gesund zu unauffällig.
Diskussion/Schlussfolgerungen: Eine Abnahme des Selbstorientierten Perfektionismus ist für Studierende als eher unerwünschte Entwicklung zu werten, da das Studium zu stärker selbstorientiertem Lernen und Bewerten der eigenen Leistung befähigen sollte. Ursachen für diesen Befund sollten in weiteren Studien eruiert werden. Die Studierenden sollten weiter longitudinal untersucht werden, um insbesondere Depressionssymptome bei bestimmten Subgruppen frühzeitig zu erkennen.